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Archiv-Artikel

Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien Berlins um

Für seine dritte Einzelausstellung bei Klara Wallner hat Knut Eckstein dreidimensionale, tektonische Bilder mit der Wäscheleine an die Wand geschnürt. Automatisch spekuliert man daher, ob sie, zieht man nur am richtigen Ende, womöglich von der Wand fallen? Von diesem Moment an, kaum hat man darüber nachgedacht, lassen einen die Wandskulpturen natürlich nicht mehr in Ruhe. Man muss hinter ihr Geheimnis kommen.

Was hat es mit diesen Fundstücken aus den Printmedien wie Mode- oder Architekturfotografien auf sich, die Eckstein mit den Volumina ganz unterschiedlichen Verpackungsmaterials kombiniert, das gerne einmal Elektrogeräte umhüllte? Einen Hinweis gibt der Ausstellungstitel „Ornamental Crime“, der sich auf Adolf Loos und dessen modernistisches Pamphlet „Ornament und Verbrechen“ bezieht. Ecksteins Pappschachtelmontagen sind gewissermaßen ein Tatort: Sie sind dekorativ-ornamentale Objekte und damit nach Loos verbrecherisch „vergeudetes Material“. Darüber hinaus waren sie aber einmal strikt funktionales Schutzmaterial, was es trotzdem nicht davor bewahrte, als vergeudeter, weggeworfener Stoff zu enden – hätte ihn Knut Eckstein nicht zum Kunstwerk umgemünzt.

Das Kunstwerk ist dann ein Tatort, der uns viele Spuren und Hinweise liefert, etwa zu den Farben, der Typografie und den merkwürdigen Kurzgeschichten unserer Alltagswerbewelt. Manche Spuren führen dann vielleicht ein wenig in die Irre und bringen uns dabei auf ausgesprochen gute Ideen. Beispielsweise könnten wir in den verschnürten, bemalten und mit Papier überklebten Pappkuben die äußerst dekorativ verschnürten Frauen von Nobuyoshi Araki erkennen, wie das Michael Wewerka am Eröffnungsabend tat. „Ornamental Crime“ macht uns eben nicht nur zu Kriminalisten, wir werden Sonderermittler.

■ Knut Eckstein, „Ornamental Crime“, Galerie Klara Wallner, Tempelhofer Ufer 36. Bis 24. 4., Di.–Sa. 12–18 Uhr