CO2-Ausstoß im Luftverkehr: Flieger bleiben Klimakiller
Fluggesellschaften senken zwar ihren Kohlendioxidausstoß pro Passagier und Kilometer. Die Emissionen steigen trotzdem deutlich.
BERLIN taz | Der weltweite Flugverkehr wird zwar immer effizienter, dennoch steigen insgesamt die durch ihn verursachten CO2-Emissionen, weil mehr geflogen wird.
Das ist das Ergebnis des diesjährigen internationalen Fluggesellschaftsvergleichs der Klimaschutzorganisation Atmosfair, der am Dienstag auf der Internationalen Luftfahrtausstellung in Berlin vorgestellt wird und der der taz vorliegt.
Im internationalen Vergleich aus Klimaschutzsicht schneiden die deutschen Ferienflieger TUIfly und Condor Flugdienst sehr gut ab. Air Berlin erreicht ein gutes Ergebnis, während die Lufthansa nur im Mittelfeld landet.
Im Vergleich zum Airline Index aus dem vergangenen Jahr haben die Fluggesellschaften ihre Emissionen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) um mehr als 3 Prozent pro Passagier und Kilometer gesenkt. Da der Passagierflugverkehr weltweit um knapp 10 Prozent zugenommen hat, sind insgesamt die CO2-Emissionen aber deutlich gestiegen.
Mehr Passagiere pro Flug
Die Senkung der Emissionen pro Passagierkilometer hat mehrere Ursachen: Zunächst haben manche Fluggesellschaften ältere Flugzeugmodelle wie die Boeing 747 durch neuere wie die Boeing 777 oder den Airbus 330 ersetzt. Außerdem haben sie die Bestuhlung verdichtet, wodurch bei jedem Flug mehr Passagiere befördert werden können; allerdings leidet die Beinfreiheit der Fluggäste darunter.
Darüber hinaus wurden häufig Tragflächen mit aerodynamischen Flügelspitzen nachgerüstet. Diese so genannten Winglets, die sich die Konstrukteure bei großen Vögeln wie Adler oder Kondor abgeguckt haben, sorgen für eine Reduzierung des Einflusses der Verwirbelungen an den Tragflächen und damit für weniger Luftwiderstand. Sie können den Treibstoffbedarf um 2 bis 4 Prozent senken.
Die deutschen Ferienflieger TUIfly und Condor Flugdienst landen im Vergleich der Fluggesellschaften weit vorn, nämlich auf Platz 4 und 6 (siehe Grafik). Dabei half die gute Auslastung. Air Berlin landet auf Platz 13.
Alte Flieger bleiben in Betrieb
Die Lufthansa, Europas größte Airline, kommt nur auf Platz 54, hat sich im Vergleich zum Vorjahr aber um sieben Effizienzpunkte verbessert. Ursache dafür seien eine bessere Auslastung, vor allem auf der Langstrecke, und neue Flugzeuge, sagte Atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen.
Auf eine neue Bestuhlung verzichte das Unternehmen jedoch, um sich mit mehr Komfort von der Konkurrenz abzuheben. Schwierig für die etablierten Fluggesellschaften sei, dass sie auch alte Flugzeuge nutzen. „Trotz Mehrverbrauch lohnt es sich nicht, diese durch neue zu ersetzen.“
Mit dem Airline Index will Atmosfair Kunden die Möglichkeit geben, sich für die am wenigsten klimaschädliche Fluggesellschaft zu entscheiden. Der diesjährige Index basiert auf Zahlen aus dem Jahr 2010 – sie decken 95 Prozent des gesamten Weltluftverkehrs ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“