■ Cash & Crash: Die Telekom zieht Bilanz
Berlin (taz/rtr) – Kurz vor Ende der Spekulationsfrist auf ihre Aktien legte die Deutsche Telekom AG gestern ihre Bilanz vor. Ab Dienstag nach Pfingsten ist ein halbes Jahr seit der Emission vergangen. Nach dieser Frist fällt die Spekulationssteuer auf Börsenkursgewinne weg. Anleger der ersten Stunde können nun ihre bisher 30 Prozent Gewinn einstreichen. Bei der Vorlage ihrer offiziellen Zahlen für 1996 versuchte Konzernchef Ron Sommer denn auch, die Eigner der T-Aktien bei der Stange zu halten.
Für 1997 versprach Sommer gestern in Bonn einen doppelt so hohen Gewinn wie 1996. Dabei hat die Telekom auch dieses Jahr gut verdient: Aus dem laufenden Geschäft lag das Plus im vergangenen Jahr bei 6,6 Milliarden Mark bei einem Umsatz von 63,1 Milliarden. Nach Abzug von 2,5 Milliarden Mark Rückstellungen für Entlassungen und den Steuern blieben 1,8 Milliarden Mark Gewinn, Tendenz steigend. Der Gewinn aus der Übertragung von Daten und Sprache lag dabei eigentlich noch höher – denn die Telekom hat ihre Schulden in einem Jahr um stolze 12 Milliarden auf 80 Milliarden Mark netto verringert.
Ihr Aktienkurs sank gestern trotzdem um gut eine Mark auf 40,13 Mark ab. Die goldenen Zahlen waren grob schon länger bekannt und wirkten deshalb auf die Kurse. Aktionäre, die nicht schnell Geld brauchen, können die T-Aktie trotzdem in aller Ruhe halten. Banken wie die Deutsche Morgan Grenfell rechnen mit weiter steigenden Gewinnen der Telekom in den nächsten Jahren. Der Blick der Telekom-Chefs auf den Aktienkurs und damit das Wohl der AktionärInnen wird auch in der Sprache der Bilanz-Pressemitteilung deutlich: Zu den Entlassungen hieß es nicht etwa bedauernd: „Wir mußten 12.500 entlassen“, sondern: „Die Mitarbeiterzahl konnte (...) auf 201.000 gesenkt werden“. rem
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