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Bully Herbigs Pro7-CastingsendungEine zünftige Freakshow

Kommentar von David Denk

Bully Herbig hat jetzt auch eine Castingshow und sucht darin nach Schauspielern: "Bully sucht die starken Männer" heißt das Format. Intention: fragwürdig.

Lacht da wer? Wickie-Jury außer Rand und Band. Bild: pro sieben

"Bartholomäus will return!" Keine Frage: Die Macher von "Bully sucht die starken Männer" wollen uns Zuschauer warnen - vor ihren eigenen Kandidaten, in diesem Fall vor einem "Managementtrainer" namens Bartholomäus Seydlitz, der - da ist sich die Jury einig - vor allem eins trainiert, die Lachmuskeln. "Der ist unfreiwillig komisch, aber er merkt das nicht", feixt das aus Schauspieler Jürgen Vogel, Comedian Michael "Bully" Herbig und Produzentin Rita Serra-Roll bestehende Gremium.

Zu lachen werden die drei auch am Dienstagabend ab 20.15 Uhr wieder genug haben - wenn ProSieben den zweiten Teil der Zusammenschnitte vom "größten öffentlichen Kinofilm-Casting in der Geschichte der Republik" (Eigenwerbung) zeigt, denn die Realverfilmung der Zeichentrick-Geschichte von dem pfiffigen rothaarigen Wikingerjungen Wickie und seinen tölpelhaften Kumpanen scheint vor allem die anzulocken, die Wickies starken Männern nicht nur physisch entsprechen, sondern auch intellektuell.

Das ist zynisch - und Kalkül: Warum, wird Bully Herbig sich gedacht haben, soll ich für meinen Film Profis casten, mit denen ich ewig über ihre Rollen diskutieren muss?! Da nehme ich doch lieber Laien, die sich selbst spielen und sich noch wie ein Schnitzel darüber freuen, vorgeführt zu werden. Sätze wie "Das hat mit Filmschauspielerei nichts zu tun" sind da nur das metaphorische Feigenblatt zur Bedeckung der eigentlichen Intention: eine zünftige Freakshow auf die Beine zu stellen.

Im Gegensatz zu all den Musikcastingshows, den bissigen wie "Deutschland sucht den Superstar" und den handzahmen wie "Musical-Showstar 2008, bei denen immerhin vorgegeben wird, es gehe um Gesangstalent, sind die Kandidaten hier auf sich selbst zurückgeworfen: Sie müssen nichts können, sie müssen nur vom Gegenteil überzeugt sein, wie Florian Hoffmann, der sich für einen Schauspieler hält - warum auch immer. Als die Jury ihm eine zweite Chance gibt und er diese wieder vergeigt, sagt er ohne erkennbare Ironie: "Ich habe mich mit dem Tjure noch nicht so unbedingt befasst."

Das ist lächerlich. Doch das Lachen darüber überlässt man gerne Bully Herbig.

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Ressortleiter tazzwei

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