: Bücherei zum Überwintern
■ Kinder aus dem Viertel haben wieder eine Bibliothek / STATT-Förderverein öffnete jetzt neue und lange geplante alternative Bücherstube in der Schule an der Brokstraße
Selbstsicher betreten zwei Mädchen der Orientierungstufe an der Brokstraße die mit über 4.000 Büchern gefüllte STATT-Bibliothek auf der Kulturetage ihrer Schule. Zwei Frauen räumen noch die letzten Bücher ein, kleben Etiketten in die Bücher und schlagen die teils schon abgegriffenen Bücher in Packpapier ein. Seit einer guten halben Stunde hat die neue Bücherei im Viertel geöffnet – als Ersatz für die geschlossene Stadtteilbibliothek im Viertel.
An ihrem ersten Öffnungstag begrüßten die engagierten Fördermitglieder die SchülerInnen herzlich. „Heute rennen uns die Kids bestimmt noch nicht die Bude ein. Es wird noch einige Zeit dauern, bis sich die neue Bücherei unter den Kindern herumgesprochen hat,“sagt Fördermitglied Martha Bull, studierte Lehrerin und nach eigenen Angaben „verhinderte Bibliothekarin“.
Dank engagierter Eltern und einiger ehrenamtlicher Helfer können lesehungrige Kids im Viertel seit Beginn dieser Woche wieder in der neueröffneten STATT-Bibliothek (Osterdeich/ Ecke Sielwall) in genügend Lesestoff blättern. Sachbücher der Biologie und Geschichte, besonders das Thema Ritter und Burgen, Tierbücher, Krimis und Comics sind nach einer Schüler-umfrage die klaren Favoriten. Weiter ergaben sich aus der Umfrage auch etwa 150 potentielle Vereinsmitglieder.
Bisher konnte sich der gemeinnützige Verein über zahlreiche Spenden und Zuschüsse des Beirates Mitte und der Grünen in Höhe von 13.000 Mark finanzieren. Auch die SPD und die CDU erklärten sich bereit, in Form von Kopien und Büromaterial den Förderverein zu unterstützen. Rund ein Drittel der 12.000 Bücher der mittlerweile geschlossenen Stadtteilbibliothek können gegen einen jährlichen Vereinsbeitrag von 30 Mark für die ganze Familie ausgeliehen werden.
„Sogar Werder-Fußballspieler Marko Bode schickte uns ein großes Bücherpaket. Der „kleine Prinz“ist sogar dabei,“freut sich Fördermitglied Christine Nass, Mutter eines Sohnes. In einer Sponsorenaktion forderten die Vereinsmitglieder Kinderbuchverlage, Bremer Autoren und Buchhandlungen auf, Bücher, Hörspielkassetten und Videos zu spenden. Beschädigte Bücher würden auf Flohmärkten verkauft, um ein bißchen Geld zu machen.
Das mit der Schließung der Stadtteilbibliothek sei eine „Sauerei“gewesen, findet Bull. An der Entscheidung werde sich aber auch in Zukunft nichts ändern. Trotzdem sei die STATT-Bücherei nur als Übergangslösung gedacht, erklärt Eckart Müller, Sprecher des Fördervereins. Er sieht die STATT-Bücherei als empfindliche Pflanze, die geschützt und überwintert wird.
Denn der Verein fordert, daß „die Zentralbücherei im Polizeihaus am Wall möglichst bald entsteht. Aber in einem Gespräch mit Bürgermeister Henning Scherf haben wir noch nicht einmal Versprechungen bekommen,“erzählt Fördervereins-Sprecher Müller. Und Auch die Lehrerin Martha Bull ist der Ansicht: „Wenn die Politiker nicht Lotto spielen, glaube ich nicht, daß auf einmal Geld für so eine Zentralbücherei da ist.“
Julia Dührkop
Die Bücherei hat am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 15 bis 18 Uhr ihre Türen geöffnet sowie dienstags und donnerstags von 10 bis 13 Uhr. Der Mittwoch vormittag ist von 10 bis 12 Uhr nach Absprache mit Lehrern den Schulklassen vorbehalten.
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