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Bundestag beschließt InternetsperrenGesetz gegen "Zufallsnutzer"

Der Bundestag hat das umstrittene Gesetz gegen Kinderpornoseiten beschlossen. Neben der Opposition stimmten nur drei SPDler und ein Christdemokrat gegen das Projekt.

Künftig wird hier auf dem Monitor ein Stopp-Schild erscheinen müssen. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Abstimmung war eindeutig. Mit den Stimmen der großen Koalition hat der Bundestag Donnerstag abend die Einführung von Internetsperren für Kinderporno-Seiten beschlossen. Die Opposition aus FDP, Linken und Grünen stimmte dagegen.

Die von Familienministerin von der Leyen (CDU) angestoßene Regelung sieht vor, dass Internetfirmen künftig den Zugang zu ausländischen Kinderporno-Seiten erschweren müssen. Das Bundeskriminalamt (BKA) soll täglich eine Liste der zu sperrenden Seiten zusammenstellen. Wer als Internet-Surfer in Deutschland versucht, eine gesperrte Seite aufzurufen, wird zu einer erläuternden Stopp-Seite weitergeleitet.

Im Bundestag verteidigte die Koalition das Projekt eher matt. Die leicht zu umgehenden Sperren erschwerten den Zugang vor allem für "Zufallnutzer" von Kinderpornographie, sagte Martina Krogmann (CDU). Mit den Sperren könne man immerhin auf "einen Teil" der Kinderporno-Konsumenten einwirken, erklärte Martin Dörmann (SPD).

"Die Regierung begnügt sich mit einer Scheinaktivität", kritisierte dagegen Max Stadler (FDP). Mit den Zugangssperren werde nur ein "Vorhang vor das Geschehen" gezogen, höhnte Wolfgang Wieland (Grüne).

Die Koalition betonte, dass man viele Forderungen der Kritiker und aus einer Expertenanhörung aufgenommen habe. So drohe Internet-Surfern, die (zufällig) auf einer gesperrten Seite landen, keine Strafverfolgung mehr. Und ein unabhängiges Gremium aus fünf Fachleuten solle laufend überprüfen, ob das BKA wirklich nur Kinderporno-Seiten sperrt. Das Gesetz wird zudem auf drei Jahre befristet. Auch die Opposition erkannte an, dass dem Gesetz damit einige "Giftzähne" gezogen wurden, bemängelte aber die dadurch ausgelöste Hektik im Gesetzgebungsverfahren.

CDU-Frau Krogmann forderte die Netz-Community auf, sich nun "nicht zu verweigern", sondern Personalvorschläge für das Kontrollgremium zu machen. Das Gremium selbst wurde gestern von der Opposition überwiegend kritisiert. "Hier wird nur eine rechtstaatliche Kontrolle vorgegaukelt", sage Jörn Wunderlich (Linke). FDP und Grüne fragten, warum man denn die Sperr-Entscheidungen nicht einem Richter überlassen habe.

Verständnis fand in der Opposition die Kritik von Peter Schaar, dem Bundesberauftragte für Datenschutz. Er hatte in der taz bemängelt, dass das Kontrollgremium bei ihm als Datenschutzbeauftragten angesiedelt sei. Er kenne sich mit der Kinderporno-Thematik aber gar nicht aus, sagte Schaar Anfang der Woche. "Das Kontrollgremium gehört da nicht hin", betonte jetzt auch Max Stadler (FDP); der Datenschutzbeauftragte solle sich nicht an polizeilichen Aufgaben beteiligen. Dagegen erinnerte Michaela Noll (CDU) daran, dass Schaar ja "nur das Kontrollgremium bestellen" und nicht selbst kontrollieren soll. Ihre Fraktionskollegin Krogmann hielt Schaar für "genau den richtigen Mann", Schaars Kritik an seiner neuen Aufgabe nannte sie "abenteuerlich". Martin Dörmann (SPD) vermutete, dass das öffentliche Unverständnis noch größer gewesen wäre, wenn man das Kontrollgremium nicht beim Datenschutz-Beauftragten angesiedelt hätte.

SPD und CDU/CSU versicherten im Bundestag, dass die Internetsperren auch in Zukunft nur für Kinderporno-Seiten gelten sollen. An eine Ausweitung sei nicht gedacht. "Es wäre unmöglich und völlig unverhältnismäßig, alle rechtswidrigen Inhalte im Internet zu sperren", erklärte Martina Krogmann (CDU). "Am Anfang sagen Sie immer, dass eine neue Maßnahme nicht ausgeweitet werden soll", gab Max Stadler (FDP) zu bedenken. Martin Dörmann (SPD) meinte, dass die Sperr-Infrastruktur auch ohne das Gesetz gekommen wäre, weil die Provider entsprechende Verträge mit Ministerin von der Leyen abgeschlossen haben.

