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CCC will deutsche Wahlsoftware prüfenKreuz auf Weiß

Der CCC will die Software überprüfen, die in Deutschland zum Auszählen von Wahlzetteln genutzt wird. Darum rufen die Hacker jetzt zum Leaken auf.

Da hat man noch was in der Hand: Auszählung bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016 Foto: dpa

BERLIN taz | Die Wahl Mitte März in den Niederlanden wird ganz schön retro: Ausgezählt werden die abgegebenen Stimmen per Hand. Um Hackerangriffe zu verhindern nun also zurück zur Zettelwirtschaft – das klingt fast so vintage wie die Meldungen, russische Geheimdienste würden angeblich aus Angst vor digitaler Datenspionage wieder auf Schreibmaschinen umrüsten.

Allein: Die in den Niederlanden verwendete Software, die die auf Papier abgegebenen Stimmen zusammenzählt, hat sich bei Überprüfungen tatsächlich als angriffsanfällig herausgestellt. Was eigentlich schon länger bekannt ist. Gut, aber da steckte westlichen Demokratien auch noch nicht das ganze Wahlangezweifel der US-Präsidentschaftskür in den Knochen.

Deutschland, so der Chaos Computer Club, verwende das gleiche Softwareprodukt wie die Niederlande. Die Hacker kritisieren, dass die in Deutschland verwendete Version nicht quell­offen vorliegt – also von Sicherheitsexperten nicht auf Schwächen getestet werden kann. Darum ruft der Hackerclub per Pressemitteilung auf: Wer Zugriff habe, möge ihm eine aktuelle Variante der Software zuspielen.

In Deutschland wird zwar auf Papier gewählt, Wahlcomputer sind seit 2009 verfassungswidrig. Doch der CCC warnt: eine Diskrepanz zwischen Auszählungsergebnissen der Wahllokale und veröffentlichten Resultaten könnte zu einem „Vertrauensverlust“ und „weit verbreiteten Zweifeln an der Integrität der Wahlprozesse“ führen.

Pathetischer gesagt: Im Kernbereich der Demokratie ist Schwarz auf Weiß und mehrfach geprüft wirklich das Beste. Zumindest in Deutschland, wo Technikfeindlichkeit zum guten Ton vieler Bildungsbürgerlicher gehört. Zudem in einer Zeit, in der jeder Hempel sich seine eigene Weltsicht zusammen­zweifelt.

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