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Burda will Springer puschen

■ Streit zwischen Erben und Burda–Kirch–Gruppe um die Macht im Springer–Konzern wird schärfer / Burda will Springer–Konzern zum internationalen Medienkonzern machen / Zwei neue Großaktionäre im Gespräch

Hamburg (ap) - Die Großaktionäre des Axel–Springer–Verlages haben am Wochenende ihren Streit um die Herrschaft im größten deutschen Pressekonzern in die Zeitungsspalten getragen. Die Springer–Erben warfen in ihrer Zeitung Welt am Sonntag dem neuen Poolverbund der Brüder Burda und des Münchener Filmgroßhändlers Leo Kirch „eine völlige Aushebelung der Organe der Aktiengesellschaft“ vor. Hingegen sagte der badische Verlagsteilhaber Frieder Burda in der dem Verlagshaus Gruner und Jahr gehörenden Hamburger Morgenpost (Samstagausgabe): „Ich habe einen ganz gehörigen Zorn, weil man ohne Rücksicht die eigene Presse benutzt, um gegen Gesellschafter vorzugehen.“ Er fügte hinzu: „Ohne uns geht gar nichts mehr.“ Die Gruppe um Burda und Kirch, die aufgrund ihres in der vergangenen Woche bekanntgewordenen Pool–Vertrags wahrscheinlich die Kapitalmehrheit hält, will das Unternehmen in einen internationalen Pressekonzern unter Einschluß der neuen elektronischen Medien umwan deln. Burda kritisierte die bisherige „Philosophie“ des Hauses Springer: „Während andere Leute sich weltweit engagieren, kauft man bei Springer die Bergedorfer Nachrichten“. Burda, der zusammen mit seinem Bruder Franz 26 Prozent des Springer–Kapitals hält, sprach sich für eine Hereinnahme zweier weiterer Großaktionäre bei Sprin ger aus, wobei der Warenhauskonzern Kaufhof und der Heinrich–Bauer–Verlag denkbar seien. Die Burda–Kirch–Gruppe strebe eine Lösung des Konflikts an, „die allen gerecht wird“. Den Wunsch nach einer Beilegung des Machtkampfes äußerte in der Welt am Sonntag auch Kirchs Sprecherin Armgard von Burgsdorff: „Wir hoffen, daß die Lösung mit der Burda–Gruppe von der Gruppe des Nachlasses akzeptiert wird und Einvernehmlichkeit hergestellt wird.“ Beim Verkauf von 74 Prozent des einstigen Familienunternehmens waren zehn Prozent des Springer–Kapitals von 170 Millionen Mark an Kirch gegangen. Unbestätigten Berichten zufolge soll sich dieser jedoch inzwischen 26 Prozent gesichert haben.

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