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Bundespräsident Wulff unter BeschussAbseits des Geheuls

Wulff wankt. Muss er zurücktreten? Gründe dafür gibt es, jeden Tag ein paar mehr. Aber Journalisten sollten in dieser Frage nicht der Maßstab sein. Ein Plädoyer.

Gehen oder bleiben? Bundespräsident Wulff selbst jedenfalls steht zu sich. Bild: dapd

Wer entscheidet, ob Christian Wulff vom Amt des Bundespräsidenten zurücktreten muss: die Bundeskanzlerin? Das Volk? Er selbst? Die Medien?

Die Bundeskanzlerin steht zu Christian Wulff. Der Bundespräsident habe ihr vollstes Vertrauen, sagt Angela Merkel.

Das Volk steht zu Christian Wulff. 70 Prozent der Wähler seien gegen seinen Rücktritt, so die neusten Zahlen des ARD-Deutschlandtrends.

Auch Christian Wulff steht zu Christian Wulff. "Man muss selber wissen, was man macht", sagt er.

Anders die Medien, viele haben ihr Urteil über den Bundespräsidenten gefällt. Zu beobachten ist ein bemerkenswerter Schulterschluss vom Boulevard zum Feuilleton, ein seltenes Medienereignis. Das letzte Mal zu bestaunen, als Joachim Gauck ins Schloss Bellevue einziehen sollte. Es hat nicht geklappt.

Sollen Schlagzeilen Wulff stürzen?

Ob hier ein Zusammenhang besteht? Der Spiegel inzeniert Wulff auf seinem aktuellen Titelbild als verkrampfte und etwas ungelenke Person. Hinter ihm der Bundesadler. Darüber die Zeile "Der falsche Präsident". Die "Hamburger Morgenpost" präsentiert Wulff im Strandkorb, entspannt und wohl gebräunt. Der Titel: "Der Oberschnorrer!" Frank Schirrmacher spricht dem Bundespräsidenten im FAZ-Feuilleton die Berechtigung ab, in Zukunft über Bonität und Bürgschaften zu sprechen. "Jetzt muss er verstummen", schreibt Schirrmacher.

Die Bild collagiert eine Auswahl eindeutiger Überschriften ("Wulffs heikle Urlaubs-Liste", "Wulff wartet auf Weihnachtswunder", "Ein Präsident auf Abruf") und fragt, scheinbar besorgt, ernsthaft scheinheilig: "Wie lange hält das Amt solche Schlagzeilen aus?"

Jeder Einzelne muss entscheiden

Es gibt gute Gründe, warum Christian Wulff zurücktreten sollte. Es werden jeden Tag mehr. Einige davon liefert der Spiegel mit akribischen, herausragenden Recherchen.

Aber es gibt ebenso gute Gründe, zwei Schritte zurückzutreten, sich abseits des Mediengeheuls zu stellen, bevor man als wacher Bürger und interessierter Leser die Fragen beantwortet, ob Christian Wulff vom Amt des Bundespräsidenten zurücktreten muss.

"Bislang war er kein besonders guter Präsident, aber nun erweist er sich auch als der falsche", schreibt der Spiegel. Wer entscheidet über die moralische Frage, ob Christian Wulff zurücktreten muss? Hoffentlich jeder Einzelne von uns. Unabhängig.

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32 Kommentare

 / 
  • G
    Gigabell

    Hey TAZ -

    Wäre dies kein schönes Nachtgebet für alle ,

    die ” über der Sache im Glashaus ” stehn :

     

    ” Oh Herr , ich danke Dir , dass ich nicht so bin wie dieser Bundespräsident ."

     

    Der Pharisäer in der Synagoge , vorne in der ersten Reihe sagt etwas ähnliches und meint

    den ” bösen ” Zöllner in der letzten Reihe.

    Übrigens freut sich mein Obermotz oben über jeden reuigen Sünder und verloren gegangenes Schäflein

    mehr , als über all die 99 Gerechten in der BILD , FAZ und hier ......

