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Call a ReporterVögel für die Tonne

Im einstigen Alliiertenviertel von Reinickendorf rotten Gebäude vor sich hin. Nun droht der Cité Foch auch noch Kunstraub.

Diese Vögel sind zum Glück weit weg von der Cité Foch. Bild: dpa

Zugegeben, die Wohnhäuser tragen mit ihrem Pastellgelb die Farbe ausgebleichter Kanarienvögel. Aber das soll den ersten Eindruck von der Cité Foch in Reinickendorf nicht schmälern: Die Siedlung wirkt zunächst idyllisch. Es gibt viel Raum und baumbewachsene Plätze. Einst lebten hier französische Alliierte mit ihren Familien. Auf ihre Bindung zu den Reinickendorfern verweist die Skulptur „Vögel“, die in der Cité Foch steht. Anwohner fürchten nun, dass das Werk der Künstlerin Ursula Hanke-Förster demnächst Altmetallhändlern in die Hände fällt. Und das ausgerechnet jetzt, da die deutsch-französische Freundschaft qua Élisée-Vertrag ihren 50. Jahrestag feiert.

Thomas Kessler wirft einen Blick auf die grünlich angelaufene Skulptur: „Reine Bronze. Damit könnte man richtig Geld machen“, sagt Kessler, der seit zwölf Jahren hier lebt und sich für die Siedlung in der Initiative Cité Foch engagiert. Die Sorgen der Anwohner haben gute Gründe: Die „Vögel“ befinden sich direkt am ehemaligen Einkaufszentrum – einem Bau in Waschbetonchic, der seit Jahren leer steht und verfällt. „Alles verwertbare Metall wird seit Monaten aus dem Gebäude geschafft“, sagt Kessler. Als wir vor der verschmierten Fassade mit den geborstenen Fenstern stehen, schleppen gerade drei Männer mit Stirnlampen Belüftungsrohre nach draußen. Das Metall landet scheppernd in einem Container.

Der Eigentümer der Immobilie hat vor fünf Jahren Konkurs angemeldet, ist aber noch nicht enteignet – und holt nun, was noch zu holen ist. „Er sitzt in der Schweiz und lässt das Gebäude entkernen“, sagt Kessler. Auf der Terrasse des Einkaufszentrums steht ein Teil der dreiteiligen „Vögel“-Skulptur, der Rest in unmittelbarer Nähe.

Mittlerweile befürchten auch die Bezirkspolitiker, dass die „Vögel“ bald in den Altmetallcontainer fliegen könnten: Grüne und CDU fordern deshalb vom Bezirksamt, die Eigentumsverhältnisse des Kunstwerks zu klären und es für Reinickendorf zu sichern.

Hier, rund um die Einkaufszentrumsruine, zeigt die Cité Foch ihr zweites, geschundenes Gesicht: Auch das ehemalige Geheimdienstgebäude und Gemeindezentrum der Franzosen sowie das Schwimmbad rotten vor sich hin. In mehreren Straßen funktioniert die Beleuchtung nicht mehr, das Leitungssystem ist marode. „Die Cité Foch ist in der Verwaltung des Bundes, seit die Alliierten abgezogen sind“, sagt Kessler. Er will nicht rüberkommen wie einer, der gern einen penibel aufgeräumten Kiez hätte. „Es ist schlicht ärgerlich, dass hier Bundesvermögen so verkommt“, stellt er klar. Und dass sich niemand wirklich zuständig fühle für das Viertel. Der Bezirk Reinickendorf verweise auf die Zuständigkeit des Bundes. „Und der Bund sitzt es aus.“

Nun wollen die Anwohner mit der Initiative Cité Foch selbst anpacken. Es ist diese Haltung, die in der versuchten Rettung der „Vögel“ einen Ausdruck findet. „Irgendwo müssen wir ja anfangen“, sagt Kessler.

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