Bundesliga-Stürmer des 1.FC Kaiserslautern: "Lucky Lakic", der Ungeliebte
In der Hinrunde schoss er elf Tore für den Aufsteiger 1.FC Kaiserslautern. In der Bundesliga-Rückrunde hat er noch nicht getroffen. Was ist mit Srdjan Lakic los?
Es war keine kluge Idee, dass sich Srdjan Lakic nach dem Schlusspfiff noch dazu durchgerungen hatte, mit den Kollegen vor die Westkurve zu gehen. Dort, wo bis hoch unters Dachs die treuesten Fans des 1. FC Kaiserslautern stehen, setzte es wüste Beschimpfungen für den erfolgreichsten Torschützen, der zum Sündenbock mutiert war.
Als der Kroate einmal in der zweiten Halbzeit nicht rechtzeitig einem schlechten Zuspiel entgegeneilte, schwollen die Pfälzer Pfiffe ohrenbetäubend an; als der 27-Jährige auf dem zerfurchten Rasen wenig später einen Fehlpass spielte, schien das Volk auf dem Betzenberg vor Zorn zu beben.
Der Liebesentzug für Lakic überschattete das wenig aufregende 1:1-Unentschieden gegen den Hamburger SV - und er stellt beim 1. FCK Elementares infrage. "Wenn Fans und Mannschaft die Nerven verlieren, wirds schwer", konstatierte der sichtlich betroffene FCK-Coach Marco Kurz, "wenn wir es schaffen, dann nur als Kollektiv. So etwas geht nicht und wird uns unsere Stärke rauben."
Kurz, seit anderthalb Jahren Trainer beim Aufsteiger, nannte die Reaktion des eigenen Anhangs einen "Wahnsinn, denn der Junge arbeitet ja wie ein Verrückter". In der Tat fällt der Torjäger in Sachen Einsatz und Eifer nicht ab, doch im Gegensatz zur Hinrunde (elf Tore) will ihm der Abschluss in der Rückrunde (null Tore) nicht glücken. Es scheint, als gehe dem gefeierten Helden ("Lucky Lakic") im neuen Jahr die Leichtigkeit und Lockerheit ab.
Aber ist das alles verwunderlich? Lakic hat sich nach langer winterlicher Bedenkzeit entschieden, zur neuen Saison das Angebot des zahlungskräftigen VfL Wolfsburg anzunehmen. Bei der Vertragsunterzeichnung Ende Januar wurde ein Bild gemacht, dass den Betze-Bub mit dem VfL-Trikot zeigte und kurz darauf ohne Lakic Wissen auf der Homepage des VfL Wolfsburg stand.
Deswegen zürnte damals FCK-Vorstandsboss Stefan Kuntz, nun musste er einen weinenden Stürmer trösten. Lakic beschrieb seinen Gemütszustand: "Ich bin sehr enttäuscht. Das ist nicht schön, wenn die Fans so respektlos sind."
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