■ taz-Autor Philipp Gessler brachte seinen Sohn zur Beschneidung und schrieb ihm dann einen offenen Brief. LeserInnen erheben Einspruch : Brutal und unnötig
betr.: „Nix für ungut!“, taz vom 12. 11. 07
Sehr geehrter Herr Gessler! Sehr geehrte Frau Gessler! Nach dem Lesen Ihres Artikels war ich völlig entsetzt! Dass die Vorhaut Ihres Sohnes Verhandlungsmasse in Ihrem Ehevertrag wird, welchen Aufwand Sie betrieben haben, um Ihr wehrlos Kind in einem so sensiblen Bereich wie dem Genitalbereich zu verletzten, und dass ein Vater dann noch die Unverfrorenheit besitzt, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, das verschlug mir erst einmal die Sprache.
Herr Gessler, Sie stellten sich selbst die richtigen Fragen. „Darf man ein Kind solchen Gefahren aussetzen, ohne medizinisch zwingenden Grund?“ und „Kann Religion das rechtfertigen?“ Und jeder einfühlsame Mensch, der nicht durch Religion verblendet ist, wird mit Nein antworten.
Auf der ganzen Welt lassen Millionen von Eltern an den Genitalien Ihrer Schutzbefohlenen herumschnippeln. Und das ist falsch! Zwischen einer pharaonischen Beschneidung in Afrika, dem, was Sie mit Ihrem Sohn angestellt haben, oder den pseudoprophylaktischen Beschneidung männlicher Säuglinge in den USA, besteht sicher ein Unterschied im Ausmaß des Leides, das den Kindern zugefügt wird. Aber im Kern ist alles gleichermaßen brutal und unnötig. Und es zeugt von einem gerüttelt Maß an Herz- und Gefühllosigkeit auf Seiten der Beteiligten.
Was Sie im letzten Absatz für Gründe für die Beschneidung angeführt haben, ist erstens nicht zu belegen und bewegt sich zweitens auf unterstem Macho-Stammtischniveau. Außerdem hätten Sie Ihrem Sohn die Chance geben können, sich mit achtzehn selbst dafür oder dagegen zu entscheiden. CHRISTIAN SCHUHMANN, Barum