: Brüll und schäum: Welche Steuerstreichungen wem weh tun werden
Weniger für Selbständige:
Private Gewinne aus dem Verkauf von Betrieben und Firmenbeteiligungen sollen stärker besteuert werden. Ergibt 2,8 Milliarden Mark. Unternehmer werden weinen.
Kleinere Firmen durften bisher im ersten Jahr bis zu 50 Prozent der Anschaffungskosten von Computeranlagen, PKWs, Büromöbeln abschreiben, größere bis zu 30 Prozent. Diese Abschreibungsform könnte gestrichen werden. Ergibt 15 Milliarden Mark. Betriebe sowie die Computer- und Büromöbelindustrie werden protestieren.
Der Pauschalsteuersatz für geringfügig Beschäftigte wird von derzeit 20 auf 25 Prozent angehoben, vom Arbeitgeber zu zahlen. Ergibt eine Milliarde Mark. Einzelhändler und Gastronomen drohen mit dem Abbau von 590-Mark-Jobs
Weniger für Hausbesitzer:
Wer eine Immobilie verkauft, soll den Gewinn versteuern. Dies gilt nicht bei selbstgenutztem Wohneigentum. Ergibt 3,6 Milliarden. Die Hauseigentümer-Verbände werden wüten.
Weniger für die Bauern:
Gewinne aus der Land- und Forstwirtschaft sollen nicht mehr nach Durchschnittssätzen ermittelt, Freibeträge gestrichen werden. Ergibt: 620 Millionen Mark. Bauernpräsident Heeremann hat schon protestiert.
Weniger für Lebensversicherte:
Die späteren Kapitalerträge von neu abgeschlossenen Lebensversicherungen werden besteuert. Ergibt eine Milliarde Mark. Der Verband der Lebensversicherer fürchtet um Neuabschlüsse.
Weniger für ArbeitnehmerInnen:
Beschäftigte können nur noch eine Kilometer-Pauschale von 20 Pfennig geltend machen. Ergibt 3,5 Milliarden Mark. Pendler mit langen Wegen werden stärker belastet.
Sonntags- , Feiertags- und Nachtarbeitszuschläge werden besteuert. Ergibt 1,5 Milliarden Mark. Das betrifft SchichtarbeiterInnen. IG Chemie und IG Medien haben protestiert.
Weniger für die Schwachen:
Für Arbeitslosengeld und -hilfe und andere Lohnersatzleistungen sind Steuern zu zahlen. Ergibt 5,2 Milliarden. Erwerbslose mit höherem Arbeitslosengeld müßten bluten.
Abfindungszahlungen werden besteuert. Ergibt 900 Millionen Mark pro Jahr. Entlassene ArbeitnehmerInnen müßten berappen, Betriebe haben es dann noch schwerer, Ältere in den Vorruhestand zu schicken.
Weniger für Vereine
Spenden und Mitgliedsbeiträge für Vereine sollen nicht mehr abzugsfähig sein. Ergibt: 200 Millionen Mark. Die Vereine schreien. BD
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