■ Cash & Crash: Bundesbank als Leihhaus
Berlin (taz) – Totes Kapital nennen Besitzer von Anlagen oder Gütern ihre Bestände, wenn sie keine Wertsteigerung bringen. Die Bundesbank besitzt reichlich totes Kapital. 3.700 Tonnen massive Goldbarren liegen in ihren Tresoren in Deutschland und Übersee. Einnahmen bringen sie mäßig, da die Barren nur zu ihrem Anschaffungspreis in die Bilanzen fließen. Das versuchte Finanzminister Theo Waigel im Mai erfolglos zu ändern. 40 Milliarden Mark wollte er aus dem Gold gewinnen. Es sollte nicht mehr zu seinem Anschaffungsspreis von 92 Dollar pro Feinunze bewertet werden, sondern annähernd zum Marktpreis. Der lag gestern bei 303,65 Dollar.
Kosten verursachen die Barren außerdem, schließlich müssen sie gelagert und bewacht werden. Möchte die Bundesbank ihre Bestände schon nicht höher bewerten, will sie wenigstens aus dem brachliegenden Gold Kapital schlagen. Sie verleiht daher „seit Jahren“ (Bundesbank) Teile der Goldbestände. Physisch werden die Barren allerdings nicht bewegt. Vielmehr gibt die Bundesbank an „Banken erstklassiger Bonität“ eine Art Goldwechsel über einen festgelegten Preis pro Unze ab. Darauf müssen die Ausleiher zwischen ein und sechs Prozent Zinsen im Jahr zahlen, je nach Nachfrage.
Die internationalen Banken geben die Goldverschreibungen dann an Unternehmen der Diamanten- und Schmuckindustrie weiter, die ihre Kredite damit absichern. „Ein Taschengeld“ verdiene die Bundesbank damit. Auch wenn sie versichert, noch nie ein Gramm Gold verloren zu haben, besteht die Möglichkeit, daß Gläubiger der Leihunternehmen in den Besitz des deutschen Goldes kommen. ufo
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