Max Stadler (FDP) erklärte, dass das Donnerstag beschlossene Gesetz verfassungswidrig sein könnte, weil nur die Länder derartige Gesetze zur Gefahrenabwehr beschließen dürfen - und nicht der Bund. SPDler Dörmann erwiderte, der Bund sei für das "Recht der Wirtschaft" zuständig. Nicht einmal der Bundesrat als Länderkammer habe etwas gegen ein Gesetz des Bundes.

Bei der Abstimmung votierten am Ende 389 Abgeordnete für das Gesetz und 128 dagegen. Nur drei SPDler, darunter Datenschutz-Experte Jörg Tauss, und ein CDUler stimmten gegen das Gesetz. FDP und Linke stimmten geschlossen dagegen, bei den Grünen gab es auch viele Enthaltungen.

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37 Kommentare

 / 
  • HV
    Hank Von Helvete

    Das Gesetz ist dermassen rudimentaer, sprich einfach zu umgehen. Dafuer reicht einem Laien schon http://www.google.de saemtliche Informationen leicht verstaendlich zur Hand.

     

    Wenn man sich mal ein paar Monate zurueckerinnert an die Tauss-Affaire (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,611646,00.html) und den bisher bekannten Ermittlungserfolgen, nutzen die paedophilen Spinner mittlerweile andere Austauschmoeglichkeiten siehe Artikel des Spiegels (Handytauschring) - hier hilft das Gesetz nicht!

     

    Da sich diese Leute mittlerweile neu organisieren und es leider auch technisch versierte Verbrecher gibt ist dieses Gesetz voellig sinnlos:(https://secure.wikileaks.org/wiki/Einblicke_in_die_Kinderpornoszene) zwar ist die Quelle anonym und ich kann keine Gewaehr auf Richtigkeit geben, so aber wirklich die dort beschriebene "Infrastruktur" herrscht, ist dieses Gesetz ein WITZ und dient nichts anderem als :

     

    [Wie schon gesagt: "Gesetz ist nicht rechtsstaatlich und ermöglicht die] Einführung der effizientesten und raffiniertesten Zensur- und Überwachungsgesetze in der Geschichte Europas"!

     

    Man sollte also andere Mittel und Wege finden um dem Missbrauch der Kinder und der finanziellen Ausbeutung ein Ende zu machen - nicht zu lasten des Rechtsstaats mithilfe von Zensurgesetzen. Politiker wettern ueber den Iran und die Ausweisung von int. Reportern, macht aber selber das Gleiche auf anderer Ebene.

     

    Kampf den Kinderpornos!!! aber bitte mit Sinn und Verstand - ohne das einzufuehren was aufgrund der historischen Entwicklung(1933ff.) per GG verboten wurde: ZENSUR.

  • CF
    C. Franke

    @R. Senger:

     

    Ich würde noch kurz ergänzen, dass in dem gesamten Szenario niemand die Liste der BKA kontrolliert und diese somit faktisch alles auf die Sperrliste setzen kann, was sie möchte; wem gegenüber sollte sie denn Rechenschaft ablegen?

    Den Politikern, die uns das eingebrockt haben und die so selten im Netz sind, dass Experten für sie die einzige Möglichkeit zur "Erkenntnis" von Internet sind? Darauf nur ein großes ROFL...

  • O
    Opferschutz

    WAS WIRD EIGENTLICH ZUM SCHUTZ DER OPFER GETAN?

     

    Schön, wir haben jetzt ein ZENSURWERKZEUG.

     

    Warum? Nun, erstmal auf der Basis, dass keiner zum Fürsprecher von Kinderpornographie SEIN KANN.

     

    Damit existiert dieses Werkzeug.

     

    Sinn und Zweck: Konsum von Kinderpornographie via Internet zu (leider nur) erschweren, d. h. die Konsumentenseite muss ausweichen.

     

    Folge: neue Infrastrukturen werden entstehen. Der bekannte UNTERGRUND.

     

    Folge für die OPFER: Feste Strukturen werden entstehen, illegale, feste, dauerhaft kriminelle Strukturen, die Geld verdienen werden und wollen, um die pervertierte Lust der Konsumenten zu befriedigen. Sei es jetzt der Onkel, der sich nicht mehr mit dem Internet befriedigt und sich IN ECHT in seinem Umfeld vergreift, und andere Ausweichstrategien. Oder aber der illegale Handel, der dann Kinder verheizt und andere Vertriebswege (illegale) finden wird. Wird das zu einer Erhöhung der Kinderschändung und zu einer Erhöhung der Anzahl der Opfer führen? Werden diese Opfer in kriminelleren Organisationen ausgebeutet?

