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China und die Trump-AdministrationNervöses Interesse

Auf kein Land hat Donald Trump mehr eingedroschen als auf China. Wirklich nervös macht die Regierung in Peking aber seine Unberechenbarkeit.

Donald Trump mit seinen Gästen Foto: ap

Peking taz/rtr | US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Kollege Xi Jinping haben bei ihrem ersten Amtstreffen intensive Beratungen über ihre Handelsbeziehungen vereinbart. US-Handelsminister Wilbur Ross sagte nach dem Ende der zweitätigen Gespräche, Trump und Xi hätten auf 100 Tage ausgelegte Unterredungen zu dem Thema vereinbart.

China habe zudem ein Interesse bekundet, seinen Handelsüberschuss zu reduzieren, um die Inflation im Land besser zu steuern. „Das ist das erste Mal, dass ich sie das in einem bilateralen Kontext sagen höre.“ Auf beiden Seiten wurde die Atmosphäre bei dem Treffen am Freitag in Florida gelobt. Einzelheiten wurden jedoch nicht bekannt.

„Die Beziehung zwischen Xi und mir ist hervorragend“, sagte Trump nach dem Treffen. „Ich glaube, dass viele potenziell schwerwiegende Probleme verschwinden werden.“ Xi erklärte seinerseits, es sei „Vertrauen aufgebaut“ worden. Die chinesischen Staatsmedien berichteten am Samstag überwiegend positiv von dem Treffen. Nach den früheren „verwirrenden Signalen“ aus Washington sei klargeworden, dass „eine Konfrontation nicht unausweichlich“ sei, schrieb etwa die Zeitung China Daily.

Einfach war das US-chinesische Verhältnis noch nie. Doch einen solchen Affront wie im vergangenen Dezember hatte es lange nicht mehr gegeben. Wenige Wochen nach Donald Trumps Wahlsieg telefonierte der designierte US- Präsident mit der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen und ließ sich von ihr gratulieren.

Das war das erste Mal seit Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor mehr als 40 Jahren, dass ein US-Würdenträger mit der sogenannten Ein-China-Politik brach und Taiwan als eine unabhängige Insel betrachtet – ein Tabu aus Pekinger Sicht.

Strafzölle und Nordkorea

Auch sonst hat Trump bisher kein gutes Haar an China gelassen. Im Wahlkampf warf er den Chinesen Währungsmanipulation vor. Sie würden sich mit Billigexporten einen Handelsvorteil erschleichen und Arbeitsplätze in den USA vernichten. Er sprach gar von einer „Vergewaltigung“ seines Landes und drohte mit Strafzöllen.

Und auch beim Nordkorea-Konflikt gibt er der chinesischen Führung die Schuld. Sollte Peking weiterhin keinen Druck auf das Regime in Pjöngjang ausüben, würden die USA allein gegen Nordkorea vorgehen, kündigte Trump an. Bei seinem ersten Treffen mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping am Freitag in Florida war Taiwan kein Thema mehr, der Handelsstreit und Nordkorea hingegen schon.

Trotzdem scheint die chinesische Führung jegliche Provokation aus den USA herunterzuspielen. Er sei ja noch „unerfahren“, hieß es bislang aus dem chinesischen Außenministerium. Diplomatische Kreise in Peking berichten jedoch, wie nervös die Stimmung innerhalb der chinesischen Führung zwischenzeitlich war.

Trumps Attacken an sich seien gar nicht das große Problem, sondern dass er fast täglich seine Meinung wechselt. Nichts hasst die chinesische Führung mehr als Unberechenbarkeit. Dabei erweisen sich Trumps bisherigen Schritte in der Außenpolitik als positiv für China. Das transpazifische Freihandelsabkommen TPP, an dem mehr als ein Dutzend Pazifikanrainer-Staaten teilnehmen sollten und nur China nicht, hat Trump aufgekündigt. TPP ist damit am Ende. Stattdessen kann China nun munter sein Freihandelsabkommen mit der fast identischen Liste an Staaten durchsetzen.

Gelassene Ökonomen

In der Volkszeitung, dem Parteiorgan der kommunistischen Führung hieß es im Vorfeld des Treffens noch: „Trump ist gut für China.“ Er habe weniger Interesse an Außenpolitik. Das komme der chinesischen Regierung sehr entgegen. Dass die US am Freitag die Luftwaffenbasis der syrischen Armee bombardiert hat, dürfte Peking jedoch kalt erwischt haben. Doch anders als noch unter Obama bleiben die Attacken gegen die USA unter Trump bislang aus.

Den Handelsstreit, den Trump vom Zaun brechen will, sehen wiederum die meisten chinesischen Ökonomen gelassen. Auf Trumps Vorwurf, China würde wegen der Exportüberschüsse amerikanische Arbeitsplätze zerstören, argumentiert der Pekinger Ökonom Li Daokui: „Das Handelsdefizit der USA von 347 Milliarden US- Dollar sei Ergebnis der weltweiten industriellen Arbeitsteilung.“ Bei Dienstleistungen würden die USA sogar einen Überschuss verzeichnen.

Und auch den Vorwurf der Währungsmanipulation weisen die chinesischen Ökonomen zurück. Trump beschuldigt Peking, die chinesische Währung zu manipulieren, um Chinas Exporte billiger zu machen. Es stimmt zwar, dass Peking den Kurs des chinesischen Yuan lenkt. Doch momentan versucht China den Kurs nach oben zu treiben, um den Kapitalabfluss in den Griff zu bekommen.

