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Archiv-Artikel

Chance für den Klimaschutz KOMMENTAR VON NICK REIMER

Kurz vor der Liberalisierung des Strommarkts vor sieben Jahren ergab eine Umfrage, dass 60 Prozent aller Deutschen den Stromanbieter wechseln wollten. Die meisten gaben damals an, zu einem Ökostrom-Anbieter wechseln zu wollen, um die Umwelt zu schonen und politischen Druck auf die Kohle- und Atomkonzerne auszuüben.

Tatsächlich wechselte seitdem aber nur ein halbes Prozent zu einem grünen Anbieter. Warum? Ein Blick auf die Stromrechnung mag helfen, diesen Widerspruch zu erklären. Denn anders als etwa die Tankrechnung nehmen die meisten Deutschen ihre Stromrechnung lediglich als laufenden Posten auf ihrem Kontoauszug wahr, dem sie aufgrund seiner Geringfügigkeit im Alltag kaum Beachtung beimessen.

Hinzu kommt, dass nur die wenigsten Verbraucher auf die Idee kommen, das Produkt „Strom“ einmal zu vergleichen. Doch das dürfte sich nun ändern. Denn am 1. Juli endet die Strompreisregulierung durch die Länder. Einige Stromkonzerne wollen dies nutzen, um ihre Preise anzuheben – und zwar nicht nur um 6 oder 8 Prozent. Manche Anbieter planen, sich gleich ein Drittel mehr genehmigen zu wollen!

Diese Dreistigkeit sollte Anstoß geben, sich nach Alternativen zum bisherigen Stromkonsum umzusehen. Zum Beispiel nach Energiesparlampen, die 100 Prozent des Stromes dafür aufwenden, um Licht zu spenden. Die klassische Glühbirne dagegen nutzt nur 5 Prozent, weshalb sie eigentlich Glühheizung heißen müsste.

Steigende Strompreise machen Stromsparen attraktiver. Zwar sind energieeffizientere Lampen, Kühlschränke oder Computer teurer als die Konkurrenz. Doch steigende Preise sorgen dafür, dass sich die Anschaffung trotzdem lohnt. Ökostromanbieter werden attraktiver, weil sie vielerorts schon heute günstigere Preise anbieten können. Ein massenhafter Wechsel des Stromanbieters würde die Konzerne enorm unter Druck setzen. Denn Eon, Vattenfall und Co könnten sich ihre geplanten Kohlekraftwerke schlicht nicht mehr leisten, wenn nur 20 Prozent aller Deutschen Ökostrom bezögen.

Deshalb sind steigende Strompreise gut. Sie sind eine Voraussetzung dafür, dass es endlich losgeht mit dem Klimaschutz in Deutschland.