     

    OPFERSCHUTZ: Was passiert mit den Opfern? Sind die nicht eigentlich noch wichtiger als die Täter? Wieviel Geld und Fürsorge wird für die Opfern aufgewendet?

     

    Sind sich die Verursacher dieses Gesetzes über die Folgen im Klaren und welche konkreten Strategien wurden schon entwickelt?

     

    Ist vielleicht die Erschaffung eines Zensurwerkzeuges AUF DEM RÜCKEN DER OPFER billigend in Kauf genommen worden? War dieses Ziel wichtiger, als die Opfer zu schützen?

     

    Was wird gegen die genitale Verstümmelung von Frauen getan? Ist das nicht auch ein nahes Thema?

     

    Ich sehe nur Menschen, die scheinbar keine Ahnung vom Medium Internet haben und mit UNSACHVERSTAND die Strafverfolgung an Firmen, Datenschützer und Institutionen abgeben, die jetzt mit den Folgen leben müssen. Ist den Urhebern eigentlich klar, welche Lawine jetzt losgetreten wird? Sind Sie sich der Wirkungslosigkeit ihres Tuns bewusst, oder war ein heeres PR-Mannöver Ziel des Handelns, die Augen verschliessend vor dem Leid und dem Lebenselend der Opfer? Was wird ein Kind denken, wenn es die traumatischen Erlebnisse seines Missbrauchs aufarbeitet, oder sich täglich die Arme aufschneidet, Heroin in sich pumpt, als Opfer eines der vielen real werdenden Übergriffe, wenn es erwachsen ist und ihm die Lust an der freien sexuellen Bestimmung durch ein sinnloses, herzloses Gesetz genommen wurde, das vielleicht nur geschaffen wurde, um dem freien Informationspool "Internet" eine Kontrollinstanz aufzuzwingen, die niemals reale Wirksamkeit erlangen wird?

     

    Es mag hart klingen, aber unendlich oft kopierbare Kinderpornographie, die Pädophile "ruhiggestellt" hat, wandelt sich in ein Szenario, in dem "hungrige Wölfe" ihre pervertierte Lust wie eine Schicksalvernichtungs-Seuche in ihre echte Umgebung tragen.

     

    Eltern, gebt auf Eure Kinder genau acht. Der Staat hilft euch mit diesem Gesetz nicht, meiner Meinung nach bringt er eure Kinder eher in Gefahr.

     

    Und wenn es doch passiert, dann sucht nicht Schutz bei den Schildbürgern, die Wirkungsweise elektronischer Medien nicht verinnerlicht haben, sondern helft euch am besten selbst, so gut es geht.

     

    ...und schafft die Schildbürger ab.

     

    Wäre es nicht besser gewesen, die Konsumenten im Dunkeln zu lassen, zu sammeln und dann Nutzer, die hunderte Kinderpornos gedownloadet haben konsertiert dingfest zu machen? Aber nein, man warnt sie sogar noch. Ist das nicht ein Schlag ins Gesicht von Opfern?

     

    Werden derartige Schildbürger jemals die Verantwortung für ihr Tun gegenüber den Opfern gerecht werden? Oder tümmeln sie sich dann mit iher Pension in den Vorständen von Firmen, denen Sie den Weg zum finanziellen Wohlstand geebnet haben? Hier läuft wieder alles falsch und alle müssen schafherdenartig nicken und blöken "Nein, ich bin nicht für Kinderpornographie!!!"

     

    Sie lieben Leute, die den Mut haben, zu sagen: "Ja, ihr habt recht!"

  • H
    Hansi

    Herr Lindemann,

    ich mag ihren Ausdruck der großen Kopulation !!!

     

    vielen Dank für den Lacher

     

    Hansi Riecke

  • RS
    R. Senger

    @Mein Name:

     

    Sie fragen weshalb wirkungslose Sperren dennoch Zensur sein sollen.

     

    Hier eine Antwort:

     

    Nehmen wir folgendes hypothetisches Szenario: Wir haben eine Seite mit Kinderpornos und eine Seite mit regierungskritischen Inhalten, z.B. ein Blog zu einem aktuellen, umstrittenen Thema. Beide sind auf der Sperrliste des BKA gelandet. Nun haben wir einen Triebtaeter auf der Suche nach Kinderpornos und einen Normalbuerger der sich politisch informieren will. Beide landen nun auf der Suche im Internet auf den jeweiligen gesperrten Seiten und sehen ein Stopschild.

