Bundesweite Razzia: Nazi-Radio abgeschaltet
Bei einer bundesweiten Razzia wurden 22 Orte und Wohnungen von Neonazi-Aktivisten durchsucht und 21 Personen festgenommen. Ein Neonazi-Internetsender wurde gesperrt.
WIESBADEN taz | Am rechten Rand ist es wieder etwas leiser: Bei einem bundesweiten Polizeieinsatz gegen ein rechtes Onlineradio untersuchten am Mittwoch rund 270 Beamte des Bundeskriminalamtes mit Unterstützung der Landespolizeibehörden insgesamt 22 Wohnungen und Häuser rechter Aktivisten in ganz Deutschland. Dabei beschlagnahmten sie zahlreiche Computer, Festplatten, Handys und Waffen und sperrten die Internetinhalte des rechten Senders "widerstand-radio.com".
Beschuldigt werden 23 Personen, davon sechs weiblich, im Alter von 20 bis 37 Jahren. 21 von ihnen wurden aufgrund von Haftbefehlen festgenommen und werden dem Haftrichter vorgeführt. Sie sollen sich als Administratoren und Moderatoren des Radios durch das Abspielen von Musiktiteln einschlägiger Skinhead-Bands mit menschenverachtenden, rassistischen und teilweise auch nationalsozialistischen Inhalten strafbar gemacht haben.
Die Staatsanwaltschaft in Koblenz ermittelt zudem wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung, Volksverhetzung und weiterer Straftaten. Das Radio ist mittlerweile im Netz nicht mehr zu erreichen. Zuvor war es rund um die Uhr und weltweit über das Internet zu hören. Die Internetauftritte rechter Radios bleiben indes nicht unerkannt.
Der Präsident des BKA Jörg Ziercke meint hierzu: "In jüngster Zeit sind in der rechtsextremen Szene deutliche Tendenzen einer Modernisierung von Werbe- und Mobilisierungsstrategien feststellbar. Dazu gehört auch, dass Musik gezielt eingesetzt wird, um Jugendliche und junge Erwachsene anzusprechen und für die rechtsextremistische Szene zu rekrutieren. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Koblenz und des BKA sind als deutlicher Hinweis an Betreiber anderer rechtsextremistischer Internetradios zu verstehen, dass die Verbreitung von Liedtexten mit rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Inhalten, auch im Internet, konsequent verfolgt wird."
Zahlen von "jugendschutz.net" können diese Tendenz bekräftigen: Im letzten Jahr gab es demnach 18 Onlineradios solcher Art, immerhin zwei mehr als im Vorjahr. Hanna Wittstadt von der länderübergreifenden Kontrollinstanz bemängelt jedoch, dass ihnen für eine flächendeckende Untersuchung einfach die Kapazitäten fehlen. Dennoch arbeitet „jugendschutz.net“ eng mit dem BKA zusammen, das mit seiner Ermittlungskompetenz die Betreiber solcher Radios aufspürt und verfolgt.
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