■ Cash & Crash: Gallisches Grummeln
Berlin (taz) – Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Die Börse in Paris hatte daher schon am Freitag den Gerüchten über die Neuwahlen nachgegeben. Der französische Aktienindex CAC-40 sackte um 2,69 Prozent und ging am Montag noch einmal ein Prozent nach unten. Immerhin hatte Premier Jacques Chirac angekündigt, ein neues Parlament zu benötigen, um seinen Haushalt mit ebenfalls neuem Haushaltsplan in den Griff zu bekommen. Das läßt weitere Enthüllungen über den Staatshaushalt erahnen.
Der ist in der Tat schlecht. Finanzminister Jean Arthuis hat bereits 10 Milliarden Francs zunächst bewilligte Ausgaben für 1997 eingefroren. Die Sozialversicherung hat dieses Jahr zudem schon über 30 Milliarden Francs (neun Milliarden Mark) mehr gefressen als geplant. Die Regierung hatte deshalb mit Tricks versucht, den Haushalt einigermaßen auszugleichen. 37,5 Milliarden Francs flossen aus den Rentenkassen der staatlichen France Télécom. Außerdem machten sie aus der viertgrößten Telefongesellschaft der Welt zum 1. Januar eine Aktiengesellschaft und wollten sie eigentlich zum 5. Mai an die Börse bringen. Das sollte dem Staat 30 bis 50 Milliarden Francs bringen. Gestern jedoch hat Arthuis den Termin auf den 24. Juni verschoben. Man könne schließlich nicht gleichzeitig Wahlkampf betreiben und die Télécom bewerben.
Noch immer ist unklar, wie viele Aktien die französische Regierung im ersten Schritt verkaufen will. Bislang hieß es nur, daß der Staatsanteil zunächst auf einen Wert zwischen 65 und 85 Prozent sinken werde. Braucht Chirac mehr Geld für seinen Haushalt und den Euro, wird er mehr verkaufen. Analysten sahen die spätere Emission gestern mit Besorgnis: Sie schrecke ausländische Investoren ab. ufo
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