piwik no script img

Bumm – wird Boris abgeschossen?

■ Beim Showdown Becker – Kiefer geht es heute um die Zukunft

Wimbledon (taz) – Mit 0:2 Sätzen lag Boris Becker gegen Miles MacLagan zurück, doch Nicolas Kiefer mochte sich noch nicht beruhigt zurücklehnen. „Er ist bekannt dafür, daß er solche Matches noch herumreißt“, unkte der 21jährige zu Recht, um dann zu flunkern, daß es ihm egal sei, gegen wen er spielen müsse.

Schwer zu glauben, daß es ihm nicht lieber gewesen wäre, gegen einen drittklassigen Engländer anzutreten, als jenes vertrackte Match in Angriff zu nehmen, das nach Beckers mühseligem Fünfsatzsieg heute auf dem Programm steht. Boris Becker ist Davis-Cup-Teamchef, Vermarkter, Talentförderer, Autoverkäufer und Noch-Spieler in Personalunion, und er und Kiefer sind sich gar nicht mehr grün, seit es beim World Team Cup in Düsseldorf erneut Streit in der deutschen Mannschaft gab. Erst am Dienstag morgen habe ihn Becker wieder nicht gegrüßt, klagte Kiefer. Der 31jährige will zu dem Thema „keine Silbe“ mehr beisteuern. Nachdem er sich gegen MacLagan nach Abwehr von drei Matchbällen so dramatisch aus der Affäre gezogen habe, sei es ihm egal, wann und gegen wen er bei seinem letzten Hurra verliere, behauptete Becker, und er wisse, daß Kiefer „in großartiger Form“ sei. „If your gamble, you're bound to lose“, sprach er weise. Dennoch ist es auch ihm schwer zu glauben, daß es ihn wirklich nicht hart treffen würde, im Kieferschen Schlaghagel womöglich den letzten Rest Autorität einzubüßen. Auf der anderen Seite ist es natürlich ein verlockender Gedanke, dem dreisten Jüngling noch einmal zu zeigen, wer der Meister ist. Und ihn später jedes mal genüßlich daran zu erinnern, wenn er es wagen sollte, das freche Maul zu öffnen.

Also: Es geht nicht nur um den Einzug in die 3. Runde, sondern in gewisser Weise auch um die Zukunft des deutschen Tennis. Ein Showdown nach dem Motto „Laß uns rausgehen und die Sache klären“. Wer gewinnt, darf gegen Michael Stich um den Posten des DTB-Teamchefs spielen. Matti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen