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Buna droht die Schließung

■ Kein Käufer für das ehemalige Chemiekombinat in Sicht, 2.000 Kündigungen werden auf 1993 vorgezogen

Schkopau (dpa/taz) – „Plaste und Elaste aus Schkopau“ – wer erinnert sich nicht an den alten DDR-Werbeslogan. Doch die sozialistischen Glanzeiten sind für das ehemalige Chemie-Kombinat Buna längst vorbei. Die zähen Verhandlungen bei der Treuhand zur Privatisierung des ostdeutschen Chemieriesen sind bislang ohne Erfolg geblieben. Und auch vom Optimismus von Firmenleitung, Treuhand und IG Chemie, spätestens Anfang 1993 einen Käufer gefunden zu haben, ist heute angesichts der weltweiten Rezession in der chemischen Industrie nichts mehr zu spüren. Dem Werk droht jetzt sogar die Schließung, wie der Vorstand nach langem Schweigen verlauten ließ.

Dabei hatte Helmut Kohl höchstpersönlich der Chemieindustrie in Halle eine Existenzgarantie erteilt. Doch fast alle Kaufinteressenten sind abgesprungen. Mit den jetzigen Bewerbern, dem italienischen Konzern Eni, dem österreichischen Unternehmen ÖMV und einem unter dem Namen Europa AG agierenden Konsortium ist noch kein gemeinsamer Nenner gefunden. Als Favorit gilt Eni, weil dessen Produktpalette mit der von Buna als Plastik- und Kautschukhersteller weitgehend übereinstimmt, meint das Vorstandsmitglied für Marketing, Volkmar Gropp. Doch der Staatskonzern Eni steckt selbst in Schwierigkeiten und ist schwer verschuldet.

Der Region Halle-Merseburg würde mit der Schließung des Unternehmens ein sozialer Kollaps drohen. Mehr als 11.000 der ehemals 18.000 Buna-Werker verloren seit Mitte 1990 ihren Arbeitsplatz. In 34 nicht zum Chemiekern gehörenden ausgegliederten Bereichen fanden nur 1.000 Leute einen Job. Alternativen in mittelständischen Firmen gibt es kaum.

Auch bei Kunden hat das Unternehmen wegen seiner anhaltend unsicheren Zukunft Minuspunkte kassiert. Die Abnehmer verlangten Sicherheiten, klagt Gropp. 60 Prozent des Umsatzes vom Vorjahr mit rund 750 Millionen Mark wurden mit Lieferungen nach Westeuropa erzielt. Der osteuropäische Markt spielt nur noch zu einem geringen Teil eine Rolle für das Unternehmen. Jedoch will Buna den Ostmarkt nicht gänzlich aus den Augen verlieren, wofür kleine Vertriebsbüros in Prag, Warschau und Moskau eingerichtet wurden. Für 1993 sieht die Prognose allerdings weniger rosig aus: der Umsatz des Vorjahres werde 1993 voraussichtlich um zehn Prozent unterschritten, schätzt Vorstandschef Karl-Heinz Saalbach.

Rund 2.000 Arbeitnehmern steht in diesem Jahr die Kündigung ins Haus. Ursprünglich sollte der gegenwärtige Personalbestand von 6.700 auf 4.700 Beschäftigte erst 1995 reduziert werden. Der enorme Preisverfall von chemischen Produkten auf dem Weltmarkt und die hohen Herstellungskosten wegen der veralteten Chemieanlagen sind Ursachen für die vorzeitigen Kündigungen. Auf Drängen des Betriebsrates wurde jedoch zumindest ein finanzieller Aufschub zum Arbeitslosengeld erreicht. So sollen die 2.000 Betroffenen vorerst in die Kurzarbeit geschickt werden.

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