■ Cash & Crash: Neuer Markt für die Innovativen
Frankfurt (taz) – Ausländische „Garagenunternehmen“ wie Apple, Microsoft oder Sun hätten in nur kurzer Zeit selbst große Unternehmen von wichtigen Märkten gefegt, konstatierte kürzlich der hessische Wirtschaftsminister Lothar Klemm (SPD). Der „Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg“ seien dabei die Risikokapitalbörsen gewesen, etwa die in New York.
Von den Vereinigten Staaten lernen heißt siegen lernen. Auch die Deutsche Börse AG will 1997 mit Rückendeckung durch das Wirtschaftsministerium in Frankfurt eine Risikokapitalbörse etablieren. Und damit kein potentieller Käufer von Risikoaktien abgeschreckt wird, heißt die Innovation schlicht „Neuer Markt“.
Ab März 1997 soll damit innovativen und wachstumsstarken Unternehmen ein verbesserter Zugang zu Eigenkapital geboten werden, sagte Klemm. Denn insbesondere jungen Technologieunternehmen mangele es typischerweise an Geld für den erfolgreichen Start und den sich anschließenden notwendigen Ausbau des Unternehmens. Fremdkapital in Form von Krediten oder Anleihen sei für Newcomer kaum aufzutreiben. „Fremdkapital will Sicherheiten, wo noch keine vorhanden sind“, dozierte Klemm. „Und Fremdkapital kostet Zinsen, wo das Geld dringend zur Expansion gebraucht wird. Eigenkapital kostet hingegen lediglich Vertrauen.“
Der „Neue Markt“ soll den Innovativen und Kreativen im Lande, insbesondere den zukunftsorientierten jungen Unternehmen der Informations- oder Biotechnologie, das Geld für die Expansion – und damit auch für die Schaffung von Arbeitsplätzen – in die Kassen spülen. „Doch ohne schnelles Wachstum“, mahnt Klemm, „droht auf Märkten mit hoher Innovationsrate schnell die Pleite.“
Vertrauen in den „Neuen Markt“ sollen risikobereite AnlegerInnen also mitbringen. Doch die Katze soll auch nicht im Sack gekauft werden. Die Deutsche Börse AG beabsichtigt, „hohe Transparenz- und Publizitätsanforderungen“ an die Unternehmen des „Neuen Marktes“ zu richten.
Beispielgebend sei dabei die Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Dort habe das Risikokapitalgeschäft parallel zur Entwicklung junger Technologieunternehmen einen breiten Aufschwung genommen; die Risikobörse (Nasdaq) ist längst etabliert. Und es existieren mittelständisch strukturierte Beteiligungsgesellschaften und eine Vielzahl von transparenten Risikokapitalfonds. Klaus-Peter Klingelschmitt
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