In Chinas sozialen Medien erfreut sich Trump großer Beliebtheit. „Einer der nicht um den heißen Brei redet“, postet ein Blogger. Von keinem anderen ausländischen Staatschef werden die Auftritte und Äußerungen in China von so vielen Menschen verfolgt wie die von Trump. Dabei ist Twitter in China gesperrt. Über die chinesischen Kanäle finden seine Tweets dennoch ihre Verbreitung.

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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Zum Win-Win-Imperialismus amerikanisch-chinesischer Prägung?

     

    Beijing Rundschau: „Ertragreiches“ Treffen zwischen Xi und Trump legt unter globalem Blick Kurs der China-US-Beziehungen fest

     

    Im Wortlaut, vgl.: Beijing Rundschau am 10.04.2017: “Ertragreiches“ Treffen zwischen Xi und Trump {...} http://german.beijingreview.com.cn/International/201704/t20170410_800093146.html

     

    „Es gibt tausend Gründe, um die China-US-Beziehung zum Funktionieren zu bringen, und keinen Grund, um sie abzubrechen“, sagte der chinesische Staatspräsident.

     

    Sogar Arabella und Joseph, die Kinder von Trumps Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner, schlossen sich der Zusammenkunft an und sangen das chinesische Volkslied „Jasmin“ und rezitierten Verse aus dem „Drei-Zeichen-Klassiker“ und der klassischen chinesischen Poesie. (Beijing Rundschau)

  • Ist die Welt auch bereit für China?

     

    Quelle: Allianz SE, Standpunkte: China ist bereit für die Welt, aber ist die Welt auch bereit für China? »Anlässlich des Treffens der Staatschefs der reichsten Länder der Welt in China beim G20-Gipfel diskutieren Mohamed A. El-Erian und Michael Heise über die wachsende Wirtschaftskraft des Gastlandes. Dies ist der erste Teil einer zweiteiligen Serie.«

    Vgl.: https://www.allianz.com/de/presse/news/unternehmen/standpunkte/160907-china-bereit-fuer-die-welt/?search.query=China&search.filter=-_contentType:editorial

     

    Karl Marx und Friedrich Engels im "Manifest": “Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisepoche vor allen anderen aus. Alle festen, eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehn.“

  • "Auf kein Land hat Donald Trump mehr eingedroschen als auf China." heißt es in einer Teilüberschrift. Also Mexiko mit seinen angeblichen Vergewaltigern, der angedrohten Mauer und ebenfalls angedrohten Strafzöllen hat meiner Meinung nach mehr Dresche bekommen.

    Eigentlich hat JEDES Land Dresche vom Trumpeltier einstecken müssen. Auch Deutschland. Angeblich zwingen wir die USA ja unseren schlechten Stahl zu kaufen weil der so billig ist.

    "Trump ist gut für China" titelt die chin. Volkszeitung. In Wirklichkeit ist dieser Mann für niemanden gut. Weder die USA, noch Europa oder China. Einzig die Waffenindustrie kann sich freuen weil demnächst mit oder gegen ihn gerüstet wird.

  • "Nervöses Interesse"?

    Xi Jinping hatte auf dem Weg in die USA erst einmal Finnland besucht. Kurzatmigkeit ist kein chinesisches Laster.

  • Zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen China und den USA:

     

    Der Handel zwischen den beiden Nationen ist von 7,7 Milliarden Dollar im Jahr 1985 auf heute über 600 Milliarden Dollar angewachsen. Die Vereinigten Staaten sind Chinas führender Exportmarkt, und China ist das drittgrößte Ziel für US-Waren, direkt nach den Nachbarn Kanada und Mexiko. Die amerikanischen Exporte nach China haben sich seit dessen Beitritt zur WTO (2001) versechsfacht, und die chinesischen Exporte in die USA haben sich verfünffacht. Die chinesischen Direktinvestitionen (FDI) in den USA haben sich seit 2005 um mehr als das 13-fache erhöht und decken eine breite Palette von Sektoren wie Energie, Nahrungsmittel und Landwirtschaft sowie kommerzielle genutzte Immobilien ab. Diese FDI sollen mehr als 90.000 amerikanische Arbeitsplätze geschaffen haben, heißt es in einem Bericht (2016) des Nationalen Ausschusses für chinesisch-amerikanische Beziehungen und der Rhodium-Gruppe. China hat den USA außerdem dabei geholfen, ihre Neuverschuldung für die Aufrechterhaltung des Regierungsbetriebs zu finanzieren – vom sozialen Sicherheitsnetz bis hin zu militärischen Ausgaben – indem es bis Dezember 2016 US-Schuldpapiere im Wert von insgesamt über einer Billion US-Dollar gekauft hat.

     

    Quelle: Beijing Rundschau am 05.04.2017. "New Deal" möglich? Warum die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen China und den USA von größter Bedeutung ist. Von Rick Dunham.

    (Der Autor ist stellvertretender Direktor des Programms für „Global Business Journalism“ an der Tsinghua-Universität)« http://german.beijingreview.com.cn/Wirtschaft/201704/t20170405_800092716.html

  • Das gilt wohl wohl für so ziemliche alle Politiker und Wirtschaftsmanager: ein sprunghafter, unberechenbarer Präsident an der Spitze der USA ist für alle ein Greuel.

     

    Chinesische soziale Medien: große Beachtung ja, Beliebtheit eher nicht, oft viel Spot.

    China-feindlich waren auch Hilary Clinton, Obama und die früheren Präsidenten. Von daher ist Trump nicht so besonders.