Chefin der Landesbibliothek geht: Ab in die Wüste
Chefin der Landesbibliothek gibt ihr Amt auf und baut statt in Berlin nun die Zentralbibliothek in Katar. Grünen-Fraktion kritisiert Neubesetzung.

Zwei Nicht-Mehr-Amtierende: Ex-Bundespräsident Wulff nebst Ex-Generaldirektorin Claudia Lux. Bild: dpa
Berlin hat für sein größtes Bauvorhaben der kommenden Jahre, die neue Zentral- und Landesbibliothek (ZLB), die Bauherrin verloren. ZLB-Generaldirektorin Claudia Lux gibt ihr Amt überraschend zum 1. April auf und wechselt in wärmere Gefilde – nach Katar an den Persischen Golf. Nach Angaben der Bibliothek hat Lux sich beurlauben lassen, um in dem Emirat den Aufbau einer Zentralbibliothek zu organisieren, teilte die ZLB am Dienstag mit.
Mit dem Rücktritt sind auch Spekulationen verbunden, die ZLB-Chefin habe sich womöglich mit dem Regierenden Bürgermeister und amtierenden Kultursenator, Klaus Wowereit (SPD), überworfen. Dieser wollte der Bibliothekarin einen kaufmännischen Direktor für die Zeit des ZLB-Neubaus auf dem Tempelhofer Feld gleichberechtigt zur Seite stellen.
Die Kulturverwaltung bedauerte den Weggang der Bibliotheksleiterin. Es sei „schade, dass Claudia Lux ihren Posten aufgibt“, sagte der Sprecher der Verwaltung, Torsten Wöhlert, zur taz. Lux gehe nach erfolgreicher 15-jähriger Tätigkeit als Generaldirektorin der ZLB. Die Berliner Stadtbibliothek und die Amerika-Gedenkbibliothek waren von ihr in einer Stiftung zusammengefasst worden.
Zugleich bestätigte Wöhlert, dass Volker Heller, derzeit Abteilungsleiter für Kultur in der Senatskanzlei, als kaufmännischer Direktor an die ZLB wechselt. „Heller wird vor allem den geplanten Neubau managen.“ Dagegen wies der Sprecher die Behauptungen der Grünen-Fraktion, Heller sei ohne Ausschreibung zum ZLB-Chef gekürt worden, zurück. Über die Lux-Nachfolge werde die Stiftung im Frühjahr beraten. Die Kulturexpertin der Grünen, Sabine Bangert, hatte Hellers Rochade als „Skandal“ bezeichnet.
Leser*innenkommentare
ZLB-Nutzer
Gast
Hunderte ZLB-Mitarbeiter_innen werden jetzt etwas ruhiger schlafen können. Liebe taz, google doch (oder: wie früher: recherchiere!) mal über die Stimmung in der ZLB, über wie Frau Generaldirektorin Dr. Lux mit ihren Untergebenenen zu umgehen pflegte. Es wird in der AGB und der Berliner Stadtbibliothek in Mitte wenig geweint. Hoffentlich ist sie nicht nur vorübergehend weg ('beurlaubt'), es wird gehofft, dass sie nie wieder kommt.
flohserver
Gast
Visionen sollte man haben, denn sie sind keine Krankheit, wie Helumt Schmidt meinte, sonder erhellen die Realität: Vor vier Wochen machte ich eine Fotoserie mit dem Titel: "The long shadows of the oil barrels on the Tempelhof Field" Gemeint waren die Ölfässer des Emir von Kathar. Foto: http://www.flickr.com/photos/flohserver/6790260203/
Der Wechsel von Frau Lux ist natürlich nur ein erster Vorschatten, denn der Emir ist schlau wie ein Wüstenluchs und die Tempelhof Projekt GmbH giert nach Investoren
Bertelsmann-Hofiererin
Gast
Wer gegen Bertelsman (als Bibliotheksvernichter; d.A.) sei, sei (so haben es Menschen von Frau GD Lux unter- und nicht unterschwellig vermittelt bekommen) sei gegen den Kapitalismus.
Frau GD Lux hat leider offensichtlich bis heute nicht sich damit auseinandersetzen wollen, welche Nazi-Vergangenheit auf Bertelsmann lastet und welchen neoliberalen Einfluss Bertelsmann auf die Bibliotheken in der BRD sich er-lobbyisiert hat. So ist, laut Bertelsmann'scher Doktrin, eine Buchausleihe ein 'Produkt'. Da wiehert der Amtsschimmel und an dem Bertelsmann'schen Neusprech des Produktes statte der Buchausleihe ist ebenfalls ersichtlich, wie bibliothekswissenschafts-ahnungslos Bertelsmann zu sein scheint.
Frau Lux hat solchen Bertelsmann'schen Unfung hofiert und bis zum Letzten eisern verteidigt.