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Chef der Umweltbank sucht Investor"Ein paar Millionen Euro dürften es sein"

Die Umweltbank sucht einen Investor, damit sie schneller wachsen kann. Wer genug Geld mitbringt, kann auch die Mehrheit übernehmen, sagt Bankchef Horst Popp.

Nein, die bitte nicht. Eine Heuschrecke wünscht sich die Umweltbank nicht als Investor. Bild: dpa

taz: Herr Popp, Sie suchen einen Investor für die Umweltbank. Ist Ihnen das Geld ausgegangen?

Horst Popp: Nein, wir machen seit elf Jahren gute Geschäfte und sind ordentlich mit Kapital ausgestattet. Aber wir könnten noch ein wenig mehr tun und schneller wachsen, wenn wir mehr Geld zu Verfügung hätten.

Wie wäre es mit Deutscher Bank oder Commerzbank? Die suchen doch geeignete Übernahmekandidaten und könnten Ihr angesammeltes Ökowissen nutzen.

Bild: umweltbank

Horst Popp, 50, ist Vorstandsvorsitzender und Gründer der Umweltbank in Nürnberg, deren Geschäftskonzept er 1994 entwickelte.

Reich und grün

Die Umweltbank ist eine Direktbank, die ausschließlich ökologisch ausgerichtete Investitionsprojekte anbietet. Dazu zählen Kredite für Ökohäuser oder Altbausanierung ebenso wie Investments in erneuerbare Energie oder sogenannte grüne Aktienfonds. Die Bank startete 1997 und erzielte bereits ein Jahr später einen Überschuss. Seit 2001 ist die Umweltbank an der Börse und gehört insgesamt 7.500 Anteilseignern. 15 Prozent der Aktien halten Gründer Hort Popp und seine Ehefrau, der Rest der Papiere ist im Streubesitz. Das von der Bank verwaltete Vermögen liegt derzeit bei rund einer Milliarde Euro, 146 Mitarbeiter sind in dem Institut beschäftigt.

Die Großbanken haben schon selbst entsprechende Abteilung aufgebaut und spielen in einer anderen Liga. Da geht es um Investitionen ab 50 Millionen Euro, bei unseren Projekten liegt die Obergrenze bei 15 Millionen Euro.

Okay, wenn nicht Herr Ackermann anrufen soll, wer dann?

Zum Beispiel ein reicher Privatinvestor oder eine Investorin. So etwas gab es ja kürzlich auch beim Windkraftanlagenhersteller Nordex.

Da ist die Quandt-Erbin Susanne Klatten eingestiegen.

Genau. Wir suchen aber nicht unbedingt einen Milliardär. Ein paar Millionen Euro dürften bei uns aber schon investiert werden.

Das bedeutet konkret?

Zwischen 5 und 50 Millionen Euro. Und wenn jemand 100 Millionen Euro investiert, haben wir auch nichts dagegen.

Der Börsenwert der Umweltbank liegt derzeit bei 80 Millionen Euro. Sie selbst halten mit Ihrer Frau 15 Prozent der Aktien. Wenn nun jemand mit 50 Millionen Euro oder mehr einsteigt, dann wird er die Mehrheit an der Bank halten. Macht Ihnen das keine Sorgen?

Das kommt auf den Partner an - wie beim Heiraten. Wenn ich mich auf jemanden einlasse, den ich für vertrauenswürdig halte, gebe ich auch Macht ab. Man heiratet aber nicht jeden.

Würden Sie auch eine Heuschrecke heiraten?

Für die großen Fonds wie KKR oder Blackstone sind wir zu klein. Und wir suchen jemanden, der längerfristig sein Geld zur Verfügung stellt. Denn natürlich wollen wir mit dem Investor nicht unsere Kunden vergraulen, wie das Basic mit Lidl passiert ist. Der neue Teilhaber sollte sowohl an Rendite als auch an Ökologie interessiert sein. Was von beidem im Vordergrund steht, ist nicht entscheidend.

Und was wollen Sie mit dem ganzen Geld machen?

Größer werden. Im Moment wächst der Markt für ökologisches Investment - egal ob bei Immobilien, Windparks oder anderen Geldanlagen - schneller als wir. Wir sind im Moment noch eine kleine grüne Nischenbank und wollen mehr bewegen. Die Sparkassen sind vor allem regional tätig, die großen Banken investieren vor allem in Großprojekte. Dazwischen liegt ein schönes Geschäftspotenzial. Dort wollen wir unser Wachstum verdoppeln.

Sind Sie schon in Verhandlungen?

Wir haben mit einem möglichen Interessenten aus den Niederlanden gesprochen, aber da gibt es noch keine konkreten Ergebnisse. Wir sind offen für Angebote.

INTERVIEW: STEPHAN KOSCH

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