Bürgerkrieg in Libyen: Militärakademie bombardiert

Mindestens 30 Menschen sterben bei einem Luftangriff in Tripolis. Die Regierung macht die Truppen des abtrünnigen Generals Hafta dafür verantwortlich.

Kleidungsstücke und Blutspuren auf einer Straße

Nach dem Anschlag: die Militärakademie in Tripolis Foto: dpa

TRIPOLIS dpa/rtr | Bei einem Luftangriff auf eine Militärakademie in der libyschen Hauptstadt Tripolis sind nach Behördenangaben mindestens 30 Menschen getötet worden. 33 weitere wurden verletzt, teilten das Militär und das Gesundheitsministerium der international anerkannten Regierung mit. Die Regierung in dem Bürgerkriegsland machte die Truppen des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar für den Angriff am Samstagabend verantwortlich. Unbekannte „ausländische Kampfflugzeuge“, die Haftar unterstützen, hätten die Akademie in der Nacht zum Sonntag angegriffen, erklärte die Regierung der Nachrichtenseite Alwasat Gate zufolge. Ein Rebellen-Sprecher wies dies zurück.

Haftar kontrolliert mit seiner Libyschen Nationalarmee (LNA) den Osten des Landes. Er versucht seit rund acht Monaten, Tripolis einzunehmen. In den vergangenen Wochen haben die Luftangriffe und Bombardierungen rund um die Hauptstadt zugenommen. Als Vergeltung beschossen Regierungstruppen nach Angaben eines Armeesprechers einen LNA-Luftwaffenstützpunkt etwa 160 Kilometer südwestlich von Tripolis. LNA-Kreisen zufolge wurden durch einen Drohnenangriff am Sonntagmorgen vier Kämpfer getötet.

Die Vereinten Nationen verurteilten den Angriff. Die zunehmende militärische Eskalation würde die Lage im Land weiter verschärfen und Chancen auf eine Rückkehr zu politischen Verhandlungen gefährden, teilte die UN-Mission in Libyen (Unsmil) bei Twitter mit. Am Samstag hatte der stellvertretende Leiter der Mission, Yacoub El-Hillo, sich bereits schockiert gezeigt angesichts der „sinnlosen, willkürlichen Attacken auf zivile Gebiete und zivile Infrastrukur“.

Chaos in Libyen seit 2011

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi 2011 herrschen in Libyen Gewalt und Chaos; Milizen ringen um die Vorherrschaft in dem ölreichen Land. Haftar wird von Russland, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Jordanien unterstützt.

Unklar blieb weiter, ob und gegebenenfalls wann die Türkei Truppen in das nordafrikanische Land entsenden würde. Der türkische Präsident Erdogan hatte dafür am Donnerstag vom Parlament das entsprechende Mandat erhalten. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt die Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch mit Sitz in Tripolis. Die türkische Außenministerium verurteilte den Angriff auf die Militärakademie und forderte andere Länder dazu auf, Haftar künftig nicht mehr zu unterstützen.

Die Unterstützung der zwei politischen Kräfte in Libyen durch ausländische Staaten schürt Befürchtungen, dass es zu einer weiteren Eskalation kommt. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte zuletzt, dass eine vermehrte ausländische Unterstützung der Kriegsparteien den Konflikt verschärfe und eine Friedenslösung erschwere. Er verlangte zudem erneut eine sofortige Waffenruhe. Dieser Forderung schloss sich auch das türkische Außenministerium an.

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