     

    Was wird passieren?

     

    Der paedophile Triebtaeter wird sicherlich eine hohe Motivation besitzen, zur Befriedigung seiner sexuellen Neigungen an der Sperre vorbei auf die dahinterliegenden Inhalte zuzugreifen, und wird dies auch problemlos schaffen.

     

    Der Normalbuerger wird sich denken "Huch, wo bin ich da jetzt bloss gelandet" und schulterzuckend weiterklicken.

     

    Et voila, die Sperre ist wirkungslos bei der Verhinderung des Zugriffs auf Kinderpornographie, wofuer sie angeblich gedacht ist. Sie wirkt sehr wohl, wenn kritische Stimmen mundtot gemacht werden sollen.

     

    Ich hoffe ich habe das verstaendlich dargelegt.

     

    MfG

  • P
    PaterPen

    wow, gratulation.

     

    menschen wie sie erinnern mich immer an stan smith, den gutgläubigen patri(di)oten aus der cartoon serie "american dad".

     

    einer sachlichen diskussion mit dem scheinargument "sie kleben euch eure filmchen zu" zu begnen zeigt mir wie sehr sie sich mit der sache auseinandergesetzt haben.

     

    allem anschein nach ging ihr interesse sich mit dem thema zu befassen nicht über die bild respektive vergleichbare "(des)informationsquellen" hinaus.

     

    und noch eine subjektiver ratschlag, lassen sie das mit dem dichten!

     

    in diesem sinne.....

  • G
    Gerüst

    Ich war 16 Jahre lang treuer SPD-Wähler. Nun werden die meine Stimme nie wieder bekommen. Diese Partei lügt und betrügt und ist es nicht mehr wert gewählt zu werden.

     

    Armes Deutschland!

     

    Gott sei Dank gibt es mittlerweile Alternativen!

  • D
    duke

    Frei nach dem Onlinebeirat der SPD:

     

    Die Koaltition hat sich für eine ganze Generation unwählbar gemacht.

     

    Die Piratenpartei wird immer attraktiver bei soviel Unvermögen dem technischen Fortschritt adäquat im Bundestag Rechnung zu tragen.

  • F
    freiheitsliebender

    das internetzensurERMÄCHTIGUNGSGESETZ. lebwohl gewaltenteilung, lebwohl rechtsstaat. offensichtlich haben viele der parlamentarier bei der aufarbeitung des werdeganges des dritten reiches im geschichtsunterricht geschwänzt, so wie sie heute noch laufend parlamentssitzungen schwänzen.

  • O
    ole

    @sebastian

     

    Das sehe ich anders. In Schweden haben sie bei der Europawahl auf Anhieb über 7 % erhalten. Und zwar genau aus den hier genannten Gründen.

     

    Natürlich, wenn Leute Angst haben mal etwas neues zu wählen, weil sie glauben damit ihre Stimme zu verschenken... wird das nie was. Dann wählen die immer das "geringere Übel" oder Koalitionen, bei denen nichts rauskommt und meckern hinterher wieder über die Politiker. Genau darauf spekulieren die etablierten Parteien. Und diese Parteien drehen sich das Wahlergebnis wieder so zurecht, daß sie am Ende behaupten die Mehrheit des Volkes hinter sich zu haben. Und dann können sie wieder 4 Jahre machen, was sie wollen.

     

    Aber Irgenwann muß man ja mal anfangen.

  • O
    OscarW

    Guten Tag zusammen,

     

    ich habe das Gefühl, diese Gesetz ist der Anfang vom Ende.

    Wenn in den nächsten Jahren Ausweitungen vorgenommen werden, höre ich schon die ersten Stimmen:

    Das haben wir doch nicht ahnen können! Jaul.

     

    Offengestanden: Man sollte eine Partei gründen. Und zwar über das Netz! Wenn die Unterzeichner der Petition als Mitglieder der ersten Stunde fungieren würden,könnte man im Schneeballsystem und mit Anreizen sicherlich eine virtuelle Community salonfähig machen und körperlich auftreten lassen?

    Wir reden schließlich nicht über ein Nischen oder Randgruppenprogramm.

     

    Hat jemand Lust sich damit mal mit mir ausführlich auseinanderzusetzen?

