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Bundesregierung zu ErderwärmungKoalition will Klimakabinett

Die Große Koalition plant, neue Klimaregelungen noch in diesem Jahr zu beschließen und die Autoindustrie in die Pflicht zu nehmen. Kritik kommt von den Grünen.

Ein Klimakabinett soll's lösen: Koalitionäre posieren vor einer Treppe Foto: dpa

Berlin rtr | Ihren Streit über den Klimaschutz wollen CDU, CSU und SPD in einem Klimakabinett der Bundesregierung lösen. Dieses solle die rechtlich verbindliche Umsetzung der Klimaschutzziele für das Jahr 2030 vorbereiten, teilten die Koalitionsparteien am Donnerstagabend nach einem dreistündigen Treffen in Berlin mit.

Die gesetzlichen Regelungen würden in diesem Jahr verabschiedet, heißt es in einer Vier-Punkte-Erklärung. Zudem wollen die Koalitionsparteien eine Konzertierte Aktion Mobilität gründen mit regelmäßigen Spitzengesprächen mit Vertretern der Autoindustrie. Zum Streit über den Haushalt heißt es in der gemeinsamen Erklärung, die Bundesregierung werde am Mittwoch wie geplant die Eckwerte für den Etat 2020 beschließen.

Die Parteivorsitzenden von CDU und SPD, Annegret Kramp-Karrenbauer und Andrea Nahles, zeigten sich zufrieden, während die Grünen das Ergebnis der Koalitionsrunde kritisierten. „Wir haben uns passend zum Jahrestag der großen Koalition und in guter Atmosphäre bei einer ganzen Reihe von Themen über das weitere Vorgehen verständigt“, erklärte die CDU-Chefin.

Nahles ergänzte: „Insgesamt fand das Treffen in gutem Klima statt – auch beim Thema Klima. Besonders freue ich mich, dass wir die Industriepartnerschaft mit der Konzertierten Aktion Mobilität stärken wollen. Daran werden wir gemeinsam weiter arbeiten.“

„Bundesregierung gründet Arbeitskreis“

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte, ein wirksames Klimaschutzgesetz müsse endlich auf den Weg gebracht werden: „Die Bundesregierung weiß beim Klimaschutz nicht weiter und gründet einen Arbeitskreis.“ In der Bundesregierung hatte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) mit einem Entwurf für das im Koalitionsvertrag vereinbarte Klimaschutzgesetz Kritik bei der Union ausgelöst. Das Papier sieht vor, dass jedes Ressort für die Klimaschutzziele in seinem Sektor verantwortlich ist. Bislang ist der Entwurf über die sogenannte Frühkoordinierung mit dem Kanzleramt nicht hinausgekommen.

In der Energiepolitik wolle die Koalition parallel zur Gesetzgebung zum Kohleausstieg Vorsorge dafür treffen, dass die Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit des Stroms gewährleistet würden, heißt es in der Erklärung weiter. Die Partei- und Fraktionsvorsitzenden von CDU, CSU und SPD waren am späten Nachmittag mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) zu Beratungen zusammengekommen.

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11 Kommentare

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  • Dank den öffentlich rechtlichen wie den privaten Medien, die seit Jahrzehnten den Bildungsauftrag übernommen haben und uns nicht im Regen stehen lassen.

    Ein Schüler erklärte im ARTE Journal, dass ihre Proteste sich ja nicht nur allein gegen die Klimapolitik richten, sondern das damit auch Sozial-, Arbeits-, Kultur- und Bildungspolitik verbunden ist.

    Wir haben also allen Grund einem Klimakabinett mit den oben abgebildeten Personen zu misstrauen, hatten sie doch alle Zeit der Welt und alle politischen und finanziellen Mittel zur Verfügung, dass Jahrzehnte lange gegen die Wand reden der Wissenschaftlerinnen zu beenden und unser Land wäre ein anderes.

    Es macht wohl eher Sinn einen außerparlamentarischen Senat für Umwelt-, Sozial-, Arbeit-, Kultur- und Bildung einzuberufen, in dem alle Initiativen gleichberechtigt Sitz, Stimme und Gehör erhalten, um gemeinsam außerhalb der Parteiideologien nach den besten Lösungen zu suchen.

  • Der Parlamentarismus scheint (noch) gut darin zu sein, den Menschen Hoffnung und einen gewissen Einfluss vorzugaukeln, sich verbreitende Meinungen zu erkennen, zu vereinnahmen und einen Teil des Widerstandes zu integrieren. Letztlich würde bei der nächsten Wahl wieder ein Mischmasch an Themen diskutiert werden und den Wählenden (und das sind anteilig immer noch eher die Wohlhabenderen) Symbolik wie wirtschaftliche Stabilität und Sicherheit nahegelegt werden, wonach viele dann auch ihr Kreuzchen machen. Tasächlich wären wirtschaftliche Interessen bedient. Inwieweit da Ökologie und Existenz relevant würde, ist sehr fraglich. Insofern ist es meiner Ansicht nach nur richtig, gegenüber Partei/Regierungspolitik kritisch zu bleiben.

  • Solange Dobrindt und Söder dabei sind, besteht Grund zur Hoffnung (...für die Autoindustrie). ;-)



    Weiß nicht, ob das die Ausnahme war, aber ich hoffe, daß die Linke, die hier nicht erwähnt wird, beim Thema Klimaschutz ähnlich aktiv ist wie die Grünen.

    • @shashikant:

      Ach, und wenn die Grünen dabei wären, wäre nach eingehendem Lobbyismus seitens der Industrie sicher so etwas wie eine Dieselabwrackprämie drin, wodurch der E-Autos-Absatz und somit auch die Autoindustrie gefördert wäre. Ob dieses dann ökologisch wäre, ist zu bezweifeln. ;)

      • @Uranus:

        Ja, seit Kretschmann bin ich auch nicht mehr so hoffnungsfroh. Deshalb braucht es Konkurrenz in ökologischer Sicht von der Linken.

  • Da stehen sie, auf der Treppe, die politischen Penntüten, die den Ernst der Lage, den menschenbedrohlichen Klimawandel, nicht erkannt haben.



    Eingelullt von Lobbyisten aus Autoindustrie, Energiekonzernen und Agrarindustrie, die mit abgetroschenen Argumenten Arbeitsplätze , Energie- und Nahrungsmittelsicherheit schwadronieren, taktieren sie in ziellosem Aktionismus daher, daß einem die Galle hoch kommen könnte. Die Schülerproteste zeigen diese Wut.



    Die junge Generation hat es satt verarscht zu werden.



    Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat es eine so existenzielle Gefahr wie den Klimawandel, Artenvernichtung, Resourcenverschwendung, Vermüllung der Weltmeere usw. aus Menschenhand gegeben.



    Wer dies aus Ignoranz nicht kappieren möchet, von Besitzstandswahrern bis Nazis, hat komplett verloren in dieser Welt.



    Wenn das Haus brennt und man zu faul ist die Feuerwehr zu holen, der ist einfach nur strunzdumm.



    Es ist höchste Zeit, diese Versager in der Politik aus dem Amt zu werfen.



    Ihr jungen Leute auf den Straßen dieser Welt, ihr habt es in der Hand mit Euren Protesten, Eurem Engagement, Eurer Klugheit, Eurer Freude am Verändern. Ihr habt es in der Hand diesen politischen Versagern die Hölle heiß zu machen.



    Nächsten Freitag schwänze ich die Arbeit und komme zu Euren Protesten. Vielen Dank Euch Schülern, Studenten und Aktivisten.



    Ihr seit die Hoffnung, die diese Welt endlich braucht !

  • klimareporter.de schreibt, es seien die "Ressorts Umwelt, Verkehr, Wirtschaft, Bauen, Landwirtschaft und Finanzen" beteiligt.



    SAY NO MORE, NUDGE NUDGE.



    Wenn man jetzt 5 davon tauschen könnte..... Aber die Zeiten von Kabinetten ist vorbei, sie haben es nur noch nicht gemerkt

  • 9G
    91751 (Profil gelöscht)

    Pünktlich zu den großen Demos zeigt die Koalition also Flagge - mit einem unverbindlichen Arbeitskreis der freiwillige Selbstverpflichtungen für die Industrie empfehlen könnte - Toll!

  • Danke fürs Fotto mit MuttiRaute&HändevormSackMänner^!^

    Letzteres - Zuvor absolut verpönt - Entstand zeitgleich mit dem aufhaltsamen Aufstieg.



    Däh! Dess - FaschiSS&NaziSSmus.

    Tja - Wat mal MuSS - dat MuSS - kerr!



    Normal. Liggers.

    • @Lowandorder:

      Liggers - mailtütenfrisch

      “Ein echter Treppenwitz“