szenenapplaus : Brühe müt Nüdeln
In der Kantine gibt‘s heute Neuschreib. Neuschmeck? Wie auch immer – der Wochenplan vermerkt jedenfalls: „Terrüne Hühnerbrühe müt früschen Gemüsen ünd Nüdeln“. Man habe angesichts der vielen Rechtschreib-Vorschläge nicht hintanstehen wollen, war aus der Großküche zu hören. Warum also nicht einem sträflich unterschätzten Buchstaben zu neuem Renommee verhelfen? Ohne PR läuft schließlich nichts, vom Effekt der Wiederholungsschleife weiß heute schon jeder Dreijährige – und dass das beworbene Produkt sinn- und nutzfrei sein darf, ist ja schon länger bekannt.
Fragt sich nur, wie der Autor ausgerechnet auf das „ü“ verfiel. Hat er‘s aus Volkes Mund vernommen? „Früsch“ – wie man‘s spricht? Eine für den Norden unwahrscheinliche Deutung, sind Schlachtrufe wie „D‘r Prünz kütt“ doch eher im Rheinland zu hören.
War dann vielleicht ein Sprachreformer am Werk? „Nüdeln“ als Plural von „Nudeln“? Warum nicht, leiden Begriffe wie dieser doch schon lange unter dem mageren Einfach-Plural, der in Zeiten der Superlative eine echte Marginalisierung bedeutet. Wenn man zudem bedenkt, dass man von Nudeln nie genug bekommt, dann birgt das Versprechen, „Nüdeln“ zu servieren, einen Riesenservice. Denn nur so ist sicherzustellen, dass die Ration die bislang ausgeteilte Minimal-Anzahl „zwei“ deutlich übersteigt. PS