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Bundestagswahlkampf 2017Fälschte die AfD Spenderlisten?

Alice Weidel unter Druck: Einige der vermeintlichen Spender, die ihrem Kreisverband 2017 rund 130.000 Euro gegeben haben sollen, bestreiten das nun.

Und Alice Weidel? Schweigt Foto: dpa

Berlin taz | Im Skandal um eine dubiose Großspende aus der Schweiz hat die AfD dem Bundestag eine offenbar in Teilen gefälschte Spenderliste vorgelegt. Das geht aus Recherchen des Spiegel und des ARD-Politikmagazins „Report Mainz“ hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurden.

Einige der vermeintlichen Spender, die im Bundestagswahlkampf 2017 insgesamt 130.000 Euro an den Kreisverband der heutigen AfD-Fraktionschefin Alice Weidel gespendet haben sollen, bestreiten dies inzwischen. Stattdessen hätten die Personen nur ihren Namen auf die Liste setzen lassen, dafür soll ihnen auch Geld angeboten worden sein.

Gegenüber dem Spiegel und „Report Mainz“ bestätigte ein Sprecher der ermittelnden Staatsanwaltschaft Konstanz: „Die bisherigen Vernehmungen haben die Zweifel bestätigt, dass es sich bei den Personen tatsächlich um die angeblichen Spender handelt.“ Unklar ist bislang, wer sie zu den falschen Angaben angestiftet hat.

Der Spenderliste vorausgegangen war eine umstrittene Wahlkampfspende 2017, die angeblich von einer Pharmafirma aus der Schweiz kam und in mehreren Tranchen in Schweizer Franken auf das Konto von Weidels Kreisverbandsbüro einging. Die AfD überwies das Geld trotz einiger Zweifel erst Monate später zurück und legte Ende 2018 überraschend die Spenderliste vor, nach der 14 Einzelpersonen für die großzügigen Überweisungen verantwortlich gewesen seien.

Im Bericht des Spiegel heißt es, die AfD lehne eine offizielle Stellungnahme ab. Alice Weidels persönlicher Pressereferent, Daniel Tapp, äußerte sich jedoch mit den Worten: „Es wird immer deutlicher, dass hier ein Parteikonto eines Kreisverbands kontaminiert wurde, um Frau Weidel und der AfD zu schaden.“

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Konstanz wegen des Verdachts der illegalen Parteienfinanzierung durch sogenannte Strohmannspenden. Dabei wird die Identität der wahren Spender verschleiert, was nach dem Parteiengesetz verboten ist. Auch prüft nun die Bundestagsverwaltung die Spenderliste.

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10 Kommentare

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  • da können se Weidel, Gauland und die anderen Betrüger ja gleich neben Meineidpetry setzen... alles eine Misspoke.

  • Willkommen bei den „Altparteien“! Wozu braucht es jetzt noch eine AfD?



    Ist die AfD nicht auch mal angetreten, um die „Altparteien“ auch zu jagen ob ihrer ungesetzlichen Praktiken?



    Erst verharmlosten viele AfD-Anhänger die illegale, für den Wahlkampf von Weidel zweckgebundene Spende mit dem Argument, viele Mitglieder der „Altparteien“ hätten in und aus der Vergangenheit auch Spendenskandale anhängig! Und als die Fakten erdrückend wurden, schoben Weidel und Gauland in bewährter AfD-Manier die Schuld dem AfD-Schatzmeister zu.



    Dabei ist das Spendenproblem der AfD schon viel älter und viel breiter, als bisher am Fall Weidel diskutiert, wie ja u.a. auch die mittlerweile bekannte Verwicklung der Ex-AfD-Führerin Petry und der neue, gegen Meuthen begründete Verdacht beweisen.



    Und der nächste Spendenskandal um Höcke steht schon vor der Tür!



    Alles schon wieder vergessen? Die AfD ist eben unglaubwürdig! Alles nur Vogelschiss!



    Dass jetzt gerade wieder aus dem Umfeld von Weidel neue Ungeheuerlichkeiten auftauchen, überrascht nicht!

    youtu.be/QGOx8I0COYg



    Viel Spaß beim Anhören!

    Meine Prognosen:



    1. Hinter dem anonymen Großspender erwartete ich - mittlerweile auch bestätigt - die „Baron von Finck Dynastie“. Wo wohl die anderen Milliardäre Deutschlands zu dem aktuellen Rechtsruck stehen?



    2. Spenden-Mädel Weidel hat mittlerweile bei der AfD ihre Schuldigkeit getan und wird über kurz oder lang von ihren AfD-Partei-„Freunden“ oder vom Gericht ausgesondert!

  • „Es wird immer deutlicher, dass hier ein Parteikonto eines Kreisverbands kontaminiert wurde, um Frau Weidel und der AfD zu schaden.“



    Respekt! So einen Spruch muss man erst einmal ohne Gesichtslähmung hinbekommen! Die sog. AfD steckt voller Profi-Schauspieler!

  • Na, da haben sich vermeintliche Saubermänner & -Frauen in der AfD ordentlich bekleckert.



    Es wird vermutlich eher nicht der AfD, sondern hauptsächlich Frau Weidel schaden. Den inneren Machtkampf wird sie gegen die Neurechte verlieren ...

    In der Spenden-Affäre der CDU hat es auch ein bißchen gedauert, aber Kohl war nicht so dumm, Spenderlisten zu fälschen, sondern hat ein Ehrenwort fabuliert. Die CDU regiert heute noch das Land.

  • Die arme Frau weidel. Die altparteien und das ÖR-meinungskartell hat sich gegen sie und die afd verschworen und sie sind die letzten Kämpfer für Transparenz und Offenheit in der parteienfinanzierung...

  • Liebe AfD, habt doch einfach mal Mut zur Wahrheit.

  • 8G
    84935 (Profil gelöscht)

    Der vorletzte Abschnitt ist mal wieder typisch: die AFD sieht sich in der Opferrolle! Wahrscheinlich kam das Geld von der Antifa...

    • @84935 (Profil gelöscht):

      irgendwo muss die Antifa e.V. ja hin mit ihren Mitgliedsbeiträgen...

  • "Es wurde nichts versucht, zu vertuschen!... Ich weiß, das ist Ihnen fremd." Alice Weidel zur AfD-Spendenaffäre am 21.11.2018 im Bundestag in ihrer Rede zum Bundeshaushalt.

  • Was für eine Partei. Wann gibt es endlich eine Begrenzung von direkten oder Indirekten Spenden auf 1000 Euro pro Person/Unternehmen je Jahr?