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Brüter-Dialektik

■ Zum Streit zwischen Bonn und Düsseldorf um Kalkar

Die Argumente, die sich die nordrhein-westfälische Landesregierung gegen die Töpfer-Weisung in Sachen Brüter hat einfallen lassen, sind ebenso alt wie sachlich ehrenwert. Dennoch kann man getrost davon ausgehen, daß der Vorwurf der Verfahrensverschleppung, den der Bundesreaktorminister gen Düsseldorf schleudert, trifft. Ginge es allein nach Jochimsen, er würde prüfen, prüfen, prüfen - bis der Brüter noch vor seiner Inbetriebnahme an finanzieller Schwindsucht zugrunde ginge.

Die Bundesregierung steht gegenüber der Atomwirtschaft in der Pflicht, die Inbetriebnahme des „Höllenfeuers“ zu beschleunigen. Töpfer hat dies mit seiner Weisung gegen Düsseldorf pflichtgetreu exekutiert. Das Aufatmen der Brüter -Betreiber und des Bundesforschungsministers war nicht zu überhören. Die Sozis in Düsseldorf konterten in altbekannter Brüter-Dialektik: Wir sind „ausdrücklich gesprächsbereit“ und „widersprechen umfassend“. Demonstrativ verweigert Töpfer nun die endlose Fortsetzung des Brüter-Dialogs und trägt seinen Kollegen Jochimsen zum Jagen nach Karlsruhe.

Doch auch dem konservativen Reaktorminister ist Dialektik nicht fremd. Sein demonstrativer Schlag auf den Tisch signalisiert Beschleunigung und bedeutet in Wahrheit neue Verzögerung. Bis die hohen Richter entscheiden, werden Jahre ins Land gehen. Vielleicht entscheiden sie am Ende nicht mehr über die Inbetriebnahme, sondern nur noch darüber, wer die Milliarden-Zeche für den Koloß vom Niederrhein bezahlt. Das weiß auch Töpfer.

Gerd Rosenkranz

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