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Chefin des Naturschutzamts über WölfeGehört der Wolf zu Deutschland?

Der Wolf hat schon immer zu Deutschland gehört, sagt Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. Ihr Tipp: Ruhe bewahren!

Fühlt sich wohl in Deutschland: Ein Wolf in Brandenburg Foto: dpa
Interview von Markus Sehl

Der Wolf ist gekommen, um zu bleiben. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) zählt aktuell 46 Rudel, 15 Paare und vier sesshafte Einzeltiere. Bei der Zählung vor einem Jahr waren es noch 31 Rudel gewesen, wie das Amt am Freitag mitteilte. Insgesamt dürften es mittlerweile über 200 Tiere sein. Die meisten leben in Brandenburg und Sachsen.

Frau Jessel, gehört der Wolf zu Deutschland?

Beate Jessel: Der Wolf gehört zu unserer heimischen Tierwelt. Er war bis vor etwa 150 Jahren bei uns heimisch, bis er dann ausgerottet wurde. Um das Jahr 2000 ist er von sich aus über Westpolen wieder zu uns eingewandert.

Wie gefährlich sind die neuen Wölfe für Menschen?

Mit der Zahl der Wölfe steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen den Tieren begegnen. Der Wolf hat aber mehr Angst vor den Menschen als umgekehrt. Er wird in der Regel von sich aus die Flucht ergreifen. Bei der Begegnung mit einem Wolf gilt deshalb Ruhe bewahren und sich laut bemerkbar machen. Im Gegenzug auf keinen Fall die Tiere anlocken oder anfüttern. Wölfe verlieren dadurch ihre natürliche Scheu, werden verhaltensauffällig und verlieren schließlich an Akzeptanz in der Bevölkerung.

Wann gilt ein Wolf als verhaltensauffällig?

Wir werden aufmerksam, wenn sich ein Wolf wiederholt Menschen oder bewohnten Häusern auf weniger als 30 Meter nähert und nicht die Flucht antritt, sich sogar vielleicht für Menschen interessiert.

Wieviel Wildnis verträgt Deutschland?

Im Interview: Beate Jessel

Beate Jessel ist seit 2007 Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.

Der Wolf ist gar nicht auf Wildnis angewiesen, er hat sich mittlerweile in Kulturlandschaften etabliert. Die ersten Wölfe haben sich in der Lausitz auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz niedergelassen. Was er braucht sind ruhige Gegenden mit ausreichend Nahrung, also Wildschweine, Rehe oder Hirsche und von denen gibt es auch genug. Wir haben in Deutschland potentiell Platz für etwa 440 Wolfsrudel. Ich glaube aber nicht, dass wir diese Obergrenze erreichen werden.

Vor Berlin sollen Elche gesichtet worden sein, zuvor ein Luchs in Oberschwaben. Welche wilden Tieren sollen als nächstes zu uns kommen?

Ich bin kein großer Freund von solchen Wiederansiedlungen. Ich finde es besser zu warten, bis die Lebensbedingungen für diese Tiere wieder stimmen und solche Arten von selbst wieder zurückkommen. Der Wolf ist dafür ein sehr schönes Beispiel. Ich glaube aber nicht, dass sich Elche bei uns dauerhaft etablieren können. Sie brauchen kühle, feuchte und große Waldgebiete, die gibt es stärker in den östlichen Gefilden.

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6 Kommentare

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  • "Der Wolf hat aber mehr Angst vor den Menschen als umgekehrt. Er wird in der Regel von sich aus die Flucht ergreifen."

     

    Dafür gibt es aber auch einen Grund und der Satz zeigt, daß die Frau Jessel gar keine Ahnung hat.

     

    Die Wölfe hatten früher - berechtigte - Angst vor Menschen weil sie umgehend abgeknallt wurden, wenn sie sich auch nur blicken ließen. Heute ist das verboten und da werden sie natürlich keine Angst haben und sich zur Gefahr für Haustiere und Kleinkinder entwickeln.

    "laut bemerkbar machen" wird da nicht ausreichen.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Werner W.:

      Wohl wahr.

  • "...gehört der Wolf zu Deutschland?" Ist das jetzt analog zur Frage "gehört der Islam zu Deutschland?" gemeint?

    • @Jürgen Matoni:

      Lieber Herr Matoni, ich liebe Wölfe und hasse Rassisten & Zyniker!

  • Der Wolf war vor uns da.

  • Endlich mal gute Nachrichten aus Flora, Fauna und Sachsen.