     

    beste Grüße

  • L
    Lorenz

    wer es noch nicht verstanden hat:

     

    Dieses Gesetz ist nicht rechtsstaatlich und ermöglicht die Einführung der effizientesten und raffiniertesten Zensur- und Überwachungsgesetze in der Geschichte Europas:

    Die Mechanik ist vergleichbar mit Büchern, die nicht etwa durch Zensur aus dem Regal genommen oder einfach geschwärzt werden, sondern das BKA darf elektronische Augen auf "gesperrte" Bücher kleben, deren geheime (!) Auflistung sie selbst bestimmt, und registriert dann jeden, der versucht, darin zu lesen. Das "verbotene" Buch bleibt nach Ermessen des BKA im Regal.

  • WL
    W. Lorenzen-Pranger

    Der Zugang zu entsprechenden Seiten wird unerheblich erschwert, die Täter nicht ernsthaft behelligt! Das ist das typische Verhalten von Leuten, die von einer Sache womöglich heimlich (mit-)profitieren. Mit welchen dubiosen Geschäften und in welchem zwielichtigen Umfeld verdient doch der Bruder von Frau von der Leyen noch mal im Internet "sein" Geld?

  • J
    jesus

    @ sebastian

     

     

    bitte mal nachdenken.

    du würdest die piraten nicht wählen weil sie keine echte chance haben und somit deine stimme verschenkt wäre.

    das bedeutet du wählst immer nur die drei oder vier etablierten.

    das ist für mich stimme verschenken, denn dass die alle nix taugen beweisen sie seit jahrzehnten.

  • F
    Florian

    @Mein Name:

     

    Es geht nicht nur darum ob die jetzt verabschiedeten Sperren einen net-affinen Menschen wirklich davon abhalten die Seiten zu besuchen die er will sondern vorallem auch um die zugrundeliegende Ignoranz und Verfassungsfeindlichkeit.

     

    Das Gesetz hebelt im Prinzip die Gewaltenteilung zumindest in diesem Bereich aus. Polizeibehörden sind Ermittlungsbehörden, sie müssen wertfrei und ergebnissoffen handeln. Die Beurteilung der Strafbarkeit obliegt der Judikative die hier jedoch kaum beteiligt ist und das auch nur wegen den massiven Protesten. Unsere lieben Großkoalitionäre waren also bereit ohne mit der Wimper zu zucken judikative Aufgaben der Polizei zu überlassen - bei dem Gedanken läufts mir kalt den Rücken runter!

     

    Denn nichts anderes bedeutet es wenn eine Sperrliste erstellt wird über deren Inhalt einzig und allein das BKA entscheidet - keine Richter, kein parlamentarisches Kontrollgremium.

     

    Ach ja, und kaum ist die Unterschrift unter dem Gesetz getrocknet schreit der erste CDUler nach der vorher so vehement bestrittenen Ausweitung...

  • D
    derNoergler

    Deutscher Geist - seit [138] Jahren eine Contradictio in adiecto! (Friedrich Nietzsche, Jahreszahl angepasst)

     

    Endlich habe ich einen Grund gefunden, die FDP zu wählen!

    Ich habe mich immer gefragt, warum diese Wirrköpfe derzeit ein solches Hoch erleben, aber wenn die Grünen das Projekt doch tatsächlich nicht ablehnen, scheint es so, dass es nur zwei Parteien im Bundestag gibt, die sich nicht flachstem Populismuses schuldig gemacht haben - und das sind die beiden, die ich bisher für die unseriösesten gehalten habe...

     

    Da landet meine Stimme bei den anstehenden Wahlen wohl doch wieder bei irgendwelchen Kleinstparteien, die nicht darauf angewiesen sind, mit RTL und BILD Politik zu machen.

    Ich fordere hiermit auch alle anderen hierzu auf, selbst wenn es sich dabei um die Piratenpartei handeln sollte.

    Oder, um es in Anlehnung an die Bremer Stadtmusikanten zu sagen:

    "Eine bessere Partei als diese finden wir überall!"

  • S
    Sebastian

    Piraten wählen = Stimme verschenken

     

    Sorry, aber die Piraten habe nicht wirklich eine Chance, in den Bundestag zu kommen. Euro Stimme verschenkt ihr damit.

     

    Viel erfolgversprechender wäre der Weg weg von einer Zwei-Parteien-Regierung und hin zu einer Drei-Parteien-Regierung. Deshalb sollte jeder bei der nächsten Bundestagswahl seine Erststimme einem Kandidaten der FDP, Grünen oder Linken und seine Zweitstimme einer dieser drei Parteien geben. Dann müssten die Parteien auch mehr aufeinander zugehen und Kompromisse schließen.

