: Christlicher Antisemitismus
betr.: „Mit dem Imam gegen Judenhass“
Bis heute maßlos unterschätzt wird meistens der – oft sehr unbewusste – religiöse Anteil des Antijudaismus bei Menschen mit einem christlichen Hintergrund. Die subtilen christlich geprägten Vorurteilsmuster (mit historischen Geschichtsfälschungen amalgamiert, die schon im Neuen Testament zu finden sind) reichen bis hin zu Fernseh- und Kinofilmen. Sogar Karl Marx ist durch seinen christlichen Religionsunterricht (in Trier) sowie seine Hegel-Vorlesungen in seiner Frühschrift „Zur Judenfrage“ krassen historisch falschen Meinungen und damit verknüpften antijüdischen Vorurteilen in die Falle gegangen, wie sie zu seiner Zeit in Europa alltäglich waren.
Schon Martin Luthers später Antijudaismus, vom Stürmer seitenweise zitiert, hatte moderne mit alten Elementen verschmolzen, und sogar ein atheistischer Antijudaismus kann geradezu metaphysische Züge haben, denn wie im Rassismus werden dabei letztlich empirisch unbeweisbare und daher „metaphysische“ Behauptungen verfochten (wie die angebliche „Hinterlist“ der Juden). Solche Vorurteilsmuster sind auch gegen andere Feindbildgruppen ein verbreitetes Phänomen, beispielsweise antiafrikanischer oder antiasiatischer Rassismus oder Antiislamismus – nicht zuletzt auch viele Spielarten anti-„westlicher“ Einstellungen. BERNHARD WAGNER, Berlin