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Brennende VorstädteKalifornier selber schuld

Nach Meinung von Fachleuten sind die katastrophalen Folgen der Brände in Kalifornien hausgemacht: Die Küstenregion wird zunehmend zersiedelt. Derweil zensiert Bush Klimaberichte.

"Es gibt nichts, was wir tun können": Satellitenaufnahme der Feuer in Kalifornien Bild: dpa

WASHINGTON taz Es seien die "schlimmste Brandkatastrophe und die umfangreichsten Evakuierungen aller Zeiten in Kalifornien", vermelden die US-Behörden. Mehr als eine halbe Millionen Menschen sind seit Dienstag auf der Flucht vor den Flammen, rund 1.300 Häuser und knapp 170.000 Hektar Land sind bereits verbrannt. Mindestens ein Mensch kam bislang ums Leben, 45 wurden verletzt.

Seit Sonntag entzündeten sich im Süden Kaliforniens insgesamt 16 Brandherde. Rund 8.000 Feuerwehrleute sind im Dauereinsatz, unterstützt von 90 Löschflugzeugen und Helikoptern. US-Präsident George W. Bush hat sich für Donnerstag angekündigt. Seine Sprecherin, Dana Perino, ließ wissen, dass der Präsident Solidarität mit der Bevölkerung zeigen und dafür sorgen wolle, dass die Verwaltung in Kalifornien hinreichend von den Bundesbehörden unterstützt werde. "Wir haben aus der Situation nach dem Hurrikan 'Katrina' in New Orleans unsere Lehre gezogen" sagte Perino. Zuvor hatte die US-Regierung den Notstand verhängt und Finanzhilfen freigegeben.

Nach Meinung von Fachleuten sind die katastrophalen Folgen der Brände hausgemacht. Die Feuer, das Ergebnis natürlicher Phänomene wie anhaltender Dürre, extrem hoher Temperaturen und starker Winde, vernichteten immer mehr Häuser, weil die attraktive Küstenregion zunehmend zersiedelt werde. Allen voran unter US-Prominenten und Millionären werden die bewaldeten Hügel zum beliebten Bauland. Das überproportionale urbane Wachstum in den brandgefährdeten Regionen sei Ursache dafür, dass jährlich mehr Häuser in Flammen aufgehen, sagen US-Populationsforscher. Zwischen 2000 und 2007 stieg die Bevölkerungszahl in Kalifornien von 33,8 auf 37,7 Millionen Menschen. Die kommen, angelockt von der blühenden Wirtschaft, der vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenrate und 300 Sonnentagen im Jahr, nirgendwohin so zahlreich wie nach Kalifornien. Anders als in den 60er-Jahren fliehen die Normalverdienenden vor Monstermieten und Überbevölkerung aus den Städten in weiter abgelegene Gebiete.

Seit langem ist bekannt, dass besonders der Westen der USA unter anhaltender Trockenheit, sinkenden Wasserständen und schwindendem Grundwasser leidet. Ein regionaler Klimawandel ist die Folge, der durch die wachsende Bevölkerung der Region beschleunigt wird. Zwar hat Kalifornien die landesweit strengste Umweltgesetzgebung, doch bleiben die Bemühungen einzelner Bundesstaaten auf der regionalen Ebene stecken, solange die koordinierende und richtungsweisende Hand der US-Bundesregierung fehlt.

US-Präsident George W. Bush hat erst kürzlich überhaupt zugegeben, dass mit dem Klima und den Folgen menschlichen Handelns etwas nicht stimmt. Dass der von Experten unbestrittene Klimawandel direkte Folge menschlichen Handelns sei, bestreitet die US-Administration nach wie vor. Auch dass der Klimawandel Auswirkungen auf Umwelt und Menschen haben könnte. Am Dienstag wurde bekannt, dass das Weiße Haus entsprechende Dokumente zensiert habe. Vor einer Senatsanhörung über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels hatte das Weiße Haus den Bericht einer Behördenleiterin stark gekürzt. Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Kongress, die demokratische Senatorin Barbara Boxer, forderte die sofortige Freigabe der ungekürzten Fassung.

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