Bürgerkrieg in Libyen: Militärakademie bombardiert
Mindestens 30 Menschen sterben bei einem Luftangriff in Tripolis. Die Regierung macht die Truppen des abtrünnigen Generals Hafta dafür verantwortlich.
Haftar kontrolliert mit seiner Libyschen Nationalarmee (LNA) den Osten des Landes. Er versucht seit rund acht Monaten, Tripolis einzunehmen. In den vergangenen Wochen haben die Luftangriffe und Bombardierungen rund um die Hauptstadt zugenommen. Als Vergeltung beschossen Regierungstruppen nach Angaben eines Armeesprechers einen LNA-Luftwaffenstützpunkt etwa 160 Kilometer südwestlich von Tripolis. LNA-Kreisen zufolge wurden durch einen Drohnenangriff am Sonntagmorgen vier Kämpfer getötet.
Die Vereinten Nationen verurteilten den Angriff. Die zunehmende militärische Eskalation würde die Lage im Land weiter verschärfen und Chancen auf eine Rückkehr zu politischen Verhandlungen gefährden, teilte die UN-Mission in Libyen (Unsmil) bei Twitter mit. Am Samstag hatte der stellvertretende Leiter der Mission, Yacoub El-Hillo, sich bereits schockiert gezeigt angesichts der „sinnlosen, willkürlichen Attacken auf zivile Gebiete und zivile Infrastrukur“.
Chaos in Libyen seit 2011
Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi 2011 herrschen in Libyen Gewalt und Chaos; Milizen ringen um die Vorherrschaft in dem ölreichen Land. Haftar wird von Russland, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Jordanien unterstützt.
Unklar blieb weiter, ob und gegebenenfalls wann die Türkei Truppen in das nordafrikanische Land entsenden würde. Der türkische Präsident Erdogan hatte dafür am Donnerstag vom Parlament das entsprechende Mandat erhalten. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt die Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch mit Sitz in Tripolis. Die türkische Außenministerium verurteilte den Angriff auf die Militärakademie und forderte andere Länder dazu auf, Haftar künftig nicht mehr zu unterstützen.
Die Unterstützung der zwei politischen Kräfte in Libyen durch ausländische Staaten schürt Befürchtungen, dass es zu einer weiteren Eskalation kommt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte zuletzt, dass eine vermehrte ausländische Unterstützung der Kriegsparteien den Konflikt verschärfe und eine Friedenslösung erschwere. Er verlangte zudem erneut eine sofortige Waffenruhe. Dieser Forderung schloss sich auch das türkische Außenministerium an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden