: Campusflair für die Neustadt
Nur eine Schnapsidee? Auf dem Grundstück der ehemaligen Güldenhaus-Brennerei will die Hochschule einen dritten Standort errichten. Dort sollen zahlende Master-Anwärter studieren und wohnen. Derzeit fehlt allerdings noch ein Investor
bremen taz ■ Die Hochschule Bremen will weiter expandieren. Auf dem Gelände der ehemaligen Güldenhaus-Schnapsbrennerei am Ende des Neustadtswall soll ein Studi-Wohnheim und ein „College“ für gebührenpflichtige Master-Studiengänge entstehen. Das einzige Problem: Staatliches Geld gibt es nicht. Ein Investor wird noch gesucht. Ein Sprecher der Baufirma „Müller und Bremermann“, die das Grundstück gerade ersteigert hat, gibt sich aber zuversichtlich, dass seine Firma Geld in das Projekt stecken wird: „Eine Grundeinigung mit der Hochschule haben wir erzielt.“ Schlüsselübergabe soll in frühestens drei Jahren sein.
Die Hochschule bietet derzeit schon einige gebührenpflichtige Studiengänge – hauptsächlich in den Wirtschaftswissenschaften – an. Es handelt sich dabei um so genannte Aufbaustudiengänge, mit denen sich bereits Graduierte – oft neben dem Job – weiterqualifizieren können. Dafür bezahlen sie zwischen 4.000 und 10.000 Euro für zwei bis vier Semester. Dieses Angebot will die Hochschule jetzt ausbauen: Rund 200 zusätzliche – zu einem Gutteil ausländische – Master-Studierende erhofft sich Jürgen-Peter Henckel, Kanzler der Hochschule, von den neuen Studiengängen. „Gewinn machen wir mit den Gebühren nicht“, sagt Henckel. „Das Geld macht aber Investitionen in unsere Infrastruktur möglich.“
Die Master-Studierenden, so Henckels Plan, sollen gleich neben ihrem College, in einem neuen Wohnheim unterkommen können. Platz soll es aber auch für normale Studis geben – insgesamt sind 300 bis 350 Zimmer vorgesehen. „Links der Weser gibt es zurzeit viel zu wenige Wohnungen speziell für Studenten“, sagt Henckel. Mit dem Geld eines privaten Investors will er diese nun schaffen – die Mieten sollen aber nicht über dem üblichen Wohnheimniveau von bis zu 230 Euro liegen.
Ein weiteres Projekt der Hochschule ist unterdessen bereits fast in trockenen Tüchern. Der Neustadtswall soll 2006 – wenn die Linksabbiegerspur vom Leibnizplatz wegfällt – auf Höhe der Hochschulgebäude für den Autoverkehr gesperrt werden. Die entstehende autofreie Insel soll durch eine neue Pflasterung, Grünanlagen und Sitzgelegenheiten einen „Campus-Charakter“ erhalten. Ein Sprecher von Bausenator Eckhoff begrüßte die Vorhaben der Hochschule ausdrücklich. Auch Klaus-Peter Fischer vom Ortsamt Neustadt ist mit den Plänen einverstanden. „Die Projekte auf dem Güldenhaus-Grundstück und die Campus-Meile bringen hoffentlich Leben in die Neustadt – bislang hat die Hochschule nur Studenten, die man nicht sieht.“
Vor fünf Jahren hatte die Hochschule noch abgelehnt, auf dem Güldenhaus-Gelände zu expandieren und war mit einem zweiten Standort lieber in die Nähe des Flughafens gezogen. Die jetzige Hochschulleitung setze aber aus Effizienzgründen auf räumliche Nähe der Standorte, sagte Henckel. Somit könnte also das lange verwaiste Gelände am Rand der Neustadt eine neue Nutzung finden. Bis dieses aber spruchreif ist, muss Besitzer „Müller und Bremermann“ jetzt erst einmal die Bodenbelastung überprüfen. Jahrzehnte der Schnapsproduktion haben ihre Spuren hinterlassen.
Axel Domeyer