    An-und aufregende Tage & Reichtum für alle ,

    Joschi

  • G
    Gigabell

    Liebe TAZ ,

    darf noch nachschieben : EKD-Ratsvorsitzender würde Rücktritt bedauern

    Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, verteidigte Wulff gegen Kritik. „Ich finde, dass er zunehmend gut ins Amt gefunden hat. In persönlichen Begegnungen habe ich ihn als sehr überzeugend empfunden“, sagte Schneider der „Passauer Neuen Presse“ vom Samstag. Er ergänzte: „Ich würde es als einen Verlust empfinden, wenn er von seinem Amt zurücktreten würde.“ Die persönliche Erklärung des Präsidenten sei ein guter Schritt gewesen.

     

    Menschen in politischen Ämtern müsse es frei stehen, ihren Freundeskreis selbst zu wählen. Gleichzeitig sagte Schneider aber auch, es dürfe nicht der Eindruck entstehen, „dass private Freundschaften mit Wirtschaftsleuten zu Klüngel und Vorteilsnahme“ führten.

     

    Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, forderte im Umgang mit Vorbildern mehr Realitätssinn. „Wir verstehen unter Vorbildern ideale Menschen, die alles erfüllen sollen, was man selber nicht kann. Es ist gut, wenn wir da enttäuscht werden. Weil kein Mensch perfekt ist“, sagte Junkermann in Magdeburg.

    Zitat Ende

    Frohe Tage den Damen

    und Herren, Joschi

  • G
    Gigabell

    Wir kommen der Sache näher…..grins….

    …dass diese obskure Vereinigung

    ” Islamfreihes Europa ” mit Ihren dubiosen Aussagen

    den Herrn Wulff NICHT mag geht mir ein :

    “Lasst unseren Bundespräsidenten in Ruhe!”, schreibt Ekrem Senol, der Chefredakteur des Onlinemagazins Migazin, das sich auf migrationspolitische Themen konzentriert, in seinem Editorial. “Christian Wulff hat es wie sonst keiner vor ihm geschafft, diesem Amt ein bisher noch nie dagewesenes Gewicht zu verleihen”, findet er sogar. Denn Wulff sei “ein Bundespräsident, der zum ersten Mal uns allen gehört”. Ob Deutschland angesichts der vielen offenen Fragen, welche die Neonazi-Mordserie aufgeworfen habe, keine anderen Sorgen habe, will Senol wissen.

     

    “Es gibt wichtigere Dinge”, findet auch die Schriftstellerin Hatice Akyün. Günther Jauchs Talkshow zum Thema empfand sie als “unglaublich respektlos”. Und sie fragt: “Wer von den Verantwortlichen, die zehn Neonazi-Morde geschehen ließen, ist denn bis jetzt zurückgetreten?”

    mfG Joschi

  • RM
    Ralf Martin F.

    Da wird immer behauptet, der Präsident hätte ein Rückrat, felsenfest wie der Aal! Schlimm. Hat er doch seinen Pressesprecher gefeuert. Der hat sich nämlich offenbar Reisen bezahlen lassen!!! Da hört aber beim Präsidenten der Spaß auf. DAS ist konsequent.

    Auch, dass er nun auf seine neuen (nicht falschen) richtigen Freunde setzt, zeigt seine Lernfähigkeit. Die Einzigen, die in der Sache zur Mäßigung aufgerufen haben, ist der Zentralrat der Muslime. Das wird Herrn Wulff freuen.

  • G
    Gigabell

    ....ich wünsche mir ,

    dass die Leuts welche -

    ihre Versicherung bescheissen-

    das Finanzamt betrügen -

    ihre Frau und/oder Kinder schlagen-

    mit 120 hm/h besoffen durch ne Ortschaft fahren-

    .......

    ihr dummes Maul halten , wenn ein

    Romakind ne Banane klaut !

    ...und Romakinder sind wir (fast ) alle

    aber eben anders...grins..

