Bundesnachrichtendienst: Jeder Zehnte kam von der SS

Der Auslandsspionagedienst der Bundesrepublik rekrutierte reihenweise NS- Kriegsverbrecher. Ihre Einstellung erfolgte mit Billigung der US-Geheimdienste.

Die Einfahrt zum Sitz des Bundesnachrichtendienstes in Pullach. Bild: ap

BERLIN taz | Etwa jeder zehnte Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) war bis in die 1960er-Jahre ein früheres Mitglied der SS oder einer anderen NS-Verbrecherorganisation. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Danach hatte der Auslandsspionagedienst der Bundesrepublik 1960 2.450 Mitarbeiter. Wenigstens 200 von ihnen hatten während der Nazizeit bei der Gestapo, im Reichssicherheitshauptamt, beim SD oder der Geheimen Feldpolizei gearbeitet. Erst Mitte der 1960er-Jahre trennte sich der BND "wegen nachweisbarer Teilnahme an NS-Gewaltdelikten" von mehreren Dutzend dieser Personen. Das besorgte intern eine Organisationseinheit 85 beim BND. Die Öffentlichkeit wurde nicht informiert.

Manche der Täter waren an Massenerschießungen von Juden oder an der Verfolgung von Widerstandskämpfern beteiligt. Oft waren ihre Lebensläufe zuvor geschönt worden. Ihre Einstellung erfolgte mit Billigung der US-Geheimdienste - schließlich war ihr Arbeitsfeld der Kampf gegen die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten im Kalten Krieg.

Einige der BND-Mitarbeiter wurden laut FAZ entlassen, die meisten bekamen einen Auflösungsvertrag und eine Abfindung. Strafrechtlich kamen die meisten, möglicherweise sogar alle, ohne ein Verfahren davon.

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