Bundeswehr der Zukunft: Was heißt es, heute Soldat zu sein?
Ursula von der Leyen will der Bundeswehr ein neues Image verpassen: als Armee der Helfer und Berater. Aber nicht jeder Soldat sieht sich so.
Die Bundeswehr wird sich am Krieg gegen den IS beteiligen. Deutschland wird Frankreich unterstützen, Tankflug- und Aufklärungsflugzeuge nach Syrien schicken und dazu ein Kriegsschiff. Verteidigungsministerin Urusula von der Leyen spricht von einem „gefährlichen Einsatz“. Sie spricht nicht von Krieg.
Die Bundesregierung rückt damit von ihrer bisherigen Strategie gegen die Terrormiliz Islamischer Staat ab: Deutschland ist seit 2014 Teil der westlich dominierten Koalition gegen den IS, deutsche Soldaten bilden in der Autonomieregion Kurdistan Peschmerga an der Waffe aus. Unmittelbar beteiligt an Bombenabwürfen auf Waffenlager und Stützpunkte war die Bundeswehr bislang nicht. Der Einsatz könnte zeigen, was die Aufgaben der Bundeswehr, die nur selten Armee genannt wird, im Jahr 2015 sind. Was bedeutet es, heute ein Soldat zu sein?
Seit ihrem Amtsantritt 2013 modelliert von der Leyen die Bundeswehr zu einer straff organisierten und international agierenden Einsatztruppe um. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2015 sagte sie in ihrer Eröffnungsrede: „Ja, wir sind bereit zu führen.“Gleichzeitig soll die Bundeswehr als Arbeitgeber attraktiv sein, familienfreundlich. Kaum im Amt, feuerte von der Leyen zwei Staatssekretäre und zwei Abteilungsleiter und stellte unter anderem Leute der Beratungsfirma McKinsey ein.
„Das ist ein Scheißkrieg“
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will der Bundeswehr ein neues Image geben: als Armee der Berater und Helfer. Wie das einer sieht, der in Afghanistan war, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 28./29. November 2015. Außerdem: Wie Beautybloggerinnen im Kampf gegen den Terror helfen könnten. Und: Der Kabarettist Frank-Markus Barwasser hört auf. Ein Abschiedstreffen. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Im Ausland sollen sich deutsche Soldaten und Soldatinnen nicht mehr im Schlamm wälzen müssen, sondern Krisen managen. Humanitäre Hilfe, Erstaufnahmelager für Flüchtlinge, Führungspersonal für die Vereinten Nationen. Enspricht das wirklich der Realität?
Julia Maria Amberger, Reporterin der taz.am wochenende, hat den „Tag der Bundeswehr“ in Hannover besucht und beobachtet, wie von der Leyen ihren „Konzern“ präsentiert. Sie war auf dem Truppenübungsplatz in Munster und analysiert die neue Werbekampagne der Bundeswehr „Mach, was wirklich zählt“ – zuletzt parodiert durch das Peng-Kollektiv. Unsere Reporterin hat auch mit Major Marcel Bohnert gesprochen. Bohnert sah sich ursprünglich als Diplomat in Uniform, also so, wie von der Leyen sich einen Soldaten vorstellt. Nach seinem Einsatz in Afghanistan habe er jedoch erkannt, dass Soldaten fürs Kämpfen da sind. Als Bohnert das Lager in Afghanistan sah – ein Schlammfeld, 200 mal 200 Meter, drum herum Sandsäcke – wusste er: draußen wartete der Tod. „Das ist ein Scheißkrieg, für den wir uns opfern und niemand weiß, was eigentlich hier los ist.“, sagt er. Die Bundesregierung dürfe dies nicht verheimlichen.
Und jetzt in Mali? Und in Syrien? Auch dort wird geschossen und bombardiert, Menschen sterben. Was sind die Aufgaben der Bundeswehr? Was sollten Soldaten im Jahr 2015 tun dürfen, was nicht?
Diskutieren Sie mit!Die ganze Geschichte „Die Ministerin und ihr Soldat“ lesen Sie in der taz.am wochenende vom 28./29. November 2015.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“