    Gruss aus der Bonner Altstadt, Joschi

  • F
    Felix

    Wer mit "Maschy" kungelt, der mit seinem AWD nicht nur geprellte Anleger sondern angeblich auch zahllose zerstörte Existenzen, ruinierte Familien und sogar Selbstmorde innerhalb seiner "Drückerkolonne" zu verantworten hat, kann - allein von der Logik her - kein Bundespräsident sein. Offenbar fehlt ihm nicht nur der gesunde Menschenverstand, sondern auch die erforderlichen Hintergrundinformationen über seine "Freunde" --- es sei denn, er verdrängt sie wissentlich...

     

    Mal wieder hat sich Herr Daxel bei der Wahl der Partei, deren Seite er hier vergeblich zu vertreten versucht, falsch entschieden.

     

    Dieser "Redakteur" ist für die taz genauso "wertvoll"(!) wie Wulff für Deutschland.

  • BK
    B. Kaiser

    Ein vollkommen überflüssiges "Plädoyer"!

     

    Wenn ein vereidigter Ministerpräsident einen Privatkredit zu vergünstigsten Kreditoptionen (4% Zins!) annimmt, dann ist das im besten Fall Vorteilsnahme im Amt und im schlechtesten Fall Bestechung, wenn z.B. der Kreditgeber den vereidigten Ministerpräsidenten als Teilnehmer einer Wirtschaftsdelegation auf Auslandsreisen begleiten darf und dadurch lukrative Geschäftskontakte knüpfen kann! In beiden Fällen ist das Verhalten strafrechtlich relevant!

     

    Wenn dann anschließend der Privatkredit durch einen Bankkredit bei der BW-Bank mit noch günstigeren Optionen (0,9 - 2,1% Zinsen!!) abgelöst wird und das Ganze auf Vermittlung des ehemaligen BW-Ministerpräsidenten Öttinger, dann ist das CDU-Filz vom Feinsten und strafrechtlich nicht weniger relevant!

     

    Zu entscheiden hat also in erster Linie die Justiz und wenn die hannoveranische Staatsanwaltschaft die Ermittlungen einstellt, dann zeigt das nur, dass der Filz noch dichter ist, als bisher angenommen!

     

    Und es beweist mal wieder, dass wir in einer durch und durch korrupten Republik leben!

    Also, lieber Herr Dachs, kommen Sie mir bitte nicht mit dem einzelnen Bürger!

  • KH
    Kommentieren hilft doch manchmal

    Ein Schiedsrichter kann auch nicht bei Schalke im Bus mitfahren und sich wegen seiner Hochzeit Tausend-Euro-Scheine zustecken lassen.

    Der Anschein von Korruption ist total proaktiv zu verhindern.

     

    Siehe auch Posting von "b.v." 21.12.2011 16:55 Uhr.

    Gibt es das Radio-Interview noch irgendwo ? Ob man das bei Youtube hochladen kann oder der DLF im Archiv verlinkt hat ?

    Hoffentlich macht das jemand und informiert alle Presseverteiler damit diese Aussagen in jedem Sender hoch- und runter-gespielt werden. Die Piraten wollen ja nur gewählt werden. Von denen ist leider keine Verbesserung zu erwarten.

    Wie schon eine Zeitung feststellte: Das Forum ist die wahre Wissens-Goldgrube. Danke b.v. (vorausgesetzt es stimmt).

    Ich wollte übrigens schon vor Jahren gegen Lügen-Politiker einen Transcriptserver für alle Politikeraussagen jemals und überhaupt aufbauen. Abmahnungen und Klagen bis zum Weltgerichtshof spare ich mir allerdings.

  • MP
    Meister Proper

    Als nächsten Bundespräsidenten halte ich Thomas Gottschalk für das beste Talent: ebenfalls ein Volksliebling und Musterschwiegersohn, jedoch mit sauberer und dazu noch bunter Weste. Aus seinen Werbeauftritten wissen die über den bösen Wulff Empörten auch, mit wem aus der Wirtschaft der Thommy seine Sympathien (und Honorare)pflegt: Haribo und Mc Donalds. Alles Produzenten von banalen Dingen des täglichen Bedarfs.Für eine etwas andere Geschmacksnuance schlage ich Richard Claydermann vor. Sozusagen als gelebte Integration auf höchster Ebene und charmanter Servierer von bekömmlichen Musikdeserts.Bon apetit!

