: CDU-Chefin Merkel für Asylcamps in Afrika
Ein Lager in Afrika ist besser als eine Nussschale im Meer, findet Beckstein. Nicht nur Unionspolitiker stimmen zu
BERLIN ap/epd ■ Der Vorschlag von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), in Nordafrika EU-Auffanglager für Asylsuchende einzurichten, stößt bei Politikern der Parteien auf unterschiedliche Resonanz. Dies sei eine legitime Überlegung, sagte die CDU-Vorsitzende Angela Merkel. Außenminister Joschka Fischer (Grüne) dagegen lehnte die Pläne ab. Sie seien „unter humanitären Gesichtspunkten nicht zu Ende gedacht“, erklärte er am Wochenende.
Schily hatte mit seinem Vorstoß auf die zunehmende Zahl von Menschen reagiert, die bei der illegalen Einreise auf dem Seeweg nach Europa ihr Leben riskieren. CDU-Chefin Merkel plädierte daher für eine regionale Flüchtlingspolitik. Doch auch sie äußerte Kritik am Vorstoß Schilys. Beim Vorschlag des Innenministers seien noch viele Details ungeklärt, so die Unionspolitikerin.
Auch Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) äußerte Skepsis: „Schilys Vorschlag ist sicher gut gemeint, aber überhaupt nicht durchdacht“, ein Antrag auf Asyl könne nur von deutschem Boden aus gestellt werden, erklärte er.
Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) hingegen betonte, er halte den Plan für erwägenswert. Flüchtlinge sollten in ihrer Heimat humanitär versorgt werden, damit sie nicht „in Nussschalen versuchen, das Mittelmeer zu überqueren“, so Beckstein.
Auch Rupert Neudeck, Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, zeigt sich offen für den Vorschlag Schilys. Er könne sich vorstellen, dass man Aufnahmeplätze an den Küsten Nordafrikas schafft, so Neudeck. Diese müssten allerdings dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR unterstellt sein. Angesichts des immer größer werdenden Flüchtlingsproblems seien unkonventionelle Lösungen gefragt.
„Diese Auffanglager sind die Alternative zum Ertrinken“, bekräftigte die CDU-Politikerin Barbara John. Sie sehe im Moment keinen anderen Weg, um Menschen zu retten, sagte die frühere Berliner Ausländerbeauftragte.
Schily selbst hatte seinen Vorschlag zuvor gegen Kritik verteidigt. „Der Tod vieler Menschen könnte so vermieden werden“, betonte er. Asylsuchende müssten nicht mehr den gefahrvollen Weg mit Schiffen über das Mittelmeer in Kauf nehmen, sondern könnten sich an eine EU-Außenstelle in einem nordafrikanischen Land wenden.
Die Idee stammt ursprünglich von dem britischen Premierminister Tony Blair, fand jedoch in der EU keine Zustimmung.