  • D
    Dummbatz

    Es gibt ja wirklich kaum ein Thema, das die Regierung nicht versaut hat. Da gibts viel zu meckern.

    Aber das Thema Internetzensur ist doch bislang eher eine Prinzipienreiterei.

    Natürlich ist Zensurfreiheit wichtig. In den meisten Themenbereichen jedenfalls.

    Aber mal ernsthaft, wer von den feurigsten Verfechtern der Zensurfreiheit wird es denn jetzt beklagen, statt der gewünschten Pornoseite ein rotes Stoppschild zu sehen? Das werden doch wohl eher wenige sein.

    In diesem Sinn, wenn es denn dabei bleibt (nur Kinderpornoseiten zu sperren), halte ich die sogenannte Zensur für wirklich unerheblich.

    Natürlich bewirkt sie auch entsprechend wenig, das ist ja klar. Aber schaden tut sie im Moment auch nur wenig.

  • O
    ole

    Das erinnert mich an die Borg: "Widerstand ist zwecklos - sie werden assimiliert"

     

    Gesunder Menschenverstand wir nicht benötigt.

     

    Aber wartet nur ab. Irgendwann kommt alles zurück.

  • H
    hcl.

    Also werden dumme Programme und juristische Laien das Internet absuchen und Seiten aufgrund von Stichworten wie 'Gewalt' und 'Kinder' sperren - ohne Anhörung und Einspruchsmöglichkeit des Betreibers.

     

    Die ersten Opfer werden sein: Caritas, Frauenhäuser ("Hilfe bei _Gewalt_ gegen _Kinder_ und Frauen"), Buchhändler ("Gewalt gegen Kinder, Gewaltformen und ihre Ursachen") usw.

     

    Die, die man angeblich treffen will, werden sich mit Tricks zu helfen wissen - so wie "get v1@9ra mow" durch Spam-Filter rutscht.

     

    Als Nebeneffekt ist Artikel 5 Absatz 1 schon mal ausgehebelt. Und zwar durch die Parteien der 'demokratischen Mitte', nicht etwa durch sogenannte Verfassungsfeinde.

     

    Herzlichen Glückwunsch nach Berlin!

  • Y
    Yussuf

    Das war es dann mit der SPD.

     

    Meiner Meinung nach hat die SPD in dieser Legislaturperiode - und in dieser Gesetzgebung im besonderen - bewiesen, dass sie keine eigenständige Partei mehr ist. Aus meiner Sicht hat sie damit ihre Existenzberechtigung eingebüßt und kann zu den Akten gelegt werden.

     

    Ich würde mich nicht wundern (und fände es auch nicht mehr besonders schlimm) wenn die SPD im Herbst aus weniger als 18% käme, in der darauf folgenden Bundestagswahl kein zweistelliges Ergebnis mehr erzielt und danach unter die 5%-Hürde rutscht. und das nicht, weil ich der SPD besonders böse wäre, es ist schlicht die Erkenntnis, dass eine Partei, die nihts mehr zu sagen hat, auch keinen Platz mehr in der Parteienlandschaft verdient.

     

    Mögen sich die Grünen und die Linke der Trümmer bedienen, die die SPD hinterlassen wird.

     

    Y.S.

  • E
    Edelweiß

    Die SPD ist sich selbst treu geblieben, sie haben uns getäuscht, verhöhnt und verraten diese Sozialdemokraten. Die SPD ist HARTZ IV und ZENSUR Partei.

  • LH
    Lord Helmchen

    Wenn man sich das Protokoll ansieht, http://www.bundestag.de/aktuell/archiv/2009/24799792_kw25_kinderpornografie/namabst.html sieht man dass über die Version vom 5.5.2009 abgestimmt wurde und nicht über das Zugangserschwerungsgesetz. Hier zum Vergleich: http://blog.odem.org/2009/06/16/sperr-gesetz-aenderungen.pdf

    Die Diskussionen der letzten Wochen sind somit hinfällig.

    Das ist arglistige Täuschung und grenzt an Landesverrat.Liebe Redaktion, sowas gehört auf die erste Seite!

  • GG
    Gustav Gans

    Wirklich ein trauriger Tag. Am Samstag wird übrigens gegen dieses Gesetz demonstriert. Einfach mal bei der Piratenpartei vorbei schauen.

     

    Was den Generationenkonflikt angeht:

    Wisst ihr was ich da lustig finde? Sie denken immer noch, dass wir ihnen in fünfzehn Jahren wirklich ihre Rente bezahlen... *kichert*

  • P
    PaterPen

    Heult doch!

     

    Welch gebündeltes Gegreine:

    "Unsre Freiheit! Unser Recht!"

    Und zur Sicherheit gibts HEINE.

    Liebe Kinder: Mir wird schlecht!

     

    DER STAAT nimmt Euch die Seelenruh?

    Und raubt Euch die Behaglichkeit?

    Klebt er euch die Filmchen zu!

    Böser Staat! Bald kommt die Zeit,

     

    da nehm ich meine Hände aus dem Schoß,

    (na warte nur,)

    dann wähl ich die PIRATEN -

    oder Du gibst mein Spielzeug frei.

     

    Wer zahlt ist dumm, fördert Prostitution

    am Ende noch. Mit uns nicht, nein,

    wir teilen ALLES. Leider auch mit.

     

    Drum aufgemerkt:

    Nicht, immer gilt,

    wenn man es teilt,

    der andern Weh

    als halbes Leid.

  • MN
    Mein Name

    So ganz verstehe ich die Aufregung wegen der ganzen Geschichte nicht....

     

    Also: Die Sperren bringen nichts. Soviel habe ich verstanden, da man sie angeblich leicht umgehen kann.

     

    Aber: Dies dient (angeblich)nur dazu eine Internetzensur einzuführen. Aber diese kann ich ja dann wohl genauso leicht umgehen, oder etwa nicht?

     

    Ganz ernsthaft, ich verstehe das Problem nicht, dass dabei besteht. Wenn mir jmd verständlich erklären kann, warum die angebliche Internetzensur funktioniert, aber die Sperre von Kinderpornos nicht, wäre ich ernsthaft (!)dankbar.

     

    An die Taz Redaktion: Wieso wird jedes Wort rot unterkringelt (also Rechtschreibfehler) außer: an, die, so, Name, also

  • H
    Henrik

    Als, noch, SPD-Mitglied bin ich über das Verhalten meiner Partei zutiefst enttäuscht. Schade, dass eine Chance vertan wurde wenigstens mal wieder irgendwo Position zu beziehen, zum Beispiel für das Grundrecht auf Zensurfreiheit . So versinkt die SPD nur tiefer im selbstgeschaufelten Loch. Was diese Partei benötigt sind Ideen mit denen wieder begsitert werden kann. Zum Beispiel: Mehr Bürgerrechte und mehr soziale Gerechtigkeit wagen.

    Aullerdings besteht natürlich auch ein massives Generationenproblem: Die 'Internetausdrucker' (jene die Webseiten wegen Unfähigkeit nicht besuchen, sondern nur ausgedruckt vorgesetzt bekommen) verstehen nicht warum die nachfolgenden Generationen im Internet ein demokratisches Instrument sehen, dass nicht durch Organe der Exektuiven in ihrer Funktion beschnitten werden darf. So wie es die Grünen waren, die die Umwälzungen der 70er insitutionell kanalisierten (man denke nur an Joschkas langen Marsch durch die Institutionen) und das Thema Umwelt auf die politische Bühne hievten, eine Partei übrigens die sich mittlerweile im gehobenen Bürgertum eingerichtet und sich deutlich von bildungsfernen und migrantischen Schichten abgesetzt hat (siehe z.B. Hamburg und Süddeutschland), so ist es schinbar nun die Aufgabe der Piratenpartei, der Generation derjenigen die die digitale Revolution bewusst wahrnehmen eine Stimme zu verleihen. Schade SPD. Das wäre eine Chance gewesen mal wieder irgendwie auf der Höhe der Zeit zu sein und nicht in der Ideenlosigkeit (man denke an die herrvorragende Bekämpfung der Wirtschaftskrise) gefangen zu bleiben.

  • A
    aso

    Sehr schön, wie unsere „Volksvertreter“ das gesamte Volk wegen ein paar Perverser Pädophiler zu Unmündigen erklärt.

    Das ist als wolle man mit dem Vorschlaghammer eine Fliege erwischen, die auf einem Porzellanservice sitzt.

    Das ist der Grund, für die Haupt-Altersgruppe der User in Schweden (ca. 25-38) nur noch die Piratenpartei zu wählen.

    Hier hoffentlich auch...denn diese senilen Knalltüten leben soweit hinterm Mond, daß sie oft nichtmal wissen, wie man ins net reinkommt...

    Und wenn man schon mal solche tollen Zensurmöglichkeiten hat, kann man sie doch wunderbar vielseitig anwenden, z.B. im Kampf gegen Rechts...

  • M
    MoebiusHRO

    *ironie on*

    mein dank heute gilt allen, die -aufgrund unkenntniss und oder ihrer politischer einstellung im allgemeinen- auf die eine oder andere art und weise das internetsperrgesetzt befürwortet/unterstützt haben...mein besonderer dank gilt natürlich unseren informierten und sachkundigen politikern die dieses gesetz zum schutz des bevölkerung erst möglich gemacht haben!!!

    endlich sind wir vor den schädlichen einflüssen des WWW geschützt...und es kommen immer sinnvollere forderungen (jetzt killerspiele mit aufnehmen auf die sperrliste)...

  • EL
    Erwin Lindemann

    Das wirkliche Drama ist die absolute Mehrheit, mit der die große Kopulation das Gesetz verabschiedet hat. Kein Rest von gesundem Menschenverstand mehr erkennbar. Natürlich wird schnell eine Klage folgen, denn das Gesetz ist ja eindeutig verfassungswidrig. Nur wird das ja nichts mehr vor der Wahl. Hoffentlich bekommen die wenigstens die Quittung für diese Verhöhnung des Volkes. Ich fürchte allerdings nicht. Auswandern klingt jeden Tag attraktiver. Nur wohin?

  • BA
    blinder affe

    Ich kann es nicht mehr sehen - also ist es nicht mehr da!

     

    Morgen gehe ich auf die Strasse und der Zettel fuer die Bundestagswahl ist auch schon ausgefuellt, fuer die Piraten!

  • K
    Kenny

    Da sieht man mal wieder, dass Reden im Zweifelsfall nur dazu führt, dass man beschäftigt ist, während die ihr Zeug so oder so durchsetzen. Langsam endet die Zeit des Redens.

  • P
    Pragmatiker

    Hier wird wieder einmal offenbar, wie viel Sachverstand in den Regierungsfraktionen anzutreffen ist. Genau ein Abgeordneter der CDU und immerhin drei Abgeordnete der SPD widersprechen diesem Zensurgesetz.

    Da kann ich nur abermals Heinrich Heine zitieren: Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.

  • M
    Mainzer

    Wenn man bedenkt,

     

    dass meine Großeltern das Land zerrissen haben

    meine Eltern es auf Schulden aufgebaut haben

    Ich wahrscheinlich bis 70 arbeiten muss und eine marginale Rente empfangen werde

    Die selben jetzt in blindem Aktionismus eine Zensurstruktur aufbauen (weil keine Lobby im Gegensatz zu Waffen)

    meine Kinder werden nur auf meine Kosten studieren können.

    Und zu guter letzt soll ich noch deren Rente zahlen?

     

    Klingelt es da nicht ein einziges mal bei den eingeschlafenen Idi*ten von Politikern?

     

    Und dann erzählt mir doch son Politiker, 1-Euro Jobs gibt es noch viel zu wenig?

     

    Man sollte es machen wie sie es im Iran fordern. Abwählen und unter Hausarrest stellen bis sie gelernt haben sich ordentlich zu verhalten....

     

    Bleiben wohl doch nur die Piraten....

  • H
    Hilobuturi

    ok.

     

    mit der absicht eine "millionenschwere" kinderpornoindustrie zu stürzen, wandelt sich das gesetzt so mir nichts dir nichts den schwerpunkt um, damit "zufallsnutzer" (welch paradoxon in einem wort verpackt, denn wenn einer zufällig auf die seite kommt, also ohne absicht, der nutzt das angebot nicht oder???) nicht auf seiten gelangen und zum konsum anheizt werden können???

     

    naja, wir rechnen ab.

     

    mein formblatt für eine unterstützungsschrift für die piraten liegt ausgefüllt neben mir und wird nun abgeschickt.

     

    unsere generation (20+) wird nur verarscht.

     

    schulden für dekaden, 500 € studiengebühren die sprichtwörtlich verheitzt werden, videospiele verbieten und einmalige petitionen nichtmal im ansatz ernst nehmen, kündigungsschutz lockern und internetuser die was gegen zensur instrumentarien sagen als potentiell "pedokriminell" bezeichnen????

     

    nein danke!

     

    die generationenspaltung ist nicht in naher zukunft möglich, die ersten haarrisse sind nun zu einem spalt geworden!

     

    klarmachen zum ändern.

  • G
    G.M.P.

    Ein Tag der trauer für diess Land das ich einst Heimat nannte. *seufz*

     

    "Die deutschen Censoren − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − Dummköpfe − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − − −" - Heinrich Heine

  • S
    stollentroll

    Guten morgen! Das kann doch nicht wahr sein! Hilfe!