  • A
    Arne

    WULFF FOR PRESIDENT!

    Und zwar "FOREVER"!

    Ich sehe es doch gar nicht ein, jemanden eine lebenslange Pension für Nixtun zu bezahlen, der noch nicht einen Urlaub in seinem Leben wohl selbst finanziert hat. Der soll als "Guten-Tag-Wackel-Dackel" weitermachen, bis er umfällt.

    Lasst den im Amt und fangt an, darüber zu debattieren, ob man so was wie einen Bundespräsidenten braucht. Die Gesetze unterschreiben kann auch irgendein Verfassungsrichter (landen ja eh oft genug dort). Weihnachtsansprachen habe ich noch nie von denen gehört, da können wir ab jetzt einfach die der letzten 60 Jahre wiederholen, merkt eh keiner. Von mir aus kann der Anwalt von Herrn Wulff ja noch regelmäßig danach ein Statement fürs Volk abgeben.

    Und zum Repräsentieren müsste man sich eben wen aussuchen, der das auch kann. Die Bevölkerung würde da eh lieber Thomas Gottschalk, Günter Jauch oder Stefan Raab sehen. Von mir aus. Nur schafft dieses blödsinnige Amt ab oder gebt dem klare Richtlinien, wer es kontrollieren soll und was überhaupt die Befugnis eines Präsidenten sein sollte.

  • N
    Naja

    Schön wie sich die Massen wieder auf diese Propaganda stürzen. Was nicht passt wird passend gemacht.

    Wenn Wulff dann doch bitte auch diese Frau Merkel mit ihrer Vergangenheit oder ein Herr Schäuble mit seiner Affäre in dieser ach so schnell vergesslichen Welt.

    In meinen Augen ist es eher ein Skandal, dass so eine wie die Frau Merkel Bundeskanzlerin werden konnte.

     

    Aber an diese achso systemtreuen Volkstreter traut man sich ja nicht heran. Da sie brav ihrer Arbeit nachgehen. Das stellt sich eher die Frage auf,welche Aufgabe Herr Wulff nicht wie gewünscht erledigt hat oder besser warum man ihn erst dieses Amt anvertraut hat? Vielleicht ist er ja nicht so erpressbar, wie sich manche dachten. Nun folgt die Rufmordpresse wie befohlen und die kleinen Schlafschafe hinterher.

    Mir braucht keiner was über Wulff erzählen, solange jeder von denen die Dreck am Stecken haben noch zu unseren Volksvetretern zählen.

  • B
    baywatch

    Die Anti-Wulff-Attacke der Bildzeitung und anderer Medien soll wohl den ersten Bundespräsidenten desavouieren (verunglimpfen), der sich zum ersten Mal auf den Islam (eine wertvolle Religion) zubewegt hat. Er ist Realist und kein Träumer.

    Auch Jesus hatte Freunde unter Reichen und sogar unter den Pharisäern. Nur gab es damals noch keine sog. Medienvertreter,die das an die große Glocke hängen konnten. Lasst es lieber beim Weihnachts-Friedens-Glöckchen.

  • T
    tazitus

    "..Der Spiegel inszeniert Wulff auf seinem aktuellen Titelbild als verkrampfte und etwas ungelenke Person..." Das ist nicht inszeniert. Der Herr steht immer so. Er könnte auch als Schaufensterpuppe arbeiten. (Vielleicht sollte er das mal versuchen.)

  • T
    Toby

    Warum macht die Verbindung Wulff-Maschmeyer die Bild eigentlich so nervös? Die haben Maschmeyer doch erst reich gemacht.

