■ Cash & Crash: Lieber spenden
Berlin (taz) – „Privateigentum“ leitet sich aus dem lateinischen Wort „privare“ ab, was „berauben“ bedeutet. Und das soll sich mit ethischen Maximen vertragen? Sogenannte Ethik- Investmentfonds versprechen die scheinbare Quadratur des Kreises: Profit plus gutes Gewissen.
Bei den meisten dieser Fonds steht der Umweltschutz im Vordergrund, aber das macht die Sache mit der Ethik nicht leichter. Ein Unternehmen mag Sonnenkollektoren herstellen, doch was, wenn die Muttergesellschaft auch Atomkraftwerke baut? Eine andere Firma leistet vielleicht Bahnbrechendes bei der Entwicklung von Schadstoffiltern, doch liefert nebenher auch an die Rüstungsindustrie. Gerade diejenigen Umweltschutzunternehmen, die groß genug sind, um überhaupt an die Börse zu gehen, sind häufig mit anderen Firmen verflochten, die mitnichten nach ökologischen oder gar ethischen Kriterien wirtschaften.
Die Schwierigkeit, Ethik zu definieren, bewog das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen dazu, in Deutschland keine Ethik-Fonds zuzulassen. Die Kunden könnten allzuleicht in die Irre geführt werden. Nur ein einziger Umweltfonds ist hierzulande zugelassen, der „Focus Umwelttechnologie-Fonds Euroinvest“. Dieser investiert, wie der Name schon sagt, allein in die Umwelttechnologie, unabhängig davon, wie die jeweiligen Aktiengesellschaften selbst wirtschaften.
Auch die etwas zahlreicheren luxemburgischen Fonds investieren meistens in den nachsorgenden Umweltschutz. Immerhin läßt etwa die BfG Luxinvest auf Anfrage wissen, daß bei der Entscheidung, welche Aktien für den Ökofonds gekauft werden, ein eigener Anlage-Ausschuß mit kirchlicher Beteiligung mitwirkt. Aktien aus Staaten, die Krieg führen oder Menschenrechte verletzen, sind tabu; ansonsten will man Umwelttechnologien fördern, zum Beispiel den Bahnverkehr oder auch Stromerzeugung aus Gas. Inhaltlich ist ansonsten wenig Genaues zu erfahren, denn die Fondsmanager wissen sehr wohl, wie schwammig die Anlagekriterien sind.
Der Markt für Umwelttechnologien soll ein riesiges Potential in sich bergen, der derzeitige Umfang beträgt 40 bis 50 Milliarden Mark. Die reinen Öko- Fonds zumindest werden daher ebenfalls oft als äußerst gewinnträchtig angepriesen. Die Wirklichkeit ist trauriger. Der deutsche Fonds Focus Umwelttechnologie brachte es auf minus 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Luxemburger Fonds schnitten kaum besser ab: H.C.M Eco Tech (von der Bayerischen Hypobank) schaffte 1,3 Prozent, BfG Luxinvest Ökolux kam auf minus 3,9 Prozent. Und daran ist nicht nur die schlechte Stimmung an den Börsen schuld. Denn konventionelle deutsche Aktienfonds schafften im Jahresdurchschnitt über 10 Prozent plus.
Wer der Umwelt Gutes tun möchte, wäre daher gar nicht so schlecht beraten, sein Geld in herkömmlichen Fonds anzulegen und die Gewinndifferenz für Naturschutzzwecke zu spenden. Nicola Liebert
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