CSU ist sich einig: Seehofer vor Alleinherrschaft
Horst Seehofer soll nach dem Parteivorsitz auch das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten übernehmen. Immer mehr Parteimitglieder stehen hinter ihm.
MÜNCHEN taz Der mächtige Bezirksverband Oberbayern wollte keinen Zweifel lassen, wer in der CSU zurzeit am Drücker ist. Während andere CSU-Bezirke kurz vor der entscheidenden Sitzung der Landtagsfraktion am Mittwoch noch unentschieden sind, welchen der verbliebenen drei Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten sie unterstützen, setzten die Oberbayern ein Zeichen der Entschlossenheit. Ihr Vorstand traf sich am Samstag in Brunnthal bei München und sprach sich geschlossen für die Kandidatur des kommenden Parteichefs und Noch-Bundeslandwirtschaftsministers Horst Seehofer aus.
Bei der Abstimmung im Vorstand habe es keine einzige Gegenstimme gegeben, wohl aber einige Enthaltungen, verkündete der oberbayerische CSU-Bezirkschef Siegfried Schneider. Die Parteiführung und das Amt des Ministerpräsidenten gehörten in eine Hand. So habe das bereits Edmund Stoiber erfolgreich praktiziert.
Dass sich die Oberbayern für Seehofer als Doppellösung entschieden haben, ist alles andere als eine Überraschung. Schon vor dem Rücktritt Günther Becksteins hatten zahlreiche Christsoziale aus dem Bezirk für Seehofer Stimmung gemacht. "Partei und Land in eine Hand", forderte etwa der Münchner Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle. Die hastige Abstimmung vom Samstag soll vor allem den Druck auf die fränkischen Bezirksverbände erhöhen. Die wollen sich bisher noch nicht damit abfinden, dass der Oberbayer Seehofer zum alleinigen starken Mann in der CSU wird. Die Mittelfranken halten vorerst an ihrem Bewerber, Innenminister Joachim Herrmann, fest. Der möchte auch nach dem Beschluss aus Oberbayern kandidieren. Der Bild am Sonntag sagte Herrmann: "Ich halte es nach wie vor für richtig, dass der CSU-Vorsitzende in Berlin ist."
Bei vielen anderen in der Partei zeigt das Vorpreschen der Oberbayern dagegen Wirkung. Der Landesausschuss der Jungen Union stimmte mit großer Mehrheit für Seehofer. Seehofer stehe der Jungen Union zwar inhaltlich nicht am nächsten, heißt es aus der Spitze der Parteijugend, aber er verspreche am ehesten Geschlossenheit und Stabilität. Seehofers Mitbewerber, Wissenschaftsminister Thomas Goppel, denkt nun über einen Rückzug nach - falls Herrmann ebenfalls aufgibt.
Eine Kampfabstimmung will man in der CSU vermeiden, zumal gerade die Koalitionsverhandlungen mit FDP und Freien Wählern begonnen haben. So wird eine klare Entscheidung für Seehofer mit jedem Tag wahrscheinlicher. In Berlin könnte dann möglicherweise Seehofers bisheriger Staatssekretär Gerd Müller das Amt des Landwirtschaftsministers übernehmen.
Während all der Personaldebatten und Hinterzimmer-Runden bleibt einer auffallend stumm: Seehofer selbst. Er möchte sich bis zur Entscheidung am Mittwoch nicht mehr öffentlich äußern, sagt er: "Am besten sind die Verfahren, die in der Öffentlichkeit nicht debattiert werden."
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