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Bügel-BHs entsexualisieren

■ betr.: „Vom Geheimwissen ausge schlossen“ von Elke Wittich, taz vom 27. 7. 98

Mit Schrecken mußte ich die Verleumdungskampagne gegen den Bügel-BH auf der Wahrheitsseite lesen. Und ein kurzes Ziehen unterhalb der Brüste bedeutete mir: Auch mein BH hatte verstanden und litt.

Ich gestehe: Auch für mich gab es einmal eine Zeit, als ich dachte, der Bügel-BH sei die letzte Nachwehe des frauenfolternden Korsetts. Stechend, drückend, pieksend würde er Frauen ihre sekundären Geschlechtsmerkmale zur Hölle machen. Ich kaufte also diese schlabbrigen Hüllen, bei denen sich frau schon nach dreimaligem Waschen fragt: Wer hebt hier eigentlich wen? Denn ich gehöre nun mal nicht zu den (meiner Meinung nach begnadeten) wenig Bebusten, die das Teil daraufhin in die ewigen Jagdgründe befördern könnten.

Apropos Jagd. Geht das Weib auf die Pirsch, hat sich eben alles zu heben (statt Penis- vielleicht Erektionsneid?), Haare, Hintern, Hüften – jeder ihren Push-up. Und wenn die Schwerkraft eben besonders heftig zuschlägt, gibt es nur eine Rettung: den Bügel-BH. Ein meist postpubertäres Schlüsselerlebnis (zumindest in unserer Generation, Elke!), das sich einfach keine entgehen lassen sollte! Welch erhebendes Gefühl, wenn sich die eher bauchwärts tendierenden besten Stücke plötzlich dem Kinn entgegenrecken! Wenn sich unter dem hautengen Girlie- Shirt keine unförmige Wurstform abzeichnet, sondern zwei hübsch hochgepreßte A-Größen, die den Schriftzug nicht verzerren!

Die heilige Wandlung des obszönen Fleisches in verkleinerte Teenie-Brüstchen. Kommunion in Körbchen.

Denn trotz allem Press, Quell und Schwell: Bügel-BHs entsexualisieren. Da schwabbelt nix mehr beim Gehen, nix hebt und senkt sich – die ganze Unvollkommenheit des Plasmas erstarrt in ewigen Höhen zu – wie war doch gleich die Unterschrift des Riesentittenbildes in der Wahrheit? „Zu wissen, es ist Beton!“ Daneben die Nachricht, ein Mann habe sich an den Brüsten verletzt. Nee, das war ein Bügel-BH.

Und da kann ich nur sagen: Er hebe hoch, hoch, hoch! Alma-Elisa Kittner, Bochum

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