Bundestagsliste der Berliner Grünen: Ganz in weiß

Paus, Gelbhaar, Künast: Bei der Kür der grünen Bundestagsliste gibt es wenig Überraschungen. Debattiert wird darüber, ob die Liste zu weiß ist.

Ein Mann überreicht einer Frau Blumen

Blumen für die Spitzenfrau: Lisa Paus nach der Wahl zum Spitzenplatz auf der Bundestagsliste Foto: dpa

BERLIN taz | Özcan Mutlu, der langjährige Landes- und Bundesparlamentarier der Berliner Grünen, ist bei seinem Comebackversuch auch im zweiten Anlauf gescheitert. Der 53-jährige Türkeistämmige, der mit seiner Erfahrung und seinem Migrationshintergrund für sich warb, scheiterte am Sonntag klar bei der Kandidatur für Platz 6 der Grünen-Kandidatenliste für die Bundestagswahl.

Für Mutlu stimmten nur 19 Delegierte; für seine Gegenkandidatin Laura Sophie Dornheim, die jüngst öffentlichkeitswirksam für ein Recht auf Homeoffice stritt, hingegen 108. Mutlu, der 2013 bis 2017 im Bundestag und zuvor im Abgeordnetenhaus saß, hatte sich bereits im Herbst vergeblich um die Direktkandidatur im Wahlkreis Mitte beworben.

An der Spitze der Grünen-Liste für die Wahl am 26. September steht wie vor vier Jahren die Charlottenburger Abgeordnete Lisa Paus, Expertin für Finanzpolitik. Die rund 150 Delegierten, die an den beiden vorangegangenen Tagen das Grünen-Programm für die Abgeordnetenhauswahl digital beschlossen hatten, wählten sie am Sonntag in einer Präsenzveranstaltung mit 98 Prozent. Eine Gegenkandidatur gab es nicht. Anders war das 2017: Da hatte ihr die jetzige Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl, Bettina Jarasch, Platz 1 streitig zu machen versucht. Vergeblich.

Alles beim Alten an der Spitze

Auch auf den beiden Plätzen dahinter gibt es gegenüber der vorigen Bundestagswahl keine Veränderung: Auf Platz 2 kandidiert Verkehrspolitiker Stefan Gelbhaar, auf Platz 3 Ex-Verbraucherschutzministerin Renate Künast. Danach konnten sich mit Andreas Audretsch und Landeschefin Nina Stahr zwei Mitglieder des Landesvorstands platzieren. Ein weiteres Vorstandsmitglied, Hanna Steinmüller, rangiert zwar erst auf Listenplatz 9, hat aber gute Chancen, das Direktmandat im Wahlkreis Mitte zu gewinnen – dort, wo Mutlu gern angetreten wäre.

Auf Landesebene haben die Grünen in den beiden jüngsten Umfragen 18 und 23 Prozent erhalten. Das würde bei der Bundestagswahl für sechs Mandate reichen: So viele Sitze bekamen bei der vorigen Wahl 2017 CDU und Linkspartei als zu jener Zeit stärkste Parteien in Berlin mit 22,7 beziehungsweise 18,8 Prozent. Die damaligen 12,6 Prozent der Grünen reichten für vier Mandate: Für sie sitzt neben Paus, Gelbhaar und Künast auch Canan Bayram im Bundestag, die den Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg direkt gewann.

Mutlu scheiterte auch mit einer weiteren Kandidatur, nun für den nicht sicheren Listenplatz 8. Dort setzte sich eine andere Bewerberin mit Migrationshintergrund durch: Juliana Wimmer, die brasilianische Wurzeln hat. Mutlu hatte bereits im vergangenen Sommer einen Widerspruch zwischen dem grünen Vielfaltsanspruch und einer aus seiner Sicht rein weißen Bundestagsliste ausgemacht.

Diversität? Da ist „Luft nach oben“

Seine erfolgreiche Gegenkandidatin Dornheim, früher Mitglied der Piraten-Partei, bezeichnete es auf eine Nachfrage zu ihrer Bewerbung als „Problem“, dass bis zu Listenplatz 6 nur Weiße kandieren würden. Sie verwies darauf, dass ihr Großvater als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen und ihr Kind „dunkelhäutig“ sei. Spitzenkandidatin Jarasch hatte am Samstag erneut eingeräumt, dass es beim Thema Diversität noch „Luft nach oben“ gebe.

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