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CDU-Chef zu Doppelstaatler-SorgenNiemand soll staatenlos werden, immerhin

Anlässlich des Wahlkampfs zur Bürgerschaftswahl kam Hamburgs CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering zum Gespräch bei der Türkischen Gemeinde.

Hatte es bei der Türkischen Gemeinde nicht leicht: Dennis Thering (CDU), hier beim Fernseh-Triell Foto: Gregor Fischer/dpa

Der CDU-Spitzenkandidat für die Hamburger Bürgerschaftswahl, Dennis Thering, hat sich am Dienstagabend zu einem Gespräch in die SPD-affine Türkische Gemeinde Hamburg begeben. Mit einem Çay in der Hand steigt er auf die Bühne.

Die erste Frage des Moderators Murat Kaplan schlägt den Grundton des Abends an: „Muss ich mit doppelter Staatsbürgerschaft Angst haben, abgeschoben zu werden?“ „Nein“, meint Thering „keiner, der ein Kaugummi klaut, muss sich Sorgen machen, abgeschoben zu werden.“

Kaplan, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde, erinnert an die Zusammenarbeit des CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz mit der AfD: „Alle haben die gleiche Angst, weil Herr Merz etwas getan hat, was in der Demokratie nicht passieren durfte.“ Die Bundestagswahl wirft einen deutlichen Schatten auf den Bürgerschaftswahlkampf.

Auf die Frage, wie er als Bürgermeister Rassismus bekämpfen würde, kritisiert Thering zuerst vage den jetzigen Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), bevor er darauf aufmerksam macht, dass sich nur Hand in Hand mit der Bundespolitik etwas ändern lasse. Kaplan kontert, das Thema Rassismus komme im Wahlprogramm der CDU kaum vor. Daraufhin macht Thering darauf aufmerksam, dass es eine Vielzahl von Abgeordneten mit Migrationshintergrund in der Hamburger CDU gebe.

So viel Interesse wie bei der grünen Spitzenkandidatin

Im Saal sitzen knapp mehr als 30 Leute – mindestens so viele wie bei Katharina Fegebank, der Bürgermeisterkandidatin der Grünen, wie Kaplan bemerkt. Vor dem Beginn der Veranstaltung äußern einige Besucher*innen, sie seien „keine CDU-Fans“, aber wollten sich die Chance, Fragen an „die da oben“ zu stellen, nicht entgehen lassen.

Yilmaz, eine ehemalige Sozialpädagogin, antwortet auf die Frage der taz, ob sie Ihre Werte in der CDU vertreten sieht, lachend: „Um Gottes willen, nein.“ Ismail Doğaner vom Türkischen Elternbund Hamburg möchte endlich Wahlversprechen hören, die ihm seine Sorgen nehmen. Ob die CDU das schafft, scheint für ihn „nicht unmachbar, wenn der Wille da ist“. Obwohl er seit 51 Jahren in Deutschland lebt, sind die „Ängste immer da“.

In der offenen Fragerunde heizt sich die Stimmung auf. Ein Mann aus dem Publikum äußert seine Frustration über die Möglichkeit der Aberkennung seiner doppelten Staatsbürgerschaft. Es sei unfair, dass Menschen wie Thering, die nur eine Staatsbürgerschaft besitzen, nicht darum bangen müssen, dass ihnen eine entzogen wird.

Thering weist darauf hin, dass niemand staatenlos werden kann. Der Mann wiederholt seine Frage – und Thering seine Antwort. Am Ende gibt der Mann das Mikrofon ratlos und unbefriedigt ab.

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