  • GR
    Gabriele Rack

    Ih schließe mich da ganz dem Kommentar von Yepp an. Ob juristische Gründe für einen Rücktritt bestehen oder nicht, interessiert mich schon seit Tagen nicht mehr. Diese dreiste Art, nur über einen Anwalt zu kommunizieren, ist für mich schon ein ausreichender Grund, dass dieser Herr sich vom Acker machen soll. Entweder hat er noch viel mehr Dreck am Stecken, weshalb er sich hinter einem Heer von Anwälten versteckt, oder er ist dermaßen charakterlos, was ihn auch nicht zur idealen Besetzung dieses Amts destiniert.

  • K
    Karl-Heinz

    Also, ich bin wirklich kein Konservativer, aber die Vorwürfe gegen Christian Wulff scheinen mir an den Haaren herbeigezogen sein. Zunächst sollte sich jeder, der hier einen Kommentar postet, einmal überlegen, wie häufig er sich von Freunden Geld geliehen bzw. bei ihnen übernachtet hat.

     

    Hinsichtlich der PR-Kampagne für das Wulff's Buch, hat es keinerlei private Vorteilsnahme bzw. gewährung gegeben. Schließlich hat Maschmeyer die finanziellen Aufwendungen dem Verlag Hoffmann und Campe zukommen lassen und Christian Wulff darüber noch nicht einmal informiert.

     

    Im Grunde genommen wird erst ein Schuh aus dieser Geschichte, wenn man ihn in den Kontext der gegenwärtigen politischen Diskussion stellt. Wulff hat mit der Aussage, dass der Islam zu Deutschland gehört, eindeutig Position bezogen und aus diesem Grund wird jetzt eine beispiellose Kampagne gegen ihn geführt.

     

    Die Akteure dieser Kampagne sind u.a. prominente Zeitungen wie der Spiegel, welcher sich seit geraumer Zeit nicht mehr im links-liberalen Spektrum bewegt. Und dass die Zeit in diesem Zusammenhang ein Interview zur Rehabilitierung Guttenbergs führt hätte wohl auch kein anständiger Mensch gedacht, aber Deutschland schenkt nun einmal nach rechts außen und da können sich der Spiegel und die Zeit offensichtlich keine Opposition erlauben.

  • H
    Hubert

    Bundespräsident? Was ist das und wofür ist das gut?

  • B
    b.v.

    "Es darf nicht der Eindruck entstehen und bleiben, eine Hand wische dort die andere und es sei alles miteinander verwoben zum jeweiligen Vorteil des Ministerpräsidenten. Schließlich muss die Bevölkerung das Grundvertrauen haben in die Unabhängigkeit einer Landesregierung und integeres Handeln.

    [...] Ich glaube, es ist die völlig fehlende Distanz zu Sachen, zu Personen, zu Dingen, die man in der Politik braucht, also eine Grundsensibilität, dass man Dienstliches und Privates relativ strikt trennt, dass man fließende Übergänge mit äußerster Vorsicht behandelt. Jeder Polizeibeamte, jeder Beamte eines Staatshochbauamtes, einer Vergabestelle hat natürlich gar kein Problem, Freunde aus der Wirtschaft in seinem Feld zu bekommen und beispielsweise auch Zuwendungen im Zusammenhang mit Festen, Feiern und privaten Dingen. Es darf nur eben nicht sein. Es muss jeder Eindruck von Korrumpierbarkeit schon im Ansatz verhindert werden. Es darf gar nicht erst zur Korruption kommen, sondern es muss der Anschein von Korrumpierbarkeit, von Abhängigkeiten, von Sponsoring von Politik und Politikern vermieden werden. Das ist hier alles völlig fließend, und das über Jahrzehnte in der Heimatstadt des Ministerpräsidenten mit seinem, ihm eigenen Umfeld. Das ist eine schwere Belastung, und aus dem hat er sich nie gelöst. Deswegen fehlen ihm eigentlich die Voraussetzungen - ich würde es hart formulieren wollen -, letztlich auch die Voraussetzungen für die Würde des Amtes des Ministerpräsidenten."

     

    Originalton Chr. Wulff in einem DLF-Interview. Damals noch in der Opposition. Es ging um einen Amtsvorgänger von der SPD.

