piwik no script img

Bundesverkehrminister zum Bahn-ChaosRamsauer will die Millionen behalten

Peter Ramsauer besteht auf einer DB-Gewinnausschüttung an den Bund und kündigt trotzdem Investitionen an. Der Minister räumt Defizite ein, nimmt die Bahn aber zugleich in Schutz.

Erteilt den Landesverkehrministern eine Abfuhr: Peter Ramsauer. Bild: reuters

BERLIN dpa/reuters | Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat die Forderungen der Verkehrsminister der Länder zurückgewiesen, die geplante Bahn-Dividende von 500 Millionen Euro in Gleise und Züge zu investieren.

Die Gewinnausschüttung an den Staat sei im Sparpaket des Bundes bereits eingeplant, sagte der CSU-Politiker der Passauer Neuen Presse vom Dienstag. "Ich muss mich auch an die politischen Rahmenbedingungen halten. Die Abführung der Bahn-Dividende ist Teil des Sparpakets."

Dabei räumte Ramsauer Defizite bei der Bahn ein. "Zehn Jahre lang ist gespart worden. Die kaufmännischen Ziele standen zu sehr im Vordergrund, die Interessen der Fahrgäste sind in den Hintergrund gerückt", sagte er. "Mit Bahnchef (Rüdiger) Grube bin ich mir absolut einig, dass die Anstrengungen im Bahnverkehr im bisherigen Winter nicht ausreichend waren."

Zugleich nahm Ramsauer die Bahn gegen Kritik wegen des Verkehrschaos zu Weihnachten in Schutz. "Von der Bahn ist hier fast Unmögliches erwartet worden. Bei solchen Verhältnissen kann es keinen Vollkaskoanspruch auf hundertprozentige Verkehrsleistungen geben."

Die Ursachen für die Pannen seien vielfältig. "Es gab Kostendruck, Kapazitätsreserven wurden reduziert, Personal abgebaut – all das hat zu diesen Missständen geführt", sagte Ramsauer. Nun aber sei ein Kurswechsel eingeleitet. Die Investitionen sollten erheblich verstärkt, neue Züge angeschafft werden. Reserven würden aufgebaut, damit es künftig keine Engpässe mehr gebe.

Auch die FDP sieht genügend Spielraum der Bahn, Dividende und Investitionen gleichzeitig zu finanzieren. "In Anbetracht der Gewinne der Bahn kann man das eine tun, ohne das andere zu lassen", sagte Verkehrsexperte Patrick Döring der Rheinischen Post. Der Bund habe über Jahre hinweg zig Milliarden in das Unternehmen gesteckt, da sei es gerechtfertigt dass er nun auch einen kleinen Teil des Gewinnes erhalte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • F
    Franka

    da werden gewinne verplant, die noch gar nicht erwirtschaftet sind??

    das ist ja wie in der ddr

  • RW
    Ralf Wünsche

    Es geht nur die Bahn zu privatisieren. Netz und Immobilien bleiben beim Bund zur Unterhaltung der Infrastruktur.

     

    Und eine Bundesnetzagentur schreibt für die erforderlichen Strecke aus und jeder Bewerber

    sein und die DB ist dann einer von vielen anderen

    Mitbietern!

     

    Mit einer solchen Beamten - Bahn kommt nicht weiter,

    weder mit S - Bahnen noch mit maroden ICes !

     

    China wird auch uns daran zeigen das Deutschland

    zum Zwergenland geworden ist und nicht einmal

    in Bahntechnologie mehr führend ist !

     

    Schade , aber das ist die Wahrheit !

  • R
    Reginald

    Zu Erinnerung: Während des 2.WK fuhr die Berliner S-Bahn (ohne Elektronik!) auch im Winter zuverlässig, auch bei Bombenangriffen.

    Da gab es keine Bremsprobleme und von Kruzschlüssen in E-Motoren ist auch nichts bekannt.

  • A
    abc

    Sparpaket

     

    Wenn man endlich die sinnlose Mwst-Senkung auf Übernachtungen zurücknähme, könnte man auf einen Schlag auf die Bahndividende verzichten und hätte trotzdem nochmal in gleicher Höhe zusätzliche Einnahmen.