: Chinesische Kategorien
Karens KochKunst – die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 37: Die Fünf-Elemente-Küche bringt Ausgewogenheit ■ Von Karen Schulz
Glaubt man den Chinesen, dann nehmen wir mit unserer Nahrung weit mehr auf als nur Nährstoffe und Kalorien: Wichtigster Nahrungsbestandteil ist die Energie. Daher gehört die richtige Ernährung auch zur traditionellen chinesischen Medizin (TCM), die sich mit der Energieverteilung und -blockaden im Körper beschäftigt.
Nun gibt es jedoch nicht die eine Ernährungsweise, die allen Menschen anzuraten wäre: Die Betrachtung des Menschen in der TCM ist komplex. Nach der geltenden Energielehre werden die Menschen in Yin- oder Yang-Typen eingeteilt, von denen es ersteren, verkürzt gesagt, an Hitze mangelt, während letztere über einen Hitzeüberschuss verfügen. Unter anderem aus dieser Disposition können sich körperliche Störungen und Blockaden des Energieflusses ergeben.
Wer diese mit Hilfe der Nahrung bekämpfen möchte, muss sich mit der Fünf-Elemente-Küche vertraut machen: Nach der Lehre des Taoismus kann alles, was in der Natur vorkommt, einem der 5 Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zugeordnet werden, auch die Nahrungsmittel oder Jahreszeiten werden so kategorisiert und haben entsprechende Eigenschaften.
Ausgewogen ist eine Ernährung, in der alle Elemente gleichmäßig vorkommen und und sich damit eine energetische Balance einstellt. Zudem wird jedes Lebensmittel auf einer Wärmeskala eingeordnet, die zeigt, ob es mehr kühlende Yin- oder wärmende Yang-Qualität enthält. Energie enthalten Nahrungsmittel jedoch nicht nur selbst, sie wird ihnen im Zubereitungsprozess auch zugeführt: Daher wärmen lang gekochte Speisen wie Eintöpfe oder Aufläufe von innen, während Kaltes, Rohes eher abkühlende Wirkung hat.
Für die Wirkung spielt außerdem die Kombination der Lebensmittel eine wichtige Rolle: Bereitet man beispielsweise wärmende Möhren mit Gewürzen wie Ingwer und Zimt zu (siehe Rezept), so hat man eine ideale Winterspeise, die für Yang sorgt. Kocht man Möhren hingegen zum Beispiel mit Ananas, gibt Essig in die Sauce und isst dazu Tofu, verändert sich die Wirkung: Energie wird festgehalten und kühlendes Yin vermehrt.
Das Zauberwort in der chinesischen Lehre ist Ganzheitlichkeit: So ist die Energiebalance ebenso zentraler Bestandteil im Feng Shui, der Lehre vom harmonischen Wohnen. Und wer diese in der Kücheneinrichtung berücksichtigt, fördert auch die Energiebalance des Essens. Keine Sorge, für einen ausgeglichenen Energiestrom muss die Küche nicht komplett umgestaltet werden: Am wichtigsten sind gute Luft (“Feng“) und lebendiges Wasser (“Shui“), also regelmäßiges Lüften und frisches, unbelastetes Wasser für die Küchenarbeit.
Doch auch das richtige Schneiden der Lebensmittel, Ruhe und Freude beim Kochen, fröhliche Farben im Kochbereich und ein Ausgleich zwischen Yin- und Yang-Kräften in der Einrichtung verleiht den Lebensmitteln zusätzliche Energie, die beim Essen auf die Menschen übergeht und der gesunden Ausgewogenheit förderlich ist.
Eine Einführung und viele Rezepte findet man in: Feng Shui und die 5-Elemente-Küche, (Ilse Maria Fahrnow, Jürgen Heinrich Fahrnow, Günther Sator, Gräfe & Unzer, 168 S., 39,90 DM); ausführliche Infos etwas trocken aufbereitet in: Chinesische Fünf-Elemente-Ernährung (Dr. med. Christoph Kinkel, Falken, 144 S. 29,90 DM), eine umfassende Einführung in TCM in: Traditionelle Chinesische Medizin (Beatrice Wagner, Falken, 128 S., 24,90 DM).
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