  • H
    Humboldt

    Liebe TAZ,

     

    ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier einige links-interlektuelle Journalisten Wulff immer noch die Stange halten, nur wegen des - von Herles sehr schön benannt - unterkomplexen Satzes "Der Islam gehört zu Deutschland".

     

    Davon abgesehen, dass dies in der bisher inhaltlich so dünnen und nur dem Boulevard geschulten Amtszeit der Eheleute Wulff (Sie regiert ja scheinbar mit) wohl der einzige Fixpunkt war, um überhaupt einmal ein Thema zu setzen, ist es ansonsten wirklich unerträglich, wie Wulff und der Machterhaltungswille von Schwarz-Gelb das Amt des Bundespräsidenten ruinieren und zu einer Lachnummer verkommen lassen!

     

    Da schützt auch kein noch so gut gemeinter, aber irreführender Islam-Poulismus mehr. Das sollten auch Linke erkennen!

  • WR
    Wolfgang Rätzke

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Hallo,

     

    wie wär's denn, wenn Ihr unter schon mal die vermutliche Weihnachtsansprache unseres Bundespräsi veröffentlicht. Allerdings wird die echte Euch wohl doch toppen. Es sei denn, man veröffentlicht - aus Versehen - die vom letzten Jahr. (Hat er eigentlich eine gehalten?)

     

    Grüße und schöne Festtage

    Wolfgang Rätzke

  • D
    deviant

    Wenn Medien solche Artikel drucken, ist das ebenso scheinheilig: Niemand gibt einen scheiss darauf, was der Einzelne denkt.

    Am Kiosk und an der Urne gibt der Einzelne seine Stimme ab, ja...aber eben nicht nur metaphorisch, sondern ganz wörtlich: Er gibt die Stimme ab, damit andere mit dieser Stimme lauthals herummosern: Politiker, Oppositionelle, Journalisten, Feuilletonisten etc.

    Und wenn ein paar minderbepimmelte in der BILD-Chefetage und bei Bertelsmann im Namen von 20 Millionen Bundesbürgern gegen Wulff anschreiben, dann ist genau genommen egal, ob auch nur 2 Millionen von deren Lesern tatsächlich einen Rücktritt befürworten.

     

    Und selbst wenn 70 Millionen Deutsche die sofortige Verhaftung des Regimes Merkel befürworteten, solange nur wenige Dutzend fanatischer Anhänger Merkels an den Schaltstellen säßen, würde nichts davon an die Öffentlichkeit sickern.

  • HD
    Hans Dampf

    Wulff weg Geißler rein.

  • H
    Hasso

    Hat dieser "Saubermann" auch auf Johannes Rau Rücksicht genommen!? Wenn zwei das gleiche tun, dann ist das für die CDU ,so scheint mir , noch lange nicht dasselbe. Aber Beides war Vorteilsnahme..

  • Q
    Quaiser

    Liebe Journalisten. Der Bundespräsident ist während seiner fünfjährigen Amtszeit nicht absetzbar, wenn man von der bisher nie praktisch gewordenen Möglichkeit des sogenannten Impeachments absieht, einer Anklage zum Bundesverfassungsgericht auf Amtsenthebung wegen vorsätzlicher Verletzung von Bundesrecht. Hat er das damit verletzt, das Bundesrecht? Ich denke nicht.

    Er wird nicht zurücktreten - warum auch. Herr Wulff kann gelassen sein. Er ist halt einfach ein Cleverle.

  • Y
    Yepp

    "Spiegel mit akribischen, herausragenden Recherchen"

     

    Haha - lange her, dass der Spiegel wirklich investigativen Journalismus betrieben hat - dat is doch nur noch Journaille.

     

    Und da liegt auch der Hund begraben bei den heutigen Medien - je weniger Substanz, um so mehr Geheul wird gemacht.

     

    Was Wulff angeht:

    Ein Praesident, der mit seinem Volk mittels Anwaelten korrespondieren muss, hat bereits verloren.

