Bundestreffen der „Jungen Union“: Merkels Rasselbande
Am Samstag testet die CDU-Chefin, über welchen Rückhalt sie bei ihrem Parteinachwuchs verfügt. Schon letztes Jahr rumorte es kräftig.
Der Programmpunkt am Samstagvormittag lautet: „Rede und Diskussion mit Angela Merkel“. Die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende kommt zum „Deutschlandtag“ der Jungen Union (JU) nach Kiel – und mit ihr die prominentesten Beteiligten jener unionsinternen Auseinandersetzung, der das Land seit Jahren beizuwohnen verdonnert ist.
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und Gesundheitsminister Jens Spahn sprechen am Samstag, am Sonntag dann CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Manfred Weber, der Chef der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament. Dazwischen der unwägbare Neuzugang an der CDU/CSU-Fraktionsspitze Ralph Brinkhaus. Team Erneuerung trifft also auf Team Merkel. Tausend Delegierte und Gäste kommen in die Kieler Sparkassen-Arena; die JU vertritt 115.000 Mitglieder.
Schon mal als grobe Richtungsvorgabe hat der in Kiel zur Wiederwahl antretende JU-Chef Paul Ziemiak erklärt: „Die Geduld der Bürger ist erschöpft. Die Außendarstellung, wie wir sie in den vergangenen Wochen und Monaten erlebt haben, muss ein Ende haben.“ Aber so ist das bei der Jungen Union – ihre Zuständigkeit ist die des Troubleshooters, um hernach brav die anstehenden Wahlkämpfe zu wuppen. Merkel ist angewiesen auf den überwiegend männlichen Parteinachwuchs.
In Bayern und Hessen wird noch in diesem Monat gewählt, im kommenden Jahr dann gleich dreimal im Osten. In Thüringen, Brandenburg und Sachsen wird die CDU in einem vermutlich schmerzhaften innerparteilichen Prozess ihr Verhältnis zur AfD klären müssen. Ziemiak erteilte einer Koalition mit der rechten Partei vorsorglich eine deutliche Absage.
Die Frage in Kiel wird jedoch vor allem sein, wie Merkel bei der JU noch ankommt. Im letzten Jahr, beim Deutschlandtag in Dresden, gleich nach der Bundestagswahl, rumorte es kräftig. CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hatte den Nachwuchs in einer fulminanten Rede mächtig eingeheizt, die Delegierten verabschiedeten eine Dresdner Erklärung, in der personelle und konservative Erneuerung gefordert wurden. Aber dann erschien die Vorsitzende, gelobte Besserung und ward mit mildem Applaus entlassen. Tatsächlich rückten anschließend Julia Klöckner und Jens Spahn in Ministerämter auf, und die Saarländerin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde Generalsekretärin.
2018 hat Merkel keine Jobs im Angebot. Und ihr sitzen die satzungsgemäßen Abläufe im Nacken. Gehen die Wahlen in Bayern und Hessen nicht wunschgemäß aus – gerade in Bayern sieht es sehr danach aus –, werden die Landesverbände eine Mitverantwortung in der miesen Berliner Regierungsarbeit sehen. Und nur wenig später, Anfang Dezember, wählt die CDU eine neue Vorsitzende. Für Merkel, die bereits angedeutet hat, wieder kandidieren zu wollen, ist das Zusammentreffen mit dem Nachwuchs ein ernst zu nehmender Test, ob sie noch auf die JU zählen kann.
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