Britischer Ex-Minister muss in Haft: Von seiner Frau verraten

Der einstige Hoffnungsträger der Liberaldemokraten Chris Huhne und seine Frau werden zu acht Monaten Haft verurteilt. Die ganze Skandalgeschichte.

Chris Huhne mit seiner neuen Freundin auf dem Weg ins Gericht. Bild: reuters

DUBLIN taz | Es begann mit einem minderschweren Verkehrsdelikt und endete mit Gefängnisstrafen. Der frühere britische Umweltminister Chris Huhne von den Liberaldemokraten und seine in Athen geborene Exfrau, die renommierte Wirtschaftswissenschaftlerin Vicky Pryce, sind am Montagabend wegen Irreführung der Justiz zu acht Monaten Haft verurteilt worden.

Die Geschichte begann gestern vor zehn Jahren. Huhne, damals Europa-Abgeordneter, war auf dem Heimweg vom Flughafen Stansted nach Südlondon. Auf der Autobahn M 11 fuhr er zu schnell, wurde geblitzt, und weil er bereits neun Punkte in der Verkehrssünderkartei hatte, drohte ihm der Führerscheinentzug. So überredete er Pryce, zu behaupten, dass sie gefahren sei, denn er benötigte seinen Führerschein für den Wahlkampf.

Sieben Jahre ging alles gut. In der Zeit wurde Huhne ins Unterhaus gewählt, unterlag Nick Clegg nur knapp bei der Wahl zum Parteichef der Liberaldemokraten und wurde im Mai 2010 Umweltminister in der Koalitionsregierung aus Tories und Liberalen. Einen Monat später eröffnete er seiner Frau, dass er sich nach 26 Ehejahren und drei gemeinsamen Kindern von ihr trennen werde, weil er eine Affäre mit seiner Mitarbeiterin Carina Trimingham habe. Er untersagte Pryce, mit den Medien darüber zu reden.

Sie sann auf Rache, und ihr fiel die Sache mit den Strafpunkten ein. Sie weihte die Politikredakteurin der Sunday Times, Isabel Oakeshott, ein. Sie wolle ihren Exmann fertigmachen, sagte Pryce der Journalistin. Um selbst eine Strafverfolgung zu vermeiden, durfte das Blatt lediglich berichten, dass „jemand anderes“ die Strafpunkte für Huhne übernommen habe. Daraufhin begann die Polizei mit Untersuchungen, und es dauerte nicht lange, bis sie herausfand, wer dieser „jemand anderes“ war.

„Fettes Stück Scheiße“

Huhne leugnete zwei Jahre lang, gab aber im Februar vorigen Jahres sein Amt als Umweltminister auf. Zum Prozessbeginn am 4. Februar legte er schließlich ein Geständnis ab. Auch Pryce fand sich als Komplizin auf der Anklagebank wieder, weil ihr als Griechin offenbar das englische Sprichwort nicht bekannt war: „Wenn du einen Rachefeldzug planst, fang damit an, zwei Gräber zu schaufeln.“

Im Prozess wurde vor den Augen der verblüfften Nation die schmutzige Wäsche gewaschen. Es ging längst nicht mehr nur um das Verkehrsdelikt, zur Sprache kamen Abtreibungen, zu denen Huhne seine Frau angeblich zwingen wollte, und selbst die Textnachrichten des jüngsten Sohns, der seinen Vater als „fettes Stück Scheiße“ beschimpfte, wurden vor Gericht verlesen.

Peinlich für die Liberaldemokraten wurde es, als aus dem E-Mail-Verkehr zwischen Pryce und Oakeshott hervorzugehen schien, dass Wirtschaftsminister Vince Cable sowie die Frau von Parteichef Clegg, Miriam González Durántez, über die Schummelei mit den Strafpunkten Bescheid wussten. Beide bestreiten das.

Huhne und Pryce müssen ein Viertel ihrer Strafe absitzen und werden danach für weitere zwei Monate mit elektronischen Fußfesseln unter Hausarrest gestellt. Jedes Element dieser Tragödie haben sie sich selbst zuzuschreiben, sagte der Richter zu den Angeklagten. Huhne arbeitete gleich nach seiner Verurteilung an der Reparatur seines ruinierten Rufs: Er sei zutiefst zerknirscht, dass er zwei Jahre lang gelogen und andere in den Fall hineingezogen habe, sagte er.

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