CDU-Politiker beendet Karriere: Peter Tauber hört auf
Aus „persönlichen und familiären Gründen“ steigt der ehemalige CDU-Generalsekretär aus der Politik aus. Er stand fest an der Seite von Angela Merkel.

Die konservative Grundprägung streifte Tauber jedoch ab. Nur beim Thema Sterbehilfe war er verlässlich im konservativen Lager. Ansonsten warb der Fürsprecher von Schwarz-Grün für die Homoehe und 2015, zum Entsetzen des rechten Flügels und der CSU, für ein Einwanderungsgesetz.
Das Amt des Generalsekretärs, das Heiner Geißler, Angela Merkel und Volker Kauder bekleidet hatten und das oft eine Startrampe für den weiteren Weg nach oben war, definierte Tauber nicht als Abteilung Attacke. Stattdessen füllte er es als diskursiver Ideengeber. Die CDU müsse jünger, weiblicher, digitaler und offener werden, so sein Mantra, das Norbert Röttgen im Kampf um den CDU-Vorsitz derzeit fast wortgleich wiederholt. Nach dem Flüchtlingsherbst 2015 stand Tauber felsenfest an der Seite von Angela Merkel – und innerparteilich in der Kritik.
Äußerst angreifbar machte sich der ausgiebige Twitter-Nutzer Tauber 2017 mit einem Tweet zu Minijobs. „Wenn Sie was Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs“, beschied er nassforsch. Für diese sozial unterkühlte Ansage musste er sich später entschuldigen.
Modernisierung statt Attacke
Das miese Wahlergebnis 2017 kreideten viele CDU-Konservative auch Tauber an. Ein Generalsekretär müsse mehr die Konkurrenz attackieren, anstatt bloß die eigene Partei modernisieren zu wollen, hieß es. 2018 trat Tauber, damals lebensgefährlich erkrankt, nicht mehr als Generalsekretär an. Seitdem ist er Staatssekretär im Verteidigungsministerium und aus den öffentlichen Debatten weitgehend verschwunden.
Aufmerksamkeit erregte er jedoch nach der Ermordung von CDU-Politiker Walter Lübcke. Die Partei reagierte auffällig zurückhaltend auf den politischen Mord durch Rechtsextreme. Tauber aber warf der Ex-CDU Bundeabgeordneten Erika Steinbach vor, Lübckes Ermordung durch Hass-Tweets begünstigt zu haben. Etwas undurchdacht wirkte indes seine Idee, Rechtsextremen und Verfassungsfeinden Grundrechte zu entziehen – ein Vorschlag, bei dem Verfassungsrechtler abwinken.
Jetzt steigt der Hesse ganz aus der Politik aus, aus „persönlichen und familiären Gründen“. Auch seine angegriffene Gesundheit spiele dabei eine Rolle, zudem wolle er „neue berufliche Herausforderungen suchen“. Kurzum – ein Rückzug aus privaten, nicht politischen Gründen. Und doch ist Taubers Abgang ein politisches Symbol. Mit der Kanzlerin verlässt 2021 auch ein profilierter Vertreter der liberalen Merkel-CDU die Bühne.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Gerichtsentscheidung zu Birkenstock
Die Sandale als Streitfall