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Buchprüfung im Hause NetanjahuVon Pfandflaschen zu Duftkerzen

Nach dem jüngsten Skandal um seine Frau Sarah muss Regierungschef Netanjahu seine private Ausgaben offenlegen. Es ist nicht der erste Vorfall.

Israels First Lady Sarah Netanjahu mit ihrem Gatten. Bild: imago/David Vaaknin

JERUSALEM taz | Vorläufig wirkt sich Israels jüngster Skandal um die Pfandflaschen der First Lady Sarah Netanjahu nicht zu Ungunsten für den Likud aus. Die von der liberalen Zeitung Ha’aretz am Dienstag veröffentlichten Umfragen zeigen sogar eine leichte Aufwärtsbewegung der Partei von Regierungschef Benjamin Netanjahu mit derzeit zwei Mandaten Vorsprung vor dem Mitte-links-Bündnis anstelle des früheren Gleichstands.

Das könnte sich ändern, wenn in zwei Wochen der Bericht des Staatskontrolleurs über die Ausgaben des Hauses Netanjahu veröffentlicht wird, genau einen Monat vor den Parlamentswahlen. Längst geht es nicht mehr nur um Pfandflaschen, sondern um Zehntausende von Schekel, die in Blumenarrangements der Netanjahus flossen, in Restaurantbesuche, Duftkerzen, Eiscreme und Alkohol.

Netanjahu wies die Berichte als übertrieben zurück, beauftragte einen Anwalt und forderte, auch die Ausgaben früherer Regierungschefs und Staatspräsidenten zu überprüfen, wenn er selbst die Bücher öffnen soll. Dass Sarah Netanjahu das Pfand für Flaschen einbehielt, die für öffentliche Veranstaltungen in ihrem Haus zuvor auf Staatskosten eingekauft wurden, gilt als Tatsache. Nur über die Menge der Flaschen streitet sich das Ehepaar mit seinem früheren Hausmeister.

Der veranschlagt umgerechnet rund 5.000 Euro, die die häuslichen Bediensteten auf Geheiß ihrer Chefin für das Leergut kassierten und anschließend an sie weiterreichten. Bei umgerechnet 7 Cent Pfand pro Flasche dürfte das Personal der Netanjahus ziemlich damit beschäftigt gewesen sein, das recycelbare Glas, Plastik und Blech in die Supermärkte zurückzutragen. Die Order sei gewesen, beim Kauf von Softdrinks und Wasser auf die kleinen Flaschen zurückzugreifen, damit es sich lohnt.

Die Opposition jubelt

Die regierungstreue Israel Hayom kritisiert die „obsessive Berichterstattung über leere Flaschen“. Die Opposition jubelt. Ein monatlicher Mindestlohn werde bei den Netanjahus im Durchschnitt für Alkohol ausgegeben, rechnete Zipi Livni, die jüngst von Netanjahu geschasste Justizministerin, vor. Nicht zum ersten Mal müssen Sarah Netanjahus Gier, ihre große Klappe und ihre Allüren herhalten für Sticheleien gegen ihren Mann.

Schon während Netanjahus erster Regierungsperiode vor fast 20 Jahren machte sich die Diplom-Psychologin zum Gespött. Das Massenblatt Jediot Achronot ging mit einer Serie von Peinlichkeiten an die Öffentlichkeit, legte ihr Verschwendung, Wutausbrüche und krankhafte Eifersucht zur Last.

Jedes Mal, wenn Frau Netanjahu einem Hausangestellten kündigt, kann das Volk einen Blick in die privaten Gemächer des Regierungschefs werfen.

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9 Kommentare

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  • der wahlkampf verspricht nun doch noch sehr spannend zu werden

    was sind schon Sarahs duftkerzen und pfandflaschen gegen Bibis beziehung zu Adelson?!

    http://www.richardsilverstein.com/2015/02/05/haaretz-removes-report-that-netanyahu-pressured-japanese-regulators-to-approve-adelson-casino-bid/

  • das ist doch wenigsten mal ein bißchen abwechslung im wahlkampf....

    und bestimmt lustiger als http://youtu.be/0CzqrB7aQgs

    oder http://youtu.be/YRWFVE2RRq4

  • Offensichtlich regt sich die Öffentlichkeit über den Pfandflaschen-Trick von Frau Netanjahu zur steuerfreien Aufbesserung der Haushaltskasse zur Lasten der Spesenrechnung ihres Ehemanns auf.

    Mich würde interessieren ob sich das öffentliche Ärgernis ebenso ausbreitete, als die Israelis im Jahr 2014 innerhalb von 7 Wochen jeden Tag durchschnittlich 60 Zivilisten in Gaza massakrierten bis es zum Schluss durch die israelische Dauer-Bombardierung 2.276 Todesopfer zu beklagen waren, darunter 591 Kinder und 453 Frauen.

     

    Noch keine 6 Monate ist es her, dass die Israelis durch ihre Dauer-Bombardierung des Gazastreifens direkt vor ihrer Haustür 250.000 Menschen buchstäblich das Dach über dem Kopf wegbombadierten.

     

    Das öffentliche Ärgernis, die Fuck Pfandflaschen von Frau Netanjahu. Unglaublich, wie die Israelis wirklich ticken.

    • @Nico Frank:

      Dieser krankhafte Iraelhass, der gerne in Antisemitismus übergeht, zumal Sie hier über das gesamte israelische Volk sprechen wird ja immer wahnsinniger: Beginnen wir bei der ersten Lüge: Es habe sich, so schreiben Sie, um ein "Massaker" gehandelt. Da wäre aber nur der Fall, wenn es für die Tötung de Personen keine militärische Notwendigkeit gegeben hätte. Sie leugnen damit bewusst sowohl den Raketenbeschuss, als auch die Vernichtungsziele der Hamas gegen Israel, ja Sie rechtfertigen sie mit Ihrem Kommentar indirekt sogar. Derartige volksverhetzende Tiraden sollten strafrechtliche Konesquenzen haben: http://www.welt.de/politik/deutschland/article136958755/Wer-Zionisten-den-Tod-wuenscht-ist-Volksverhetzer.html

    • @Nico Frank:

      Unglaublich, wie du so tickst…

       

      Den Dauerbeschuss mit Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel lässt du mal lieber weg. Auch die Attentate, bei denen Wartende an Bushaltestellen überfahren oder Juden mit Messern und Beilen in der Synagoge ermordet wurden - aber klar, Massaker verüben natürlich die Israelis… wie einfach man sich die Welt doch einrichten kann...

    • @Nico Frank:

      Ich möchte nicht das Sie sich noch mehr aufregen, aber Assad hat ebenfalls neben 200.000 anderen Moslems auch 2000 Palästinenser massakrieren lassen.

      • @klaas klever:

        Das wo anders Schurken Menschen umbringen, lässt die Schurkentaten der Israelis nicht schöner werden. Schurkentat bleibt Schurkentat.

        • @Nico Frank:

          Israels Feuer Kraft ist enorm und es könnte Problemlos ganz Palästina platt machen darauf verzichtet es aber und schafft es sogar unter den dort herrschenden Bedingungen die Opfer zahlen vergleichsweise gering zu halten. Da von Schurken Taten zu sprechen ist infam