@SomaRiot
PPS. Und guten Morgen nochmal. Mein Browser mit Ihrem Beitrag war heute morgen noch offen, und ich musste jetzt schmunzelnd feststellen, dass Sie mir eigentlich recht geschickt alle möglichen dämlichen Positionen, die ja doch nur auf Ihrem eigenen Mist gewachsen sind, unterstellen. Sie machen mich zum Strohmann, so richtig schön nach Schopenhauers Handbuch.
Aber vor allem stellen Sie da auch eine interessante Frage in den Raum, die mich selbst schon lange beschäftigt und die etwas mit meinem eigenen politischen Selbstverständnis zu tun hat: wie kommt es dazu, dass sich unsere angeblich so meinungsfreien und demokratischen Mainstream-Medien - die durchaus nicht "zentral gesteuert werden", Sie Scherzkeks - schon beinahe ebenso effektiv und unkritisch auf Kriegspropaganda haben festlegen lassen, wie es zu den besten Zeiten vor 70 Jahren schon mal der Fall war? Und wie kann man da noch eine eigene Position bestimmen?
Nein, in unserer heutigen Postdemokratie braucht man keinen Schriftleiter oder Politkommissar mehr. Es reicht, wenn es jemand geschafft hat, durch massiven Einsatz von PR-Agenturen die Meinungs- und Deutungshoheit zu erlangen. Multipliziert wird das erst mal in den Führungsetagen unserer öffentlich-rechtlichen Medien (überwiegend parteibestimmt) bzw. unserer privaten Medien - von denen man teilweise weiß, welchen Konzernen sie gehören (Privatsender), während es teilweise aber auch völlig unbekannt und durch Beteiligungsgesellschaften verhüllt ist (unsere Zeitungen). Dahinter stehen letztlich die Kreise, die die Verbreitung der "Demokratie" nach westlichem Muster als ihr ureigenstes materielles Interesse ansehen und es deshalb gerne lesen, wenn auch ihre eigenen Angestellten in diesem Sinne schreiben. Viel Verschwörung oder die Protokolle von Zion braucht es da nicht.
Welche Musik in unseren Medien gespielt wird, hängt dann konkret davon ab, was die Redaktionsleitung vorgibt, und die weiß eben, was man auf Seiten der Besitzer hören will. Das ist der erste große Faktor: die Seilschaften des postdemokratischen Establishment in der Medienlandschaft. Wie hat doch mal ein versponnener deutscher Linksradikaler gesagt: "Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten." Der Mann hieß Paul Sethe und war Mitherausgeber der FAZ.
Zugleich kann es sich eine Zeitung, die sich verkaufen, ein Sender, der gesehen und gehört werden will, auch gar nicht leisten, gegen eine bereits bestehende Meinung ihres Publikums anzuschreiben. Und wenn man nur fix genug ist, dann lässt sich diese Meinung "machen", ehe das Thema noch selbst akut wird. Das ist der zweite große Faktor: der Spin, den man einem Thema mit Hilfe von PR-Agenturen geben kann. Kriege werden heute verkauft wie Buttermilch und Schokoriegel - unten gebe ich Ihnen gerne noch ein paar interessante Links dazu.
Und zu guter Letzt ist da noch als dritter Faktor der einzelne Journalist, etwa der Freiberufler bei der taz, der sich vor jeder eigenen neuen "Meinungsentscheidung" fragen muss, wie er ein Thema jetzt anpacken will und wohin der Karrierezug bei der einen und bei der anderen Entscheidung jeweils fahren könnte. Welches Meinungsprofil will ich mir geben? Wie umgänglich und "vernünftig" will ich vor den Leuten erscheinen, die sich meine Artikel später mal ansehen, wenn es um eine potentielle Neueinstellung geht? Will ich an der Linie der Meinung entlang schreiben, die nun mal eben die Mehrheit in meiner Redaktion und in der Leserschaft hat, oder will ich an jedem Punkt gegen den Strich schreiben?
Das wäre dann die Entscheidung, ob man später mal potentiell beim Spiegel oder gar bei der ARD oder beim ZDF arbeiten darf, oder ob man beim Freitag, der jungen welt, bei Russia Today oder als privater Blogger enden wird (also arbeitslos sein wird).
Und hier die versprochenen Links. Zuerst mal was über den Altmeister des Kriegsverkaufs, NATO-Sprecher Jamie Shea, der uns den Kosovo-Krieg vertickt hat ("Bomben auf Milosevic") und heute noch feixend stolz auf dieses sein Lebenswerk ist:
http://www.ag-friedensforschung.de/themen/NATO-Krieg/ard-sendung.html (Manuskript einer WDR-Sendung von 2001)
www.friwe.at/jugoslawien/archiv/verkaufen.rtf (Artikel aus dem Wiener Standard, 2000)
http://www.ftd.de/politik/international/:topjob-fuer-nato-sprecher-mr-kollateralschaden-macht-karriere/50163230.html (Financial Times 2010 - so macht man Karriere, Leute!)
Eine interessant wirkende Magisterarbeit über die unselige Rolle, die unsere Medien bereits beim Afghanistan-Krieg gespielt haben. Habe sie erst mal nur überflogen, werde sie aber später mal unbedingt lesen:
http://books.google.de/books?id=31b4MKuuoCoC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
Und hier noch zwei Betrachtungen zur Rolle der Medien im Libyen- und Syrien-Krieg:
http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/sender-im-dienst-der-nato
http://www.hintergrund.de/201207072146/hintergrund/medien/medien-heizen-den-syrischen-konflikt-an.html
All das ist die Blaupause für die Gleichschaltung, die wir in unseren Mainstream-Medien gerade im Hinblick auf den Syrien-Krieg erleben, und in absehbarer Zeit ein weiteres Mal: wenn die israelische Regierung ihren verbrecherischen Angriff auf die Bevölkerung des Iran durchführen wird. So schaffen es unsere Mächtigen, unsere ach so freiheitlich-demokratische Presse in den Griff zu kriegen, damit sich solch ein PR-Desaster wie damals beim Vietnam-Krieg heute nicht mehr wiederholt.
Nun werfen Sie Spätzchen mir Verschwörungstheoretikertum und darüber hinaus auch noch Antisemitismus vor. Was Herrn Ant-iPod angeht, glaube ich, dass er ein eher gutmütiger Mensch ist, der einfach nur in seinem privaten Glücksbärchenland wohnt. Das respektiere ich, denn an solch einem Ort habe ich selbst mal gewohnt. Ausgezogen bin ich dann während des Kosovo-Krieges; bei ihm wird das wohl der Syrien-Krieg werden - falls er sich nach dem "glücklichen" Kriegsende noch weiter über Syrien informieren wird.
Was aber Sie angeht: Ihre Techniken der Argumentation zeigen mir, dass Sie hier einfach nur als widerlicher, zynischer Meinungskämpfer agieren, der mit allen Mitteln für "die Sache" kämpft, warum auch immer, und "right or wrong". Ich habe keinen Zweifel, dass man von Ihnen und Ihrem Meinungsgenossen "mehrdad" auch während des kommenden Iran-Kriegs allerhand boshaft-zynische Kommentare wird lesen können.
Aber damit das nicht so unversöhnlich endet, hier noch ein Kompliment: Sie machen ihre Herzenssache immerhin geschickter als der randständige, philozionistische Araberhasser "mehrdad".
Liebe Grüße!
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