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Bundesliga-Clubs geben zuviel Geld ausMinus für die Saubermänner

Die Klubs der Bundesliga verschulden sich. Besonders schlimm sieht es bei einigen Zweitligisten aus. Doch die Deutsche Fußball-Liga jubelt über neue Rekordzahlen.

Mit Herthas Abstieg wurde das Finanzloch noch größer. Bild: dpa

BERLIN taz | Er sieht wirklich prächtig aus, dieser Bundesligareport 2011, den die Deutsche Fußball-Liga diese Woche veröffentlichte. Das wegweisende erste Kapitel ist in dicken Lettern mit den Worten "Wachstum durch Popularität" überschrieben. Und gleich neben dem Inhaltsverzeichnis sticht einem ein dynamischer roter Pfeil ins Auge, der in steilem Winkel nach oben weist. Er verkörpert die unaufhaltsam steigenden Umsatzzahlen der Deutschen Fußball Liga. Zum sechsten Mal in Folge wurde ein Rekordwert vermeldet.

Die DFL stellt sich ein tolles Zeugnis aus: Der Fußball ist nicht nur als Steuerzahler (700 Millionen Euro) von unverzichtbarem Wert, sondern beweist auch als Arbeitgeber (40.000 Arbeitsplätze) seine gesellschaftliche Größe - wobei die vom Staat bezahlten Polizisten, die gewalttätige Fans in Schach halten sollen, fairerweise nicht einmal mitgezählt wurden. Bei genauerem Lesen des Reports findet sich allerdings eine irritierende Information: Das Wachstum ist finanziell nicht mehr gedeckt. Erstmals seit 2003 gaben die Klubs in der vergangenen Saison mehr aus, als sie einnehmen. In der ersten Bundesliga waren das 78 Millionen Euro.

Anders als es die Gewichtung des Reports vermuten lässt, ist das keine Petitesse. In der Vergangenheit trat die DFL gern mit der Überzeugung an die Öffentlichkeit, dass die sportliche Unterlegenheit in den internationalen Wettbewerben gegenüber den Engländern und Spaniern aufgrund ihrer redlichen positiven wirtschaftlichen Bilanzen nicht von langer Dauer sein wird. Nun sind die Schuldenberge der italienischen, spanischen und englischen Vereine nach wie vor um ein Vielfaches höher, die DFL ist aber ihr Saubermann-Image los.

Wie sehr das die Verantwortlichen schmerzt, verdeutlichen die einseitigen Schuldzuweisungen, die Christian Seifert, der Geschäftsführer der DFL, vornahm. Drei Vereine, so stellte er heraus, würden 93 Prozent des Gesamtdefizits verantworten und somit die allgemein guten Zahlen verzerren. Es wird gemutmaßt, dass es sich bei den Vereinen, die Seifert nicht nennen darf, um Schalke 04, den 1. FC Köln und Hertha BSC Berlin handelt. Solange die schwarzen Schafe solch prominente Namen tragen, kann man sie eh nicht aussortieren.

Außerdem würde das zu kurz greifen, weil die Verschuldung der Profivereine einem allgemeinen Trend folgt. Vor zwei Jahren schlossen noch alle Erstligisten mit einer positiven Bilanz ab. In der Saison 2007/08 waren es elf, letzte Spielzeit nur noch sieben. Verantwortlich dafür sind die gestiegenen Transfer- und Personalausgaben.

Besorgniserregend sind insbesondere die 25 Millionen Euro Schulden, welche die Zweitligisten vergangene Saison auftürmten, da im Unterschied zur Eliteklasse der Umsatz hier gleichzeitig zurückging. Der Abstieg in die Zweitklassigkeit bringt die Vereine an die Grenze des Ruins. In Köln, Gladbach und Stuttgart fürchtet man sich vor dem Hertha-Effekt.

Seifert demonstriert nach außen Zuversicht und Gelassenheit. "Diese Zahlen sind nicht beunruhigend", sagt er. Andererseits hat die DFL jetzt das Lizenzierungsverfahren verschärft. Die Vereine müssen künftig mehr Eigenkapital aufweisen und ihre Bilanzen künftig halbjährlich vorlegen.

Es wäre schon recht peinlich, wenn ausgerechnet die deutschen Saubermänner aus der Bundesliga am von der Uefa geplanten "Financial fair play"-Lizenzierungsverfahren scheitern würden. Bis spätestens 2019 sollen die Klubs gezwungen werden, nur noch so viel Geld auszugeben, wie sie aus dem Fußballspielbetrieb tatsächlich einnehmen.

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