Bürgerkrieg in Syrien: Moskau will Kriegsschiffe schicken
Zwei russische Kriegsschiffe stehen bereit, um aus Syrien russische Staatsbürger zu evakuieren. An Bord könnten auch zahlreiche Marineinfanteristen sowie Panzer sein.
MOSKAU taz | Russische Kriegsschiffe halten sich bereit, um im Bedarfsfall nach Tartus in Syrien auszulaufen. Dies meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Montag unter Berufung auf einen Offizier im Generalstab. Es soll sich dabei um die Landungsschiffe „Nikolai Filtschenko“ und „Cäsar Kunikow“ handeln, die auch Marineinfanteristen an Bord nehmen können. Die „Kunikow“ kann neben 150 Infanteristen auch noch zehn Panzer des Typs T-55 laden.
Die Aufgabe der Marineinfanteristen sei es, im Notfall russische Staatsbürger und Mitarbeiter der Basis in Tartus zu evakuieren sowie technische Ausrüstungen des Stützpunktes zu verladen, verlautet aus Militärkreisen.
Tartus ist der einzige russische Stützpunkt im Mittelmeer. Bislang klassifizierte Russland den Hafen jedoch als eine technische Nachschubbasis und nicht als militärischen Stützpunkt. Russland war wegen der Entsendung von Waffenlieferungen auf zivilen Frachtern nach Tartus bereits im Frühjahr mehrfach von der Arabischen Liga und dem Westen kritisiert worden. Bislang entsandte es jedoch noch keine Kriegsschiffe nach Syrien.
Russische Beobachter werten dies als eine weitere Zuspitzung des Konflikts, weil darin eine nicht auszuschließende militärische Parteinahme Moskaus für das Assad-Regime deutlich würde. Auch der stellvertretende Kommandeur der russischen Luftstreitkräfte, Wladimir Gradussow, hatte am Wochenende erklärt, für die Evakuierung russischer Bürger aus dem Konfliktgebiet stünden auch Flugzeuge bereit. Der martialische Unterton der Verlautbarungen war nicht zu überhören.
Gedenkt Moskau aufseiten Assads einzugreifen oder rasselt es wieder mal nur mit dem Säbel? Auf jeden Fall erweckt Moskau den Anschein, „russisches Eigentum und russische Interessen“ in Syrien entschlossen zu verteidigen. Auch soll das Verteidigungsministerium bereit sein, Elitetruppen der Fallschirmjägereinheiten und andere Spezialkräfte nach Syrien zu entsenden. „Russland militärische Präsenz in Tartus und an der Küste Syriens ist notwendig. Die Basis ist für uns sehr wichtig“, meinte General Leonid Iwaschow, ehemaliger Chef für internationale militärische Zusammenarbeit des Verteidigungsministeriums.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin