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■ Bundeswehr: Traditionspflege macht NS-Regime salonfähigIm Geiste des Militarismus

Wiederholt hat Volker Rühe im Zusammenhang mit rechtsextremistischen Vorfällen bei der Bundeswehr betont, daß Wehrpflichtige bereits mit entsprechenden Einstellungen zu den Streitkräften kämen und die Armee ein Spiegelbild der Gesamtgesellschaft sei. Künftig sollte der Verteidigungsminister sein Augenmerk nicht nur auf die Wehrpflichtigen, sondern auch auf Teile des Offizierskorps richten, wenn ihm der Geist der Bundeswehr am Herzen liegt.

Die Ausstattung des Traditionsraumes zur Erinnerung an das Jagdgeschwader 52 der Wehrmacht zeugt noch nicht von rechtsextremistischer Gesinnung. Aber sie spiegelt auch keine demokratische Haltung wider. Das jedoch fordert der Traditionserlaß der Bundeswehr ausdrücklich, in dem die Darstellung der Wertgebundenheit der Streitkräfte und ihres demokratischen Selbstverständnisses als Grundlagen der Traditionspflege der Bundeswehr beschrieben sind.

In dem Raum wird der Versuch unternommen, militärische Erfolge wertneutral als handwerkliche Leistungen in Erinnerung zu behalten. Das ist der Geist des Militarismus, und genau den sollen die Traditionsrichtlinien der Bundeswehr aus den Kasernen verbannen. Eine unkritische, distanzlose Würdigung militärischer Operationen im verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion kann den Nährboden für Rechtsextremismus bereiten. Das nationalsozialistische Regime, das diese Operationen befohlen hat, wird salonfähig gemacht.

Offenbar hat diese Sorge auch die verantwortlichen Offiziere des Fliegerhorstes beschlichen. Anders ist nicht zu erklären, daß sie ungefragt mehrfach betonten, der Raum sei für Wehrpflichtige nicht zugänglich und normalerweise verschlossen. Welchen Sinn soll eine Traditionspflege bei der Bundeswehr haben, von der Soldaten ausgeschlossen sind?

Besonders bedrückend ist die Vorstellung, daß ausländischen Besuchern dieser Raum regelmäßig gezeigt wird – noch dazu aus Ländern, die Millionen Tote im Krieg zu betrauern hatten. Stolz auf herausragendes fliegerisches Können von Wehrmachtpiloten ohne historische Einordnung wird zu einer Verhöhnung der Opfer.

Der gesellschaftlichen Kontrolle der Bundeswehr sind Grenzen gezogen. Standorte sind für die Öffentlichkeit nicht frei zugänglich. Dafür gibt es gute Gründe. Um so mehr ist dann darauf zu achten, daß die Mechanismen der Selbstkontrolle funktionieren. Eine genaue Überprüfung aller Traditionsräume ist überfällig. Bettina Gaus

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