  • V
    vjr

    Und wenn man das Amt des Ersatz-Monarchen abschaffen würde? Sind die Deutschen schon so weit?

    Auch dieses post-monarchistisches Erbe soll man doch durchaus kritisch diskutieren können.

  • H
    hella

    Bitte Herr Gauck - übernehmen Sie! Damit endlich Ruhe einkehren kann. Ich bin so rücktrittsmüde.

  • S
    Seltsam

    In diesem Zusammenhang sind für mich 2 Ereignisse und ihre Umfang in der Presse herausragend.

    Der Bundespräsident und seine Verfehlungen. Riesige Resonanz.

    8 Mitbürger mit ausländischen Wurzeln und eine Polizistin werden von rechtsradikalen ermordet. Offensichtlich bestehen Verbindungen zum Verfassungsschutz. Die Indizien sind stärker als die Indizien gegen Wulff.

    Das Presseecho ist so viel zurückhaltender bei den Morden. Kein investigativer Journalismus scheint sich an die Spuren der Mitwisser zu heften.

    Ist die Causa Wulff vielleicht nur eine willkommene Ablenkung von der eigentlichen Schande und den mutmaslichen Verstrickungen der Behörden. Wenn ja, wer inszeniert die Ablenkung und wer lässt sich ablenken?

  • DS
    Dr. Satori

    Zwischen Maschmeyer und Wulff scheint schon etwas mehr zu laufen als nur Freundschaft. Man beachte dieses außerordentlich aussagekräftige Bild:

    http://tinyurl.com/cjzl9px

  • S
    Sikasuu

    Eine Schlagzeile stürzt Wulff nicht!

    .

    BP".. gegen Altersarmut,... für Euroerhalt...gegen soziale Schieflage....!" sind wohl kein Problem. Selbst "BP nimmt Kredit von Freunden auf um Haus zu bezahlen!" ist kein Problem.

    .

    Problem ist aber "Anwalt des BP erklärt...!"

    .

    Wenn ein BP einen Anwalt braucht um mit "seinem Volk" zu reden macht er was falsch"

    .

    Sehr falsch!

    .

    Da sollte er ganz schnell darüber nachdenken, ob "sein Volk" nicht einen anderen BP braucht!

    .

    Es wird Zeit Herr Wulff unter Verzicht auf Bezüge aus dem jetzigen Amt in Privatleben zurück zu gehen.

    .

    Damit würden Sie zeigen, das sie der Position doch würdig währe, wenn sie vorher nicht so viele "geschickte" Geschäfte gemacht hätten!

  • SW
    S. W.

    Will ich von C.W. noch die Weihnachtsansprache hören? - Nein. Die hör' ich sowieso nie ...

     

    Er hat mir aber auch nichts mehr zu sagen. Warum? - Wen hat er mal in den Urlaub eingeladen, der feine Herr? Ein Bundespräsident, der sich privat aushalten lässt/aushalten ließ ... Soll er im Amt bleiben. Was diejenigen, die zur Vorsicht mahnen bei den Rücktrittsforderungen, vergessen, ist: mit ihm wächst die Verdrossenheit über Politik in Deutschland weiter. Alles, was er noch befördern kann, ist Fatalismus. Nun ja, vielleicht nicht das Schlechteste angesichts der zirkulierenden Euro-Krise. - Vielleicht aber nehmen die Bürger dieses Landes die Krise auch einfach nicht ernst, weil der Erregungszustand auf Dauer nicht zu halten ist. Wulff erführe dann in dem Zusammenhang die Gnade der erweiterten Vernachlässigbarkeit. Schön ist anders.

  • ML
    Maurice Lapin

    Wulff ist ein Taktierer, wie ihn das Land selten erlebt hat. Statt sich endlich selber mal ehrlich und vollständig zu erklären, schickt er seine Anwälte vor und lässt immer nur das einräumen, was ihm machweisen kann. Weniger mit seinem Kredit als mit seinem jetzigen Verhalten hat er endgültigen jeden Kredit verspielt. Er sollte